Tagebuch




Santa Fe unter Wasser

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Gabi & Jürgen "Top on Conyon Trail", Kasha Katuwe NM, NM

So, ist das jetzt das 4. oder 5. gezapfte Bier hier in der Bar des Sage Inn, Santa Fe? Fakt ist: Gabi hat nach ihrer 3. Margaritha gerade kapituliert und einen „House Wine“ bestellt. Was hat sie bekommen? die 4. House Margaritha - na denn Prost!

Alles begann wie gestern mit einem fantastischen Frühstück in der Casa Acoma. Christiane war schon früh aufgebrochen, um ihre Töpfereien auf dem Trödelmarkt am „The Merc“ anzubieten. Also hat sich Daniel das französische Kochbuch geschnappt und vor 06:00 Uhr einen mit einem Holzlöffel gerührten (weil das so sein muss!) Crepe-Teig angesetzt. Der muss nämlich 2 Stunden ruhen, damit wir dekadenten Touristen um 08:00 Uhr frische Crepes, die Daniel nach und nach auf dem riesigen Gasofen produziert, genießen können. Gastfreundschaft 3.0! Elliott & Kelly sind zu Frühstück gekommen, die beiden haben wir schon vorgestern kennen gelernt. Kelly ist Daniels Tochter (die Opernsängerin) und sie berichtet, dass sie heute gelasert wird. Tschüss Brille, ab heute Abend wird sie ohne durchs Leben gehen. Klasse!

Ich erzähle von meiner Bobcat-Begegnung gestern Abend und alle sind aus dem Häuschen. Wir mümmeln einen Crepe nach dem anderen, dazu selbstgemachten Joghurt und viele andere Köstlichkeiten. Alles hier ist wirklich sehenswert. Allein der Kühlschrank: über mannshohe Doppeltüren - da macht man bei uns einen Kleiderschrank draus. Aber: so ist das, wenn Daniel die Dinge selbst herstellt.

Wir erzählen wieder viel und allein die „Outdoor-Aktivitäten“, die Daniel und Christiane so betreiben, lassen uns den Atem anhalten. Wandern und reisen, im Winter Scheeschuhwandern in den Sandia Mountains direkt vor der Hautür, Skifahren natürlich auch. Daniel erzählt von ihrer 21-Tage Kayak-Tour mit Zelt durch Alaska und vieles mehr. Seufz!

Unsere sieben Sachen hatten wir bereits gepackt und so geht es ans Abschied nehmen. Der fällt wirklich schwer und wir kommen nicht umhin, kurz noch bei Christiane am „The Merc“ vorbei zu fahren, um uns persönlich zu verabschieden. Bei den beiden hätten wir auch eine ganze Woche bleiben können. Christiane erzählt uns, dass Elliott ihr Sohn ist. Der war von Belgien nach Boston gegangen - weit weg. Dort hat er Kelly kennen gelernt und die beiden haben Daniel dann nach Belgien eingeladen. Dort traf er auf Christiane und sie beschloss, mit ihm nach New Mexico zu gehen. Kelly und Elliot zogen dann in die Nachbarschaft und so sind beide Familien jetzt in engster Nachbarschaft vereint - das Leben kann verrückt sein!

Die Fahrt zum Kasha Katuwe NM ist kurz. Nach 35 Minuten sind wir dort. 2012 war das hier noch ein Geheimtipp und wir beiden fast ganz alleine. Heute sind die „Tent Rocks“ ein National Monument und es ist beträchtlicher Betrieb.

Wir genießen die Wanderung im Slot Canyon Trail aber in vollen Zügen. 2 Stunden sind wir unterwegs durch den engen Canyon, über Stock und Stein und hinauf geschnauft zum Gipfel. Tolle Aussichten und das Wetter schlägt Kapriolen. Es ist trocken, aber je nach Blickrichtung wechseln blauer Himmel mit düsteren Wolken ab. Wie sagte Daniel: „If you’re in New Mexico and you don’t like the weather: wait 10 minutes and you’ll like it!“ Es ist tatsächlich so, dass es hier alle paar Minuten anders aussehen kann.

Nach der Wanderung fahren wir zurück zur I-25. Kurz tanken und Coffee to go (halber Liter 1,29$) schnappen. Der Sprit ist super günstig: Bleifrei kostet mal gerade 2,219$ die Gallone - also deutlich weniger als Kaffee!

Daniels Tipp: über die Indian back-country-road über die Berge hinüberwechseln zum Hwy. #14, dem berühmten „Tourquise Trail“, den wir ebenfalls bereits 2012 befahren sind. Die dirt-road dorthin ist aber neu für uns. 16 km geht es unbefestigt über Stock und Stein, hier soll es manchmal Buffalos geben -heute leider nicht. Instinktiv habe ich den Tempomaten auf 30 mph eingestellt. genau richtig. Den Bordcomputer habe ich auf „Reifendruck“ umgestellt und diesen damit immer im Blick. Auf der Hälfte der Strecke steht ein Auto mit geplatztem Hinterreifen auf der Fahrbahn. Ich komme dran vorbei und wir erreichen dann auch wohlbehalten die #14. Uff!

Ein Stopp in Madrid, einem Künstlerdorf an der #14 ist natürlich obligatorisch. Schaut euch bitte die quietschbunten Häuschen an - bei den Fotos des Tages.

30 Minuten später erreichen wir Santa Fe. Alles gut, nur meine Kopfschmerzen sind seit heute morgen nicht besser geworden. Das WiFi auf dem Zimmer ist unterirdisch. Hier ist an uploads für die Website nicht zu denken. Also steht erst mal eine Mittagsruhe auf dem Programm. Vor dem Einschlafen schafft mein iPhone noch die Verbindung, nur um mir mitzuteilen, dass sich Gladbach in Dortmund mit 6:1 hat hinrichten lassen. Na dann: Gute Nacht!

Geweckt werde ich von völlig unbekannten Geräuschen: Regen trommelt auf Boden und Autodächer. Gibt es doch nicht? Wir wollten doch noch in die Stadt!

Na gut, dann trinken wir eben ein Getränk in der Hausbar. Hey - da baut sogar eine Liveband auf! Wir hüpfen (ich in Flipp-Flopps, Gabi voll gedresst mit Cowboystiefeln) durch den strömenden Regen. Happy hour: gezapftes local beer für mich, Margaritha für Gabi. Nachos mit Salsa & Guacamole? Klar! Rechner an und Fotos bearbeiten. WiFi ist hier super und alles geht gut von der Hand. Auch die folgenden Getränke. Es wird dunkel und es gießt immer noch in Strömen - das war es wohl mit dem Ausflug in die Old Town. Muss auch nicht mehr sein heute!

Wir ordern ein sandwich mit fries und weitere Getränke, laden die Fotos hoch, unterhalten uns mit der Tischnachbarin, die Künstlerin ist und mit Glas arbeitet. Ich hole das Netzkabel für den Mac und so kann ich doch noch zeitnah den Tagebucheintrag schreiben und hochladen. Ja super!

Die Getränke sind durch, gleich schalte ich vielleicht tatsächlich mal den Fernseher an, wenn ich das noch schaffe. Morgen geht es nach Taos - das wird ein schöner Ausflug mit ganz viel Indianerkultur. Ich sage nur: Pueblos!

Gute Nacht, ihr Lieben daheim! Ach ja: die Liveband spielt immer noch, aber ganz ehrlich. volltrunken und zu unseren schlechtesten Zeiten haben wir beiden ganz sicher bessere Musik gemacht. Eigenlob stinkt, soll es hier aber gar nicht. Was die beiden da abliefern ist einfach nur gruselig - aber unterhaltsam!

Wichtig in Deutschland: morgen wählen gehen, wir haben das bereits vor Wochen erledigt!

Tagesetappe: 172 Kilometer
Übernachtung: Sage Inn***, Santa Fe, NM
© 2017 Gabi & Jürgen