Tagebuch




Cowboy Feeling ...

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Gabi und Jürgen nach einem "slow ride", Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Die Nacht war irgendwie zu kurz. Hatte lange am Mac gesessen und war dann auch immer wieder aufgewacht. Der Kühlschrank brummt, als würde er jeden Moment explodieren. Stecker raus!

Unser Tag startet dann aber sehr erfreulich mit einem Rundgang über die Ranch und einem ausgezeichneten Cowboy-Frühstück mit allem, was das Herz begehrt. Herzhaft, fruchtig, lecker! Alle hier sind super nett und die Wrangler, die sich eben schon um die Pferde gekümmert haben, frühstücken mit uns.

Dann machen wir uns fertig für unseren ersten Ausritt. Gabi hat schlauerweise unsere Radfahrhosen eingepackt, die wir nun „drunter“ tragen. Lange Hosen und auch Hemden mit langem Arm waren dringend empfohlen. Hatte ich nicht verstanden, jetzt weiß ich, warum. Gabi hat ihre Cowboystiefel von zu Hause mitgebracht, ich versuche das mal mit den Trekkingschuhen. Geht gut, aber vielleicht schnappe ich mir morgen mal ein Paar Cowboyboots aus dem Stable.

Um 09:00 Uhr geht es los: ein einstündiger „slow ride“ steht auf dem Programm und wir sind mit Cowboy David alleine unterwegs. Das ist natürlich Luxus pur. Er gibt uns eine kurze Einweisung ins Sportgerät: Zehen etwas nach oben, Zügel immer festhalten und NIE loslassen, Zügel immer vor dem Sattelknauf halten, Hand nach links - Pferd nach links, Hand nach rechts - Pferd nach rechts. Zügel hinter den Sattelknauf - Pferd stoppt, Zügel stärker nach hinten ziehen - Rückwärtsgang. Klingt einfach, ist es auch! Ach ja: da die Klapperschlangen um diese Jahreszeit sehr aktiv sind, sollen wir unseren Pferden nicht erlauben, unterwegs zu fressen. Gerade in den Büschen, an denen die Vierbeiner so gerne knabbern, verstecken sich die Reptilien und wenn die dem Pferd in die Nase beißen, schwillt die zu und es bekommt keine Luft mehr. Das will ja keiner!

Wir reiten durch „unsere“ Westernstadt und das ist schon cool. David vorne weg, Gabi hinterher, ich mache den Schluss. Dann geht es raus ins freie Gelände und das ist sehr abwechslungsreich: Steppengras, Kakteen, Büsche, enge Wege, die ich zu Fuß kaum passieren würde, Stock und Stein, rauf und runter, hohe Büsche, durch die sich die Pferde durchzwängen (dafür sind die langen Sachen Gold Wert, ich habe eine Ahnung, wie meine Beine und Arme jetzt aussehen würden, wenn ich sie nicht geschützt hätte), sehr tiefer Sand und die Perspektive aus dem Sattel ist sehr speziell.

Was mich am meisten wundert: alles geht so easy! Klar, dass sind liebe Tiere - aber mein Brauner macht genau, was ich will (oder lässt er mich nur glauben, dass das so ist und lacht sich innerlich scheckig?). Lässig sitze ich im Sattel, eine Hand am Zügel, die andere baumelt herunter. Festhalten ist nicht nötig. Und Pablo macht genau, was ich will. Kleiner Busch - links vorbei, Zügel einen Hauch nach links. Dicker Stein - rechts vorbei, Zügeln etwas nach rechts. So mäandern wir durch die Landschaft und es unbeschreiblich relaxed. Das Ganze hat tatsächlich so etwas wie einen „Flow“ - super coole Sache. Unterwegs habe ich den Eindruck, dass die Veranstaltung nachhaltig auf meine Oberschenkel einwirken wird, aber sehen wir mal. Dafür, dass das Pferd läuft, bin ich sicher, dass ich sportlich beteiligt bin.

Es ist auch definitiv so, dass ich spüre, wie ich Pablo die Arbeit erleichtern kann: geht es steil hinauf, lehne ich mich instinktiv nach vorne - steil bergab: Rückenlage. Das scheint ihm zu gefallen. Ich kann immer wieder nur sagen: lest eueren Karl May!

Als Gabis Pferd mal etwas zu langsam wird, ruft David ihr zu: „Kick him like you kick your husband!“ Ich stelle mich taub, aber auch das hilft mir sehr: trödelt Pablo mal, kriegt er einen leichten „Kick“ meiner Fersen und schon geht es vorwärts.

Eine gute Stunde später sind wir zurück und ein Paar, das wir beim Frühstück angesprochen hatten, filmt uns, als wir in die „Straße“ einreiten. Auch am Anfang hatten sie zwei Fotos gemacht. Sie haben extra ihre Abreise um eine Stunde verschoben, um uns die Bilder und Videos zu überspielen - wer würde das bei uns machen? Auch ich hatte mich nach der Hälfte des Weges getraut, das iPhone auszupacken und einige Bilder und auch ein Video zu machen. So gibt es tatsächlich Fotos von uns beiden im Sattel.

Zum Mittagessen gibt es Fish & Chips für uns. Dazu bedienen wir uns am Wasserspender, der viel Wasser, Eiskugeln und Gurkenscheiben (hallo Heiner, das wäre was für dich!) sowie Erdbeeren enthält. Kurios, aber erfrischend!

Anschließend fahren wir für 2,5 Stunden ins nahe Tombstone (Übersetzung: Grabstein). Fahrtzeit: 5 Minuten über die Gravel-Road, wenn man fix fährt. Die Geschichte der Stadt habe ich 2012 glaube ich ziemlich ausführlich beschrieben, oder? Schaut euch den gleichnamigen Film mit Kurt Russel & Val Kilmer an. Wyatt Earp, seine beiden Brüder und Doc Holliday erschießen 3 Leute (den 19-jährigen Clanton zwei Mc Laurys) am OK Coral und die Welt diskutiert (zumindest in Insiderkreisen) noch heute, ob es „Law and Order“ (mein Fachgebiet) oder Mord war.

Die „Town to tough to die“ ist zweimal von heftigen Bränden heimgesucht und wieder aufgebaut worden. Hier tobte in den 1880ern das pralle Leben. Silbermienen, Glücksspiel, Prostitution auf höchstem Niveau. Und die Flagge halten sie heute noch hoch. Big Nose Kate’s Saloon, der OK Coral, die „Epitaph“-Druckerei und natürlich das „Bird Cage Theatre“ sind echte Sehenswürdigkeiten, von der Mainstreet mal ganz abgesehen.

Wir kaufen diesmal tatsächlich Karten für die „Shoot out Show“ um 14:00 Uhr (täglich erschießen die Gesetzeshüter mehrfach die 3 „Schurken“ an der Originalstädte. Im Eintritt von 10,00 $ inbegriffen: Ausgaben der „Epitaph“ vom Tag danach (erhältlich in der Druckerei) und ein „Historama“ (eine Mischung aus Augsburger Puppenkiste und Dokumentarfilm zur Geschichte Tombstones). Check - alles gesehen und abgeholt.

Zwischendurch gehen wir noch ins „Bird Cage Theatre“ und unternehmen einen Zeitsprung in die 1880er: Kurz gesagt war das „der“ Puff der wilden Westernzeit und er war über die Grenzen Tombstones hinaus bekannt. Die New York Times bezeichnete es als den wildesten Ort zwischen 1881 und 1889. In den neun Jahren seiner Öffnungszeiten hatte es nie (!) auch nur eine Stunde geschlossen. 16 Schießereien innerhalb des Gebäudes, 140 Kugellöcher unterschiedlicher Kaliber in Wänden und Möbeln (einige von ihnen haben wir gesehen). Der Name kommt von den 14 Separees (Vogelkäfigen), die über der Spielhalle/Tanzfläche hingen und in denen die „Ladies of the night“ ihrer Profession nachgingen. Dazu gab es CanCan-Vorführungen auf der Bühne. Untendrunter: Weinkeller und Pokerräume. Hier ist das längste Pokerspiel der gesamten Westernzeit verzeichnet: 8 Jahre, 5 Monate und 3 Tage. Pokertisch und Karten stehen noch heute so, wie sie damals verlassen wurden, inklusive der Stühle auf dem dreckigen Boden. Wyatt Earp traf seine dritte Frau, Sadie Marcus, hier im „Bird Cage“ - auch sie war „vom Fach“.

Als Tomstones Stern mit dem Minenverfall unterging, wurde das Bird Cage Theatre geschlossen und stand unberührt fast 50 Jahre dort, inklusive des gesamten Inhalts. 1934 wurde es eine „Historic Landmark of the American West“ und für die Öffentlichkeit geöffnet - unverändert bis heute. Lediglich im Eingangsbereich ist eine Zwischenwand eingezogen worden, um Souvenirs verkaufen zu können und manche Räume sind als Museum mit Relikten der alten Zeit gefüllt worden.

Das war wirklich ein besonderer Moment, durch die Räume zu streifen und das Gefühl zu haben, Doc Holiday, Wyatt Earp und all die anderen seien gestern erst hier gewesen. Ich habe Fotos gemacht. Der absolute Oberhammer war die Ecke des Bestatters mit dem sehenswerten Leichenwagen (gebogene Scheiben, 24-Karat Gold und Sterling Silber). Da hängt neben Särgen, dem Leichenwagen etc. doch glatt eine original Werbeanzeige aus dieser Zeit; Slogan: „Warum halbtot rumlaufen, wenn wir sie für nur 22 $ beerdigen können?“ Ergänzend werden beste Kiefernsärge und der neue Leichenwagen angepriesen. Wer kann da schon nein sagen? Wer will dann noch weiter leben? S - a - g - e- n - h - a -f -t !

Die Schießerei im OK Coral ist eine Show, ziemlicher Klamauk, gehört aber dazu.

Zurück auf der Ranch folgt unser zweiter slow ride - genau so entspannt und klasse wie der erste. Mark führt uns, Tom (mit dem wir gestern Abend gepokert haben und der einer der Eigner der Ranch ist) macht den Schluss. Amber und David aus Tucson sind auch dabei. Mein Brauner braucht einige „Kicks“ - etwas schläfrig der Gute! Mit Tom unterhalte ich mich unterwegs darüber, wie schön das doch hier ist: nur das Hufgetrappel zu hören und die Grashüpfer, die umhersurren. Ansonsten: totale Stille. Ich finde es einfach super entspannend - Tom hat noch ein besseres Wort: „peaceful“! Dem ist nichts hinzuzufügen!!

Nun haben wir 2 Stunden auf der Terrasse gesessen und ich habe diesen Artikel bis hierher verfasst - wie die Zeit vergeht! Immerhin gab es ein Glas Wein dazu und ein paar Chips. Und jetzt ruft das Abendessen (es soll Steak geben!?) und anschließend Live-Musik im Saloon. Ob ich gleich noch dazu komme, den Rest zu schreiben und Fotos auszusortieren? Wer weiß?

Das Abendessen war wieder super in Gesellschaft von Pat und Ricky. Spinatsalat mit Orangen und Cranberrys, Steak mit Pilzen, Zwiebeln, grünem Spargel, Ofenkartoffel und Frischkäse sowie zum Abschluss Applepie mit Eis.

Im Saloon baut die „Livemusik“ auf. Gabi kann die Truppe sehen und sie äußert berechtigte Befürchtungen, dass die Band den zweiten Refrain noch erlebt. Hochbetagt, sage ich da nur. Den Herrn mit dem weißen Bart und der Gitarre haben wir bereits heute Mittag im OK Coral kennen gelernt; freitags macht er hier Musik. Unverstärkt, aber laut geben die beiden Countrysongs der 60er und 70er Jahre zum Besten.

Wir unterhalten uns mit Pat und Ricky, später kommt noch Karin Collins dazu, eine Deutsche, deren Mann bei der Army war und so ist sie in die Staaten gekommen (liebe Grüße an Yvonne und Alphons!).

In einer Pause greift ein über 80-jähriger zum Saxofon und intoniert „Summertime“ und ähnliche Stücke. Ich geselle mich zwischendurch zu Tom an die Theke - ich muss doch mal diesen Rye-Whisky aus Kentucky probieren, den er hier in größeren Mengen zu sich nimmt. Wir fachsimpeln über schottische Single Malts (danke Micha und Tim aus der Whiskybotschaft für ein erstes Grundwissen, damit kann ich hier mithalten) und plötzlich habe ich einen Colt in der Hand, kleines Kaliber, aber ist der geladen?

So ist das hier, alle lachen und ich werde das Ding wieder los. Großer Spaß, die Ritte für morgen sind gebucht und dazu gibt es bereits in der Frühe Cowboy-Frühstück am Lagerfeuer mit Geschichten von Arizona-Bill.

Noch ein gemütlicher Tag kommt uns gerade recht und der Rücken der Pferde darf gerne wieder für das echte „Cowboy-Feeling“ sorgen!

Tagesetappe: 8 Kilometer
Übernachtung: Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Fort Bowie und die Apachen

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Jürgen auf dem Trail zum Fort Bowie, Apache Pass, AZ

Auch heute morgen hole ich vor und nach dem Frühstück zunächst mal den Tagebucheintrag von gestern nach. Dabei habe ich unterschlagen, dass wir gestern Abend in der Little Toad Brewery ja auch noch zwei Schnäpse hatten. Schließlich ist das dort nicht nur eine Brauerei, sondern auch eine Destille. Gabi nimmt den einzigen Whisky, der auch noch „gealtert“ sein soll. Mal ehrlich: sie haben irgendetwas destilliert, das die Farbe von Whisky angenommen hat und dann so getauft. Selbst der Mekong-Whisky aus Thailand war besser, und das will was heißen. Mein Green Chili Vodka hält, was er verspricht: scharf!

Das Wetter ist hier weiterhin sehr bedeckt und es sieht verdächtig nach Regen aus. Für den Apache Pass, den man nur bei Trockenheit befahren kann und damit auch Fort Bowie sieht es nicht gut aus. Na, fahren wir doch erst mal los; es ist ja eine ganze Strecke.

Und siehe da, als wir Arizona erreichen, lacht uns blauer Himmel entgegen und die Wolken sind flauschig weiß. Also biegen wir von der I-10 ab und nehmen die unbefestigte Straße des Apache Pass zum Trailhead der Fort Bowie National Historic Site unter die Räder.

Fort Bowie ist so etwas wie ein „hike in Park“. Ohne eine Wanderung von 3,5 Meilen ist der Park nicht zu erforschen. Es ist mächtig heiß und ich komme gut ins Schwitzen. Auf dem Friedhof des Forts sehen wir, dass man damals nicht sehr alt wurde. Selbst Kinder sind hier begraben, u.a. ein Sohn des Apachen Geronimo.

Die Hitze schlägt mir auf den Magen und ich bin heilfroh, als wir das Visitor Center mit den besten Restrooms der Welt erreichen. Gabi lernt inzwischen Rangerin Amy kennen, die gerade auf dem Weg ist, zwei neuen Freiwilligen eine Ersteinweisung in die Geschichte des Fort Bowie zu geben. Wir dürfen uns anschließen und bekommen einen Geschichtsvortrag der Extraklasse. Amy ist redegewandt, hat amerikanische Geschichte studiert und ihre Vorfahren waren hier mit Fort Bowie verbunden. Richtig gut!

Das Fort war Mitte des 19. Jahrhunderts richtig groß und das Leben hier bestimmt kein Zuckerschlecken, auch wenn man einiges tat, es den hier stationierten Truppen und ihren Familien schön zu machen. Kneipe, Sanitäranlagen, gute hygienische Verhältnisse, eine Schule für Erwachsene und Kinder, Tennisplätze (!) - sogar eine Eismaschine hatten sie hier.

Aber wie gesagt: das Leben war gefährlich hier und insbesondere die Geschichte rund um den Chiricahua-Apachen Cochise und seine Familie schlägt auf den Magen. Zum Verhandeln war er mit seiner Familie hierher gekommen, wurde gefangen genommen, konnte alleine fliehen und seine Familie blieb als Geiseln zurück. Wie das so ist mit der Gewaltspirale: er nahm auch welche, und die Geschichte endete böse. Die Geiseln auf beiden Seiten wurden umgebracht und es entwickelte sich ein 11-jähriger Krieg zwischen den Apachen und den Truppen, der das Leben hier noch ungemütlicher machte.

Wir hingegen wandern frohgemut zurück zum Auto. Gut drei Stunden haben wir hier verbracht und knapp 8 km zurückgelegt in den heißen Bergen. Über den Apache Pass geht es weiter, tolle Offroad-Strecke!

Dann überlegen wir, ob wir überhaupt noch wie geplant zum Chricahua NM fahren sollen, denn obwohl wir heute mit der Ankunft in Arizona wieder eine Stunde „gewinnen“ wollen wir nicht zu spät auf der Ranch sein. Na gut, einen Abstecher machen wir, zumal der Park auf dem Weg liegt.

Nach dem obligatorischen Besuch im Visitor Center fahren wir den Bonita Canyon Drive bis zum höchsten Punkt auf rd. 2.300 m. Dort drehen wir eine kurze Runde über den Massai Nature Trail und wandern anschließend auch noch ein Stück des Echo Canyon Trail, der uns mitten hinein bringt in die zerborstene Felsenlandschaft.

Um 17:30 Uhr erreichen wir die Tombstone Monument Guest Ranch und werden herzlich empfangen. Kurze Einweisung ins Ranchleben, dann bekommen wir unserer riesiges Zimmer mit Terrasse und Blick auf die Berge. Sehr schön! Die ganze Anlage ist sagenhaft - ich muss morgen mal Bilder machen und ein eigenes Album nur für die Ranch erstellen. Sie ist aufgebaut wie die Hauptstraße des historischen Tombstone und vermittelt echtes Westernfeeling. Dazu die Geräusche der Grillen etc - unbeschreiblich! Yvonne und Alphons vom Ranchhouse Cafe in Eyll haben hier einige Jahre gelebt und gearbeitet.

Abendessen ist hier inklusive und so begeben wir uns um 18:00 Uhr in den Saloon, treffen auf Ricky und Pat aus Alabama und essen gemeinsam mit ihnen griechischen Salat, Chicken Alfredo und einen Pie mit Erdnussbutter zum Nachtisch. Dazu frisch gezapftes Bier und Margarita - die gibt es hier sogar „on tap“, also vom Faß und Zapfhahn.

Gegen Ende des Essens geht die Tür auf und Wyatt Earp steht leibhaftig an unserem Tisch. Er hat jahrelang in der Show zum Shootout am Ok-Coral mitgespielt und teilt uns mit, dass er uns heute Abend das Pokern beibringen wird. Und schon sitzen wir 4 mit ihm am Pokertisch, später kommt noch Tom von der Ranch hinzu. Als erstes bekommen wir alle Western-Namen. Gabi heißt am Pokertisch nur noch "Bad Baetzi" und ich werde "Texas Jack Vermillion" getauft. Zum piepen!

Wyatt erklärt unglaublich gut und wir spielen um Chips - einfach nur zum Spass. Dabei geht er mit uns im Laufe des Abends verschiedene Spielvarianten durch; als Ricks und Pat später zu Bett gehen, drehen alle mächtig auf, insbesondere Gabi, die völlig ausgelassen ist, auch unterstützt durch die Margaritas. Wir erzählen von unseren Reisen, natürlich auch die Story von den unzählbaren Bierflaschen am Vorabend. Uns allen laufen die Tränen über die Wangen und so endet ein unerwartet authentischer „Western-Abend“ mit viel „Spiel“-Witz, neuen Bekanntschaften und dem Gefühl, im Wilden Westen der 1880er angekommen zu sein.

Das wird sich morgen noch verstärken, denn wir haben uns für 09:00 Uhr und 15:00 zu einstündigen „slow-rides“ in die Umgebung angemeldet. Da wird das Cowboyfeeling noch präsenter werden. Wir freuen uns drauf.

Tagesetappe: 354 Kilometer
Übernachtung: Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Auf den Spuren der Indianer

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Gabi im Gila Cliff Dwellings NM, NM

Kurzer Tagesbericht: Heute geht es sehr entspannt zu, denn wir haben „nur“ einen Ausflug geplant. nach einem guten Frühstück mache ich mich aber zunächst mal über die Fotos des Vortages und den noch fehlenden Tagebucheintrag her. Wir skypen mit den Eltern; zu Hause ist alles ok, das freut uns.

Als wir gegen 10:30 Uhr hier im Motel aufbrechen, sieht die Wetterlage gar nicht so toll aus. Ein paar dunkle Wolken zeigen sich am Himmel und es ist etwas kühl hier oben („high desert!“). Ein freundlicher Herr spricht uns an und berichtet, dass die Aussichten nicht gut seien und Richtung „Gila Cliff Dwellings NM“, unserem Ausflugsziel, mit Gewitter und sogar Hagel gerechnet werden müsse. Die Straße dorthin sei darüber hinaus sehr kurvenreich und eng, wie es dort mit „flash floods“ aussehe, könne er nicht sagen. Aber er gibt uns den Hinweis, wo wir hier im Ort im Visitor Center näheres erfahren können. Sehr nett!

Zunächst bessern wir unsere Vorräte, insbes. bzgl. Wasser, Obst und „salty snacks“ im nahen Albertson’s auf. Dann steuern wir das Visitor Center an.

Dort bestätigt uns die Rangerin die schlechten Aussichten, betont aber, dass der Ausflug „the one and only thing“ wäre, was sie machen würde, wenn Sie hier einen Tag zur Verfügung hätte. Im Übrigen gäbe es dort auch noch ein weiteres Visitor Center und Ranger am Trail. Also los!

Blick auf den Tankfüllstand: Soll für 130 Meilen reichen, eine Strecke sind 69 km - das sollte passen. Wir fahren über die „long an winding road“, den NM-Hwy.#15 immer bergauf und bergab. Das macht Spaß, geht aber - wie angekündigt - nur langsam vonstatten. Die Straße ist wirklich eng. 2 Stunden soll man jeweils veranschlagen für die knapp 70 km.

Plötzlich zappelt Gabi neben mir: ein Mule Deer steht am Wegesrand und hüpft ängstlich in den Wald. Ein wenig neugierig ist es aber doch. Fenster runter, Musik aus, langsam rollen, Kamera im Anschlag. Es gelingen ein paar schöne Fotos, eben weil das Tier mit der Zeit zur Ruhe kommt und auch so neugierig ist. Ganz im Gegensatz zu den Truthähnen, die aufgeregt von rechts nach links rennen - also kein Foto von den „Guru-Gurus“.

Nach einem Besuch im Visitor Center (davor steht ein Denkmal für den großen Apachen Geronimo, der hier geboren ist) mit 15-minütigem Film über das frühere Leben im Gila Cliff Dwellings NM geht es zum Trailhead. Dort spricht uns ein weiterer Ranger an und ergänzt zunächst das eben gehörte im Detail. Hier in diesem Tal mit den felsigen Berghängen sind sehr frühe Besiedlungen durch „Native Americans“, wie die Indianer offiziell genannt werden, nachgewiesen. Um 1.250 n.Chr. bauten sie hier die heute als Cliff Dwellings zu besichtigenden, den Pueblos angelehnte Bauten in natürlichen Höhlen, die ebenfalls frühere Besiedlungsspuren (ohne Bauwerk) aufweisen. Da oben waren die Leute vor Feinden und wilden Tieren geschützt; Wasser bezogen sie aus dem Gila River, der hier im Hintergrund auch heute noch plätschert.

Und dann gibt er noch eine Einweisung in den 1,5 Meilen langen Loop-Trail, der über engen Pfad durch Buschwerk, Bäume und Kakteen führt. Zwischendrin ein steiler Anstieg, dann die Anweisung, welche Höhlen begangen werden dürfen und worauf wir zu achten haben. Schließlich der Hinweis, unbedingt auf dem Weg zu bleiben, niemals abzuweichen und immer zu schauen, wohin man tritt und hinfasst. Viele Klapperschlangen sind hier zu Hause, eine (er nennt uns die ungefähre Stelle des Weges, wo sie sich regelmäßig aufhält) sei 3,5 feet (1 Meter) lang und schon sehr beachtlich. Zwei weitere Schlangenarten gibt es hier, beide ungiftig. Und natürlich Echsen etc. Er hat eine Tafel, auf der die heutigen Sichtungen an Schlangen und anderem Getier protokolliert sind.

Wir machen uns auf den Weg und scannen mit unseren Augen ständig die Gegend ab. Das macht so eine Wanderung gleich viel spannender, wenn es was zu sehen gibt. Und wir sehen einen Salamander, eine Echse, eine Raupe (die auch ganz fies nesselt, wenn sie in deinen Nacken fällt, erfahren wir später vom Ranger) und eine sehr große Eule, die im Geäst ruht. Keine Schlangen. Wenn wir ehrlich sind, würden wir schon mal gerne eine sehen, so aus sicherer Distanz. Nun ja, die Gelegenheit gibt es ganz sicher wieder in den nächsten Tagen in Tombstone auf der Ranch. Ich habe die Viecher aber lieber in der „freien Wildbahn“ und nicht da, wo ich mein Lager aufschlage. Ok, das konnte sich Old Shatterhand auch nicht aussuchen …

Die Behausungen sind eindrucksvoll und bieten wirklich guten Schutz. Gerade, als wir uns dort aufhalten, geht „draußen“ ein Regenguss runter, der sich gewaschen hat. Wir bleiben trocken, nur auf dem letzten Stück des Trails fallen nochmal einige dickere Tropfen.

Am Ende unterhalten wir uns noch lange mit dem Ranger, zeigen Fotos, er notiert unseren Salamander und die Echse an der Tafel und wir rollen heimwärts. Gleiche Strecke zurück - doof ist nur, dass ich auf dem Hinweg wegen der Bergetappen mehr Sprit verbraucht habe, als gedacht. Es wird sehr eng, passt am Ende aber doch so gerade. Als ich um eine Kurve fahre eröffnet sich der Blick auf einen tollen Regenbogen, später stehen 5 Mule Deer hinter einer weiteren Biegung mitten auf der Straße. Vollbremsung, hüpf, hüpf, hüpf (machen die Tierchen) - klick, klick, klick unsere Kamera.

Zur Feier des Tages laufen wir nochmal 2,5 km nach Downtown, um in der „Little Toad Creek Brewery“ einzukehren. Hier werden gleich mehrere Sorten Bier gebraut und auch Schnäpse destilliert. Ich probiere nacheinander ein „E9- Pale Ale“, ein „Big Ditch Brown Ale“ und schließlich ein „Bosque IPA“. Zum Teil sehr speziell und bitter, aber mir gefällt es. Dazu gibt es Fish-Tacos mexikanischer Art. Gabi startet mit einer Margarita und probiert dann das hier gebraute „Berry Cider“, das ihr sehr gut schmeckt. Ihr „Silver City Burger“ ist „hot & spicy“ und für sie so gerade an der Grenze, ich helfe ihr beim Verzehr.

Auch hier gibt es einige nette Gespräche und der junge Barkeeper versteht sein Handwerk, liefert eine sehenswerte Show ab und arbeitet wie ein Verrückter. Die Bude ist proppevoll, wir sitzen an der Theke und im Nebenraum wird unter lautem Beifall „Quiz“ gespielt wie jeden Mittwoch hier - deshalb ist es auch so voll hier heute. Am Ende unterhalten sich Gabi und ich ernsthaft darüber, wie viele große Bierflaschen (man bekommt das Gezapfte hier auch „to go“) auf den beiden Regalen an der Wand gegenüber stehen. Ich bleibe bei 15 und 14, Gabis Angaben wechseln zwischen 18/16 und 24/19. Ich mache ein Foto und gerade eben (ich schreibe diesen Eintrag wieder am „Morgen danach“) haben wir aufgelöst. Wer Recht hatte? Wird nicht verraten!

Auf dem Heimweg entdecken wir noch eine Skurilität: Ein Geschäft hat offensichtlich bereits für Halloween dekoriert - was es hier normalerweise zu kaufen gibt? Keine Ahnung, in den beiden Schaufenstern finden sich nur Skelette; schaut mal bei den Bildern.

Nun brechen wir Richtung Tombstone auf - ihr hört später von uns; liebe Grüße!

Tagesetappe: 146 Kilometer
Übernachtung: Econo Lodge Silver City, NM

White Sand meets black sky ...

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Gabi mit "withe sand & black sky" im White Sands NM, NM

Die Frühstücksauswahl im Quality Inn & Suites Alamogordo kann sich sehen lassen. Heute bastel ich mir gleich zwei mal einen kleinen Frühstücks-Burger aus den Aufbackbrötchen, Burger-Patties und scharfer Soße. Dazu Rührei, O-Saft, Kaffee und zum Nachtisch einen Joghurt. Der Tag kann kommen.

Wir haben Zeit und daher freuen wir uns auf das White Sands NM. Auf der Anfahrt Richtung Süden gibt es zwei verschiedene Wetter: links der Straße (also im Osten) beherrscht schwarzer Himmel die Szenerie, hin und wieder blitzt es. Rechts (im White Sands NM) scheint die Sonne - blauer Himmel.

Im Visitor Center bestätigt man uns, dass wir mit „Thunderstorm & Lightning“ zu rechnen haben; eine besondere Gefahrenlage ergibt sich nicht, sofern das Auto erreichbar bleibt. Günstiger Nebeneffekt der Wetterlage: es ist nicht so unsäglich heiß wie sonst. Der weiße Sand reflektiert die Sonne und verstärkt die Gefahr der Austrocknung, des Sonnenbrandes und eines Sonnenstichs oder Hitzschlages. Heute Vormittag zunächst nicht!

Unser erstes Ziel: der White Dunes Nature Trail. Wir stellen das Auto ab und nehmen den großen Rucksack mit, damit zumindest die Kamera bei einem Regenguss trocken bleiben kann. Der Sand ist angenehm kühl und die schwarzen Wolken vor uns kann man nur mit spektakulär bezeichnen. Wir sind recht zügig unterwegs, denn wir trauen dem Braten nicht. Und richtig: es fallen einige Regentropfen. Nun ist es hier wirklich so, dass im Wüstenbereich das meiste Wasser bereits in der Luft verdampft, was die Wolkenbilder noch eindrucksvoller macht.

Tatsächlich stellen wir später am Visitor Center fest, dass es dort wohl richtig kräftig gegossen hat. Wir bekommen etwas ab, werden aber nicht wirklich nass. Es entstehen eindrucksvolle Fotos, wie ich meine - schaut mal unter „White Sands NM“, dort habe ich die Sonnenuntergangsbilder vom Vorabend entsprechend ergänzt.

Weiter geht es zum Interdunes Boardwalk. Ein ganz kurzer Trail, rollstuhlgeeignet und schnell bewältigt. Auf dem Rückweg kommen uns zwei Busladungen Amerikaner und Japaner entgegen. Die dürfen hier aussteigen, weil man sich ja hier keine sandigen Füße holt.

Wir fahren den Loop Drive weiter ab und bald besteht auch die Straße nur noch aus weißem Sand. Mit Schneeschiebern und Bulldozern schiebend sie den Sand hier an die Seite, damit die Autos zu den Trailheads fahren können.

Das Wetter spielt verrückt. je nachdem, wo du hinschaust, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Hinter uns „hummelt“ es weiter, wobei die Hummel mindestens die Größe eines 40-Tonner-Diesels haben muss. Vor uns: blauer Himmel. Wir tollen durch die Dünen abseits der Trails und machen Fotos. Die Sonne kommt raus und die Farben verändern sich rapide.

Nun liegt aber wieder eine längere Autofahrt vor uns: Durch die Wüste und vorbei an unzähligen Luftwaffenstützpunkten geht es zunächst Richtung Süden, dann immer nach Westen. Hier ist die Airforce zu Hause. Schon zu Zeiten des 2. Weltkrieges hat man hier geübt und Truppen ausgebildet. An der Trinity-Side nur 60 Meilen von hier fanden die Tests für die Atombombe statt, die anschließend bei den Angriffen auf Japan eingesetzt wurde. Heute jagen hier Kampfjets der Nato durch die Gegen; auch die Bundeswehr trainiert hier im Niemandsland ihre Piloten.

Auf der Interstate 10 westwärts müssen alle Autos plötzlich rechts raus: „Border-Patrol“ (Grenzkontrolle)! Dabei ist hier gar keine Grenze doch die mexikanische Grenze ist gar nicht so weit entfernt. Und da will man wissen, wer sich hier so rumtreibt. Großer Aufwand - das bringt aber bestimmt was. Alle werden in den Autos automatisch fotografiert (funktioniert quasi wie multiples blitzen). Und ich muss kurz aussteigen, um unsere Pässe aus dem Rucksack zu kramen. Auch die sensible Hundenase, die an jedem Auto schnüffelt, findet bei uns nichts bedenkliches. Weiter geht’s.

Schon um 14:30 Uhr erreichen wir Silver City; schön, dass wir es heute und morgen etwas ruhiger angehen lassen können. Wir skypen lange mit Birgit, die noch wach ist und gehen denn zu Fuß Richtung Downtown. Das macht hier keiner und in dementsprechenden Zustand sind die Bürgersteige, die z.T. nur mit Phantasie diesen Namen verdienen. Dafür sind die Straßen und Plätze wieder mächtig breit und großzügig angelegt.

Die Karte, die wir im Motel bekommen haben (eigentlich ist es eine schlechte Kopie einer Karte), hilft nicht wirklich weiter. Neben der Hauptstraße gibt es nicht viel, aber wir wissen nicht, ob wir noch weiter müssen oder schon zu weit sind. Ich schaue auf diese Kartenkopie, da kommt ein Mann auf mich zu und fragt, ob wir uns „verloren“ hätten („Are you lost?“). Nö, aber wo ist Downtown, bitte schön? Am besten geht ihr durch dieses Loch im Zaun da, dann über die Brücke und immer an diesem Graben entlang. Das ist „The Big Ditch“, das Markenzeichen von Silver City: vor Jahren ist hier nach einem Unwetter mal die Straße 15 Meter weit abgesackt. Es entstand ein Graben, der sich längs entlang der Hauptstraße zieht und heute die größte „Sehenswürdigkeit“ von Silver City darstellt.

Downtown an sich ist unspektakulär. Einige bunte Häuschen, verlassene Geschäft und kleine Ausstellungen von „Künstlern“. Nichts besonderes. Und dann finden wir, dass wir unsere kleine Wanderung (immerhin einige Meilen) mal mit einem Gläschen belohnen sollten.

„The Fryhouse“ sieht aus wie ein Saloon - wir setzen uns an die Theke, Gabi bestellt eine Strawberry-Margarita und ich ein gezapftes Bier. Da habe ich die Auswahl zwischen bestimmt 15 Sorten. „Goose IPA“ ist meine erste Wahl und die Kellnerin zapft das tatsächlich aus einem Zapfhahn, der als Gänsehals ausgebildet ist. Schaut mal auf das Foto - das ist zu erkennen.

Für 5 $ ist die Margarita ganz schön kräftig und auch mein Bier „kann was“. Da probiere ich doch noch ein „Landshark“ (übersetzt: Landhai - und auch dieser Zapfhahn hat die passende Haifischflosse). Das ist deutlich dünner, aber auch gut. Im Fryhouse gibt es natürlich eine Speisekarte mit viel Frittiertem. Essen wollten wir hier eigentlich nichts, aber zu den Getränken muss jetzt was her: 10 Chickenwings („naked or breaded“ - nackt oder paniert?). Gabi bestellt „breaded“ und wir entscheiden und für „spicy BBQ“-Soße, in der die Hühnerteile anschließend geschwenkt werden. Sau lecker - wie wohl die anderen 20 Soßen geschmeckt hätten?

James neben uns stellt sich vor; er ist häufiger hier (und trinkt auch gerne Bier). Wir quatschen, was das Zeug hält, berichten von unseren Erlebnissen, er will wissen, was wir in Deutschland so arbeiten und zum Stichwort „Rettungsdienst“ hat er prompt einige Geschichten aus der Region auf Lager. Er gibt mir ein Bier aus und der Gänsehals darf nochmal nicken. Gabi legt noch eine Mango-Margarita nach und so langsam werden wir etwas „tipsy“. Reißleine!

James fragt noch, wie viel Alkohol man denn in Deutschland trinken darf, wenn man Auto fährt. Ich sage es ihm und er bestätigt, hier sei das ganz genau so. Seine versteckte Frage, ob ich denn nun wirklich noch fahren will beantworte ich natürlich auch: „Wir sind übrigens zu Fuß hier!“ Kann er nicht glauben, wer macht denn so was? Ich möchte wetten, er ist noch gefahren …

Auf dem Heimweg gibt es wieder diese kontrastreichen Wolken, von denen eine so aussieht wie ein Pudel (meint Gabi). Bei „Domino’s“ gehen wir rein, suchen eine Pizza aus und Gabi geht schon mal zum Zimmer, um dort alles zu richten. Als die Pizza fertig ist und ich noch 2-3 Tütchen „Red Peppers“ (Chiliflocken) haben möchte, fragt mich der Pizzabäcker, wie ich Amerika finde? Übliche Antwort: „We love it!“ (übertreiben ist hier immer gut). Die 25 Tütchen Red Peppers, die ich zur Belohnung zugeworfen bekomme, sind fast schwerer zu tragen als die Pizza - die übrigens auch lecker war.

Heute geht nix mehr. Da wir morgen alle Zeit der Welt haben, verschieben wir Fotos und Tagebuch auf morgen früh, schauen fern (The Voice) und schlafen ein …

Tagesetappe: 323 Kilometer
Übernachtung: Econo Lodge Silver City, NM

Der weite Himmel …

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Gabi & Jürgen mit Pilot David im Balloon, Albuquerque, NM

… war quasi Leitmotiv unseres Tages. Zunächst waren wir bei unserer allerersten Ballonfahrt dem Himmel sehr nah. Dann ging es im „Very Large Array“ um die Erforschung des Weltalls und beim Sunset im White Sands NM stand neben der weißen Wüste auch der blaue Himmel ganz schön im Rampenlicht.

Um Viertel vor Fünf klingelt der Wecker. Aua! Aber das hat ja seinen Grund. Das Auto haben wir gestern Abend schon soweit möglich gerichtet, der Rest ist schnell eingepackt und voll nach Plan starten wir um 05:15 Uhr Richtung Süden. Die Straßen sind leer und nach exakt einer Stunde erreichen wir den Startplatz, draußen am Coors Boulevard in einer Art Gewerbegebiet von Albuquerque. Schnell noch einen Coffee to go gefangen, da kommen im allerersten Morgenlicht auch schon Kirk und David von Sweet Escape Ballooning Albuquerque angefahren. David ist heute unser Pilot und hoch erfreut stellen wir fest dass wir drei unter uns sein werden.

Der Korb, den die beiden da auspacken, erscheint mir auf den ersten Blick aber recht klein und die „Brüstung“ ist auch mal gerade so hüfthoch (wenn ich mich auf Zehenspitzen stelle). Auch als die beiden die Ballonhülle nur mit drei Knebeln befestigen, frage ich mich, ob das „High Tech“ ist?Mulmig, oder?

Nein, das ist eher die konventionelle Methode, erklärt Kirk. So wird das klassisch gemacht. Heute nehmen viele Karabiner, aber die Holzknebel haben noch nie versagt. Ok, er ist der Boss, er kennt sich aus! Schnell noch den Papierkram erledigen: ein Formular, eng beschrieben, sollen wir kurz unterschreiben, klar! Ob er mir schnell sagen kann, was kurz gefasst drinsteht, frage ich Kirk, dann muss ich nicht alles lesen. Nun, das ist schnell erklärt, sagt er. Dort steht, dass sie uns umbringen können und wir dann nichts gegen sie unternehmen können. Damit habe ich gerechnet; ist ja immer so bei den Haftungsausschlüssen. Also her mit dem Kuli, lasst uns den Ballon in die Luft bekommen.

Der Aufbau des Korbes, das Anschließen der Gasflaschen, Ausrollen der Ballonhülle, belüften und erhitzen der Luft geht sehr professionell von der Hand. Wir dürfen mit anpacken, Kirk macht ebenso Fotos wie ich, das wirkt alles sehr gekonnt und sicher. nebenan auf dem Feld macht ein Freund von Kirk zwei weitere Ballons in „Stars and Strips“ startklar. Wir sind vor ihnen in der Luft und ich muss sagen, dass das Ballonfahren eine sehr ruhige und gelassene Angelegenheit ist.

Eng ist es im Korb, aber Platz für meinen Fotorucksack war vorhanden. David fliegt (in den USA fliegt man einen Ballon, in Europa „fährt“ man ihn) am Anfang recht flach über die Hallen und Häuser. Bald erreichen wir Wald und fast können wir die Baumwipfel berühren. Kriegt er ihn nicht hoch, frage ich mich? Da erklärt David schon, dass er zum Rio Grande möchte, dass ist die schönste und sehenswerteste Route. Und dorthin kommt man nur, wenn man anfangs sehr flach bleibt. Hätte er schnell an Höhe gewonnen, wären wir einfach so abgetrieben. Junge, Junge, der hat es drauf!

Die Fahrt ist wunderschön und sechs andere Ballons folgen uns nach und nach, ebenfalls mit dem Ziel, zunächst über den Fluss zu fahren. Wildgänse ziehen unter uns vorbei, das Morgenlicht ist einfach spektakulär. Später erreichen wir Wohn- und Gewerbegebiete, auch die Highways ziehen unter uns hinweg. Menschen winken, Hunde bellen und wir machen unsere Bilder. nach einer Stunde ist ein geeigneter Landeplatz in Sicht und Kirk steht auch schon unten mit seinem Anhänger. Zielsicher uns sanft landet David den Ballon - ein klasse Pilot!

Gemeinsam packen wir alles wieder ein, dann fahren wir zum Startplatz zurück, wo ja auch noch unser Auto steht. Die beiden packen einen Tisch (mit Ballontischdecke) aus, stellen Sektgläser drauf; es gibt Sekt, O-Saft und Donuts, dazu eine Urkunde, Anstecknadeln und einen USB-Stick mit Kirks Fotos dazu. David erzählt die Geschichte von den ersten Ballonfahrern, warum heute anschließend immer Sekt getrunken wird und spricht das irische Ballonfahrergebet, dann stoßen wir auf den gelungen Morgen an. Super! Können wir nur weiter empfehlen!

Ab auf die I-25 South, wir fahren zum Very Large Array, der Radioteleskopanlage der Superlative. 28 Antennen stehen hier, alle können entlang eines Y verschoben werden, je nach Bedarf. Die Dinger sind riesig und ihre Leistung technisch „High End“. Dahinter hängt ein Computer mit gigantischer Rechenleistung (wenn alle 6 Milliarden Menschen pro Sekunde eine Rechenaufgabe lösen benötigen sie 1 Monat, um das zu berechnen, was das Ding in einer Sekunde macht). Und das tolle ist: jeder Wissenschaftler weltweit kann die Anlage benutzen; er muss nur rechtzeitig sein seriöses Interesse und den Bedarf begründen.

Der Gift-Shop, in dem üblicherweise die Eintrittskarten verkauft werden, hat heute Inventur und so sparen wir 2 x 6 $ Eintritt. Ein kurzer Film informiert über die Funktionsweise der Anlage, dann gehen wir mit einem Flyer ausgestattet auf die „self-guided Tour“. Toll! Was wir alles zu sehen bekommen. Ich erspare mir hier weitere Erklärungen. Habe gestern verlinkt auf den Wikipedia-Eintrag und wenn man googelt, dann gibt es noch viel mehr zu sehen inkl. eines Filmes über die Anlage (mit Jodie Foster als Sprecherin).

Damit ist die Anlage u.a. übrigens auch bekannt geworden: mit dem Film „Contact“ (Hauptrolle Jodie Foster), mit anderen Filmen wie Terminator 3 oder Independence Day, dem Cover eines Dire Straits Albums u.v.m.

Klar, es sind mal eben 80 km vom der I-25 bis zur Anlage mitten in der Gebirgswüste und die 80 km muss man auch wieder zurück - es lohnt sich aber auf jeden Fall, dort vorbei zu fahren, wenn man in der Gegend ist. Die weiteren 300 km in 3 Stunden sind reine Fleißarbeit. Auf der Fahrt trinken wir wie immer Kaffee und Wasser, essen Obst und „salty snacks“. Zwischendrin machen wir einen Stopp an der „Valley of Fire RA“ und vertreten uns dort die Beine auf dem Malpais Nature Trail, der sich durch die Lavalandschaft windet, die hier vor erst 1.500 - 2.000 Jahren entstanden ist. Damit ist dies hier der jüngste Lavaflow der kontinentalen USA.

Um kurz nach 17 Uhr erreichen wir Alamogordo; Gabi hat die letzten 100 km mal das Steuer übernommen, ich war platt. Wir packen die Koffer aufs Zimmer und starten nochmal durch zum White Sands NM. Die Sonnenuntergänge dort sind nämlich besonders spektakulär. Und so verbringen wir dort noch ein ausgelassenes Fotoshooting. Morgen früh werden wir noch mal durchfahren und etwas wandern dort.

Zurück im Ort fange ich eine Pizza bei „Papa John“. Bekannte Kette, super Qualität. Als ich bestelle, fragt mich das Mädel ernsthaft, ob ich „Military“ sei (hier in der Gegend ist nun mal viel US-Militär), dann gäbe es einen Extra-Rabatt. So weit ist es gekommen, denke ich mir und wundere mich. Die Pizza war super; wir haben sie auf dem Zimmer gegessen. Gabi schläft nun schon länger und ich bin nun auch fertig.

Hoffe, der Upload klappt, dann habt ihr Bilder in 2 Fotoalben zu gucken und was zu lesen. Gute Nacht!

Tagesetappe: 700 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites Alamogordo, NM

Taos Pueblo und Santa Fe

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Gabi in Taos Pueblo, NM

So, meine Lieben, heute muss es schnell gehen, denn die Zeit ist knapp. Morgen müssen wir früh raus und der heutige Tag war dann doch lang und ausgefüllt.

Der sintflutartige Regen gestern Abend hatte was Gutes: unser Auto, dass nach der gestrigen Offroad-Eskapade doch recht mitgenommen aussah, hat eine großzügige Dusche erhalten und strahlte heute Morgen wieder im tiefen schwarz. Nach einem Motel-Frühstück „Standard“ brechen wir nach Taos auf. 90 Minuten Fahrt durch die Berge, die wie im Fluge vergehen. Denn: die Strecke ist wunderschön und abwechslungsreich. Der Rio Grande begleitet uns eine ganze Weile und hin und wieder müssen wir anhalten, uns die Beine vertreten und Fotos machen.

Taos selbst liegt auch auf über 2.000 Metern und das Städtchen ist allemal einen Ausflug Wert! Adobebauten, wohin man auch schaut. Die Lehmtöne beherrschen die Architektur auch hier. Dazu bunte Accessoires, die omnipräsenten Chili-Bündel, die überall herabhängen und strahlend blauer Himmel.

Wir bummeln ausgiebig herum und in einem Outdoor-Landen finde ich ein neues Hemd, dass ich gleich anbehalte. Meine Ausstattung weist immer noch einige Kleidungsstücke aus der „dicken“ Lebensphase auf - da ist Ergänzung willkommen. Auf der „Kid Carson Road“ befindet sich das gleichnamige Museum. Geschlossen, weil Sonntag ist; einige hübsche Fotomotive finden sich hier dennoch.

Wenige Kilometer weiter erreichen wir „Taos Pueblo“, den größten (?) heute noch zusammenhängenden Komplex, der von einem Indianerstamm bewohnt wird. Wir machen eine Führung mit (die im üppigen Eintrittspreis enthalten ist) und erfahren einiges über die Kultur und die Bauwerke.

Die älteste Siedlung ist hier von rd. 1.200 n.Chr. nachgewiesen - der heutige Komplex für ca. 100 Familien stammt aus den frühen 1.800er Jahren. Interessant: es gibt hier heute noch weder Strom noch fließendes Wasser. letzteres liefert der kleine Fluss, der mitten hindurch fließt. Wenige Familien leben ausschließlich hier, viele haben einen Hauptwohnsitz in der Nähe mit den Annehmlichkeiten der Zivilisation.

Was beachtlich ist: Wind, Regen und Wetter nagen an den Bauwerken und sie müssen allesamt jährlich (!) einmal restauriert werden. Und so werkeln auch heute Leute an diversen Bauwerken. Übrigens: Wer seinen Karl May gelesen hat, kann natürlich mitreden! Früher gab es hier keine Türen und Fenster. Die Appartements waren nur durch die Decke zugänglich. Leiter weg - kein Zugang. Das hat sich aber im Laufe der Zeit geändert.

Zum Abschluss essen wir noch in einer der Behausungen „fried bread“ - das Stammgericht. Brot, dass schwimmend im Fett ausgebacken sehr lecker daher kommt. Gabi nimmt es süß mit Puderzucker, Zimtzucker und Honig, ich dagegen herzhaft mit green Chili und Cheese.

Für den Rückweg gönnen wir uns einen Umweg über die „High Road to Taos“, eine Straße, die sich in vielen Serpentinen durch die Sangre de Christo Mountains windet. Herrlich!! Am Wegesrand liegen nicht nur berauschende Ausblicke, sondern auch noch einige sehenswerte Adobe-Kirchen.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir das Motel, checken kurz die Nachrichtenlage (Herzlichen Glückwunsch, lieber Stefan Rouenhoff zum Direktmandat im Bundestag für die CDU im Kreis Kleve; nachdenklich macht der Wahlausgang zugunsten der bisherigen „Randgruppen“, denen man sich nun entschieden stellen muss) und starten dann durch in die Old Town von Santa Fe.

Dort glühen die Adobe-Bauten in der Abendsonne. Auf der Plaza spielt der „New-Mexico-Headless-Chor“ vor größerem Publikum. Natürlich statten wir auch meinem Namenspatron, dem hl. Franz von Assisi an der gleichnamigen Kathedrale einen Besuch ab. Am Ende schnappen wir uns Chinesisches Essen bei Yin Yang und machen uns dann über den Rechner, die Fotos und das Tagebuch her.

Upload klappt hier in der Bar wieder gut und als Beifang gibt es gezapftes Bier aus Santa Fe und Cocktails. Morgen werden wir hier um 05:15 Uhr aufbrechen. Wenn das Wetter passt, werden uns gleich drei Höhepunkte erwarten: zunächst eine Ballonfahrt über Albuquerque, dann ein Abstecher zum VLA („very large array“ - das verlinke ich einfach mal, um Erklärungen zu sparen) und anschließend zum White Sands NM (wenn das zeitlich noch passt, sonst Dienstag).

Daher: Gute Nacht, uns geht es gut und wir freuen uns auf morgen. Der heutige „Indianertag“ war klasse!

Tagesetappe: 246 Kilometer
Übernachtung: Sage Inn***, Santa Fe, NM

Santa Fe unter Wasser

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Gabi & Jürgen "Top on Conyon Trail", Kasha Katuwe NM, NM

So, ist das jetzt das 4. oder 5. gezapfte Bier hier in der Bar des Sage Inn, Santa Fe? Fakt ist: Gabi hat nach ihrer 3. Margaritha gerade kapituliert und einen „House Wine“ bestellt. Was hat sie bekommen? die 4. House Margaritha - na denn Prost!

Alles begann wie gestern mit einem fantastischen Frühstück in der Casa Acoma. Christiane war schon früh aufgebrochen, um ihre Töpfereien auf dem Trödelmarkt am „The Merc“ anzubieten. Also hat sich Daniel das französische Kochbuch geschnappt und vor 06:00 Uhr einen mit einem Holzlöffel gerührten (weil das so sein muss!) Crepe-Teig angesetzt. Der muss nämlich 2 Stunden ruhen, damit wir dekadenten Touristen um 08:00 Uhr frische Crepes, die Daniel nach und nach auf dem riesigen Gasofen produziert, genießen können. Gastfreundschaft 3.0! Elliott & Kelly sind zu Frühstück gekommen, die beiden haben wir schon vorgestern kennen gelernt. Kelly ist Daniels Tochter (die Opernsängerin) und sie berichtet, dass sie heute gelasert wird. Tschüss Brille, ab heute Abend wird sie ohne durchs Leben gehen. Klasse!

Ich erzähle von meiner Bobcat-Begegnung gestern Abend und alle sind aus dem Häuschen. Wir mümmeln einen Crepe nach dem anderen, dazu selbstgemachten Joghurt und viele andere Köstlichkeiten. Alles hier ist wirklich sehenswert. Allein der Kühlschrank: über mannshohe Doppeltüren - da macht man bei uns einen Kleiderschrank draus. Aber: so ist das, wenn Daniel die Dinge selbst herstellt.

Wir erzählen wieder viel und allein die „Outdoor-Aktivitäten“, die Daniel und Christiane so betreiben, lassen uns den Atem anhalten. Wandern und reisen, im Winter Scheeschuhwandern in den Sandia Mountains direkt vor der Hautür, Skifahren natürlich auch. Daniel erzählt von ihrer 21-Tage Kayak-Tour mit Zelt durch Alaska und vieles mehr. Seufz!

Unsere sieben Sachen hatten wir bereits gepackt und so geht es ans Abschied nehmen. Der fällt wirklich schwer und wir kommen nicht umhin, kurz noch bei Christiane am „The Merc“ vorbei zu fahren, um uns persönlich zu verabschieden. Bei den beiden hätten wir auch eine ganze Woche bleiben können. Christiane erzählt uns, dass Elliott ihr Sohn ist. Der war von Belgien nach Boston gegangen - weit weg. Dort hat er Kelly kennen gelernt und die beiden haben Daniel dann nach Belgien eingeladen. Dort traf er auf Christiane und sie beschloss, mit ihm nach New Mexico zu gehen. Kelly und Elliot zogen dann in die Nachbarschaft und so sind beide Familien jetzt in engster Nachbarschaft vereint - das Leben kann verrückt sein!

Die Fahrt zum Kasha Katuwe NM ist kurz. Nach 35 Minuten sind wir dort. 2012 war das hier noch ein Geheimtipp und wir beiden fast ganz alleine. Heute sind die „Tent Rocks“ ein National Monument und es ist beträchtlicher Betrieb.

Wir genießen die Wanderung im Slot Canyon Trail aber in vollen Zügen. 2 Stunden sind wir unterwegs durch den engen Canyon, über Stock und Stein und hinauf geschnauft zum Gipfel. Tolle Aussichten und das Wetter schlägt Kapriolen. Es ist trocken, aber je nach Blickrichtung wechseln blauer Himmel mit düsteren Wolken ab. Wie sagte Daniel: „If you’re in New Mexico and you don’t like the weather: wait 10 minutes and you’ll like it!“ Es ist tatsächlich so, dass es hier alle paar Minuten anders aussehen kann.

Nach der Wanderung fahren wir zurück zur I-25. Kurz tanken und Coffee to go (halber Liter 1,29$) schnappen. Der Sprit ist super günstig: Bleifrei kostet mal gerade 2,219$ die Gallone - also deutlich weniger als Kaffee!

Daniels Tipp: über die Indian back-country-road über die Berge hinüberwechseln zum Hwy. #14, dem berühmten „Tourquise Trail“, den wir ebenfalls bereits 2012 befahren sind. Die dirt-road dorthin ist aber neu für uns. 16 km geht es unbefestigt über Stock und Stein, hier soll es manchmal Buffalos geben -heute leider nicht. Instinktiv habe ich den Tempomaten auf 30 mph eingestellt. genau richtig. Den Bordcomputer habe ich auf „Reifendruck“ umgestellt und diesen damit immer im Blick. Auf der Hälfte der Strecke steht ein Auto mit geplatztem Hinterreifen auf der Fahrbahn. Ich komme dran vorbei und wir erreichen dann auch wohlbehalten die #14. Uff!

Ein Stopp in Madrid, einem Künstlerdorf an der #14 ist natürlich obligatorisch. Schaut euch bitte die quietschbunten Häuschen an - bei den Fotos des Tages.

30 Minuten später erreichen wir Santa Fe. Alles gut, nur meine Kopfschmerzen sind seit heute morgen nicht besser geworden. Das WiFi auf dem Zimmer ist unterirdisch. Hier ist an uploads für die Website nicht zu denken. Also steht erst mal eine Mittagsruhe auf dem Programm. Vor dem Einschlafen schafft mein iPhone noch die Verbindung, nur um mir mitzuteilen, dass sich Gladbach in Dortmund mit 6:1 hat hinrichten lassen. Na dann: Gute Nacht!

Geweckt werde ich von völlig unbekannten Geräuschen: Regen trommelt auf Boden und Autodächer. Gibt es doch nicht? Wir wollten doch noch in die Stadt!

Na gut, dann trinken wir eben ein Getränk in der Hausbar. Hey - da baut sogar eine Liveband auf! Wir hüpfen (ich in Flipp-Flopps, Gabi voll gedresst mit Cowboystiefeln) durch den strömenden Regen. Happy hour: gezapftes local beer für mich, Margaritha für Gabi. Nachos mit Salsa & Guacamole? Klar! Rechner an und Fotos bearbeiten. WiFi ist hier super und alles geht gut von der Hand. Auch die folgenden Getränke. Es wird dunkel und es gießt immer noch in Strömen - das war es wohl mit dem Ausflug in die Old Town. Muss auch nicht mehr sein heute!

Wir ordern ein sandwich mit fries und weitere Getränke, laden die Fotos hoch, unterhalten uns mit der Tischnachbarin, die Künstlerin ist und mit Glas arbeitet. Ich hole das Netzkabel für den Mac und so kann ich doch noch zeitnah den Tagebucheintrag schreiben und hochladen. Ja super!

Die Getränke sind durch, gleich schalte ich vielleicht tatsächlich mal den Fernseher an, wenn ich das noch schaffe. Morgen geht es nach Taos - das wird ein schöner Ausflug mit ganz viel Indianerkultur. Ich sage nur: Pueblos!

Gute Nacht, ihr Lieben daheim! Ach ja: die Liveband spielt immer noch, aber ganz ehrlich. volltrunken und zu unseren schlechtesten Zeiten haben wir beiden ganz sicher bessere Musik gemacht. Eigenlob stinkt, soll es hier aber gar nicht. Was die beiden da abliefern ist einfach nur gruselig - aber unterhaltsam!

Wichtig in Deutschland: morgen wählen gehen, wir haben das bereits vor Wochen erledigt!

Tagesetappe: 172 Kilometer
Übernachtung: Sage Inn***, Santa Fe, NM
© 2017 Gabi & Jürgen