Tagebuch




High Desert: ein Tag in Albuquerque

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Gabi vor der Casa Acoma (1.653 m), Placitas, NM

Die Idee, in diesem Urlaub verstärkt auf alternative Unterkünfte zu setzen hat sich schon jetzt mehr als gelohnt. Die Saguaro Lake Ranch war ja schon klasse, die Casa Acoma schlägt alles, was wir hier bisher kennen lernen durften um Längen. Gestern habe ich einige Fotos versprochen - ich habe einige wenige gemacht - schaut mal. da ist nicht nur die Herzlichkeit unserer Gastgeber, die uns jeden Wunsch von den Lippen ablesen und uns mit Tipps überhäufen. Das Haus an sich ist Gold wert und die Lage wirklich einzigartig. Daniel ist Bauunternehmer und hat das Haus 2007 gebaut als Anschauungsobjekt für potenzielle Kunden. Nach dem Crash 2008 in den USA mangelt es an zahlungskräftigen Interessenten und so ist er kurzerhand selbst in dieses von ihm designte Schmuckstück eingezogen. Vor 2 Jahren kam Christiane aus Belgien mit ihrem asiatischen Faible dazu (sie hat jahrelang in Tibet gelebt, kommt aus einer Künstlerfamilie und unterrichtet derzeit japanische Töpferkunst an der Uni hier in Albuquerque).

Nach dem Aufwachen meldet sich Johanna per Skype und ich mache mit ihr einen Rundgang über die „Hacienda“. Sie fragt, wie man sich hier orientiert - kluges Kind, sehr gute Frage, die Anlage ist wirklich weitläufig. Mit ihr komme ich auch durch den Wohnbereich mit Flügel und Gitarre (Daniels zierliche Tochter, die wir gestern kennen lernten, ist Opernsängerin) in die offene, riesige Küche, wo Daniel und Christiane schon das Frühstück für uns richten. Christiane hat gestern versprochen, extra Madelaines für uns zu backen - muss ich noch mehr schreiben über die Gastfreundschaft? Letztes Jahr waren sie in Costa Rica, u.a. um sich bzgl. Kaffeesorten zu orientieren. Die Auswahl ist phänomenal und wird wie der selbstgemachte Joghurt mit frischen Früchten in selbstgetöpfertem Porzellan gereicht.

Mit Daniel hatten wir gestern Abend darüber gesprochen, dass wir die Location „Albuquerque“ mit ihrem Ruf als Ballonfahrer-Mekka evtl. dazu nutzen möchten, Gabis Geburtstagsgeschenk einzulösen. Er eröffnet uns heute Morgen, dass er mit drei Firmen telefoniert hat und für morgen die Wetteraussichten leider nicht gut seien - zu viel Wind. Wir telefonieren gemeinsam mit dem Unternehmen, das er empfiehlt und buchen eine Ballonfahrt für Montag morgen, 06:45 Uhr. Da kommen wir auf dem Weg von Santa Fe Richtung Süden eh wieder hier vorbei - das passt super und die Wetteraussichten sollen dann besser sein. Lassen wir uns überraschen.

Christiane toastet uns leckeres Brot, nicht die übliche Supermarktware. Sie kocht 2 Eier auf den Punkt und zusammen mit den köstlichen, noch warmen Madelaines, Kaffee, O-Saft, Wasser und den diversen Marmeladen schlemmen wir fürstlich. Dabei berät uns Daniel bezüglich Restaurants, Unternehmungen für heute und die nächsten Tage - s-a-g-e-n-h-a-f-t!! Wir haben echt das Gefühl, hier Freunde fürs Leben gefunden zu haben.

Gemütlich lassen wir es angehen. Ich checke auch mal ein paar dienstliche Mails und schreibe den Kollegen in einer wichtigen Angelegenheit. Später starten wir zum Petroglyphs NM und erobern dort nach einem Abstecher zum Visitor Center den Rinconada Canyon Trail. 3,5 einsame km später haben wir viele 2.000 - 3.000 Jahre alte Zeichnungen der Ureinwohner dieses Landstriches gesehen, die sie in die offen liegenden Lavabrocken geritzt haben. Kultur pur.

Gleich hier in der Nähe liegt der heute morgen für die Ballonfahrt vereinbarte Treffpunkt. Sicherheitshalber steuern wir den kurz an - so fällt Montag in der Früh die Orientierung leichter. Dann navigieren wir in die Old Town von Albuquerque. hier ist auf den Zufahrtsstraßen Großbaustelle und wir müssen etwas herumgurken, um den Parkplatz zu erreichen.

2 Stunden bummeln wir durch den historischen Ortskern. New Mexico ist hier allgegenwärtig: Adobe-Bauten, Chilis, bunte Farben, entsprechende Musik, Läden und Gallerien. Wir schlendern durch eine größere Photogalerie und stellen fest, dass wir unsere Fotos auch mal drucken lassen sollten auf Alu und für richtig teures Geld verkaufen könnten - zumindest hier, denn die ausgestellten Exemplare sind unbestritten sehr gut, einige unserer Bilder können da aber gut mithalten, meint Gabi.

Als nächster Programmpunkt steht eine Fahrt mit der „Sandia Peak Tramway“, einer (oder sogar „der“?) längsten Gondelbahnen der USA an. Die Gegend hier liegt bereits auf rd. 1.800 m (1 Meile) und heißt deshalb auch „high desert“. Die Gipfel der unmittelbar angrenzenden und omnipräsenten Bergkette liegen eine weitere Meile höher auf über 3.500 m.

Wegen des heftigen Windes fährt die Bahn aber derzeit leider nicht, erklärt der freundliche Herr am Eingang der Talstation. Also Planänderung: sehr frühes Abendessen - oder spätes Mittagessen. Daniels Tipp für heute: das „Range Cafe“ in Bernalillo. 15 Minuten später sind wir dort - Autofahren hier ist wie immer ein Genuss für mich.

Die Burger (meiner mit „green Chili“) sind ebenfalls super und Onion Rings sowie Salat die perfekten Begleiter. Gabi genehmigt sich eine „Golden Margaritha“ und die Frage nach einem Dessert beantworten wir wie immer mit einem herzlichen „nein Danke“. Von den ausgestellten Portionen würde bei uns eine 7-köpfige Familie satt.

Nicht nur der Wind nimmt immer mehr zu, auch die Wolken über den Sandia Mountains werden immer düsterer. das wird heute nix mit dem Sonnenuntergang am Gipfel. Also fahren wir zurück zur Casa Acoma und quatschen mit Christiane. Längst haben wir beschlossen, unsere Souvenirs hier zu kaufen - eine schönere Erinnerung, als ihr japanisches Porzellan gibt es nicht. Wir suchen etwas aus und sie verpackt es uns mit ganz viel Sorgfalt „reisefertig“.

Etwas Bewegung muss nach den Burgern noch sein und da wir hier schlecht joggen können fahren wir trotz der dunklen Wolken noch mal los. Einige Meilen weiter gibt es einen Trailhead am Fuße der Sandia (ich will immer „Sangria“ schreiben, das muss am Wein liegen, den ich gerade trinke). Die Bewegung tut uns gut und wir drehen eine gute Runde.

Irgendwann reicht es dann aber und wir stoppen kurz am „The Merc“ Supermarket, wo ich eine Dose Bier erstehe, die verschämt US-typisch in einer braunen Papiertüte versteckt wird. Zu Hause angekommen setzten wir uns auf die überdachte Terrasse und beginnen damit, die Fotos zu sichten. Währenddessen packt der Sonnenuntergang alles aus, was er zu bieten hat. Zunächst wärmstes Abendlicht mit Farben, die knallen wie …. Die Berge hinten liegen immer noch in bedrohlich wirkenden Wolken. Dann ein Stück Regenbogen - klar, da hinten wird es wohl regnen, bei uns nicht. Und dann ist die Sonne fast weg und lässt die Wolken glühen. Farbenspektakel und selbst unsere Casa Acoma wirkt mystisch in dem Licht.

Als ich vor die Tür gehe, um eines der Fotos zu machen, verscheuche ich eine „Bobcat“ im Vorgarten. Das ist eine Wildkatze mit kurzem Schwanz - das Tier ähnelt einem Luchs; habe ich noch nie gesehen und wenn Christiane das gestern nicht erwähnt hätte, wäre mir die Zuordnung auch nicht so leicht gefallen. So schnell kann ich kein Foto machen, aber ich sehe sie in einiger Entfernung nochmal in Nachbars Vorgarten. Restlos begeistert von diesem Tag mache ich mich über mein Bier her. Wir suchen Fotos aus, Gabi schreibt Tagebuch, bis es völlig dunkel ist und diesen Beitrag habe ich nun auch innen geschrieben, weil hier keine Mücken, dafür aber Strom ist.

Fazit: suuuuuper Tag, beste Unterkunft und viel Vorfreude auf die kommenden Tage. Fest steht: diese Unterkunft bekommt 10 Punkte und einen fetten Marker unter „wiederkommen!“

Tagesetappe: 130 Kilometer
Übernachtung: Casa Acoma, Placitas, NM

Willkommen in New Mexico

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Gabi on Hwy. #53, Border AZ to NM

Ich muss es heute sehr kurz machen, wir haben uns mit unseren lieben Gastgebern verquatscht und es ist spät genug.

Auch im Lexington Inn Holbrook gibt es ein überraschend gutes und üppiges Frühstück. Es scheint sich etwas zu verändern hier dann nicht nur die Frühstücksauswahl wird deutlich besser; auch die Frühstückskultur nähert sich der unseren an. Weniger Wegwerfartikel, mehr wiederverwendbare Tassen, Gläser etc. Sehr schön!

Obwohl unser Auto noch halbvoll ist, tanken wir nach. Dann geht es auf die schnurgerade Interstate 40 Eastbound. Die ersten Meilen verfliegen nur so. Dann biegen wir ab auf die +191 und später auf die #61, die in New Mexico zur #53 wird. Diese Strecke ist super schön zu fahren, uns begegnet kein einziges Auto und die Straße windet sich durch eine wunderschöne Landschaft.

An der Grenze von Arizona zu New Mexico geht Gabi vor lauter Vorfreude in die Luft. Ein Pass führt uns über 2.500 m hoch hinaus. Bald erreichen wir El Morro NM und machen einen Trail zu den Felsen und dem Pool, in dessen Schilf ein netter kleiner Vogel auf uns wartet. Unten im Schilf windet sich eine kleine Schlange, nichts Aufregendes.

An den Felsen befinden sich Inschriften der frühen Einwohner; Apachenland! Auch hier lässt sich trotz Hinwiesen der Ranger und vielen Warntafeln keine Klapperschlange sehen. Bestimmt gibt es gar keine und das alles ist nur eine Legende?

Meilen weiter stoppen wir am El Malpais NM und gehen ein Stück des El Calderon Trail. Überall Lava und die besonderen Höhepunkte sind hier die Lava-Tubes (Röhren), die sich zu Höhlen ausgebildet haben, die man sogar besichtigen könnte. Da man dafür eine Erlaubnis benötigt, die wir nicht haben, gehen wir nur nahe ran. Enorme Kälte strömt heraus, innen ist es so kalt, dass die Höhlen ganzjährig vereist sind.

Die Besuche in den Visitor Center runden das Erlebte ab und später fahren wir noch ein Stückchen über die historische Route 66, die z.T. noch parallel zur I-40 verläuft. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir die Casa Acoma, ein B&B, das wir für zwei Nächte gebucht haben. Voller Herzlichkeit empfangen uns Daniel und Christiane. Das Haus ist sagenhaft und die Lage samt Aussicht einzigartig. Davon werden wir morgen mal Bilder machen.

Kurzer Abstecher zum Supermarkt, Sandwiches kaufen, die wir dann in Gesellschaft von Christine draussen verspeisen. Dabei unterhalten wir uns sehr nett, berichten von unseren reisen und zu Hause und schmieden neue Pläne für die nächsten Tage. Später kommt Daniel dazu und wir schauen noch einige Bilder am MacBook. Das ist einer der sehr netten Abende, die wir nie vergessen werden.

Und jetzt ist auch die Hausaufgabe erledigt, so dass ich etwas die Augen zu machen kann. Was morgen und in den nächsten Tagen passiert? Ganz klar ist das noch nicht - sicher ist aber, dass es bestimmt sehr schön wird hier. Gute Nacht!

Tagesetappe: 447 Kilometer
Übernachtung: Casa Acoma, Placitas, NM

Von bunten Wüsten und steinernen Bäumen

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Gabi auf dem "Blue Mesa Trail", Petrified Forest NP, AZ

Schon wieder über 10 Stunden geschlafen. Raus aus den Federn, letzter Rundgang über die Ranch, natürlich mit Kamera. Schaut bitte immer wieder mal nach den Fotos, wir ergänzen hin und wieder auch die Vortage, da wir diesmal thematisch sortieren und nicht für jeden Tag ein Album machen. So finden sich unter der Saguaro Lake Ranch nun Bilder von 3 Tagen.

U.a. ist auch eines von der Tarantel dabei, die Gabi auf dem Weg gefunden hat. Sah nicht mehr so ganz lebendig aus, lange hinüber war die aber sicher nicht. Hat sich vielleicht erschreckt, uns zu sehen?

Das Frühstück ist wieder der Hammer! Frisches Obst, knuspriger Bacon, Hashbrowns, Eier nach Wahl (diesmal „sunny side up“) Zimtwaffeln und mehr - leider passt mehr einfach nicht rein. Hatte ich bereits erzählt, dass mitten im Frühstücksraum ein „Skelett“ eines Saguaro-Kaktus steht? Die haben innen drin ein hölzernes Gerippe, das habe ich so auch noch nicht gesehen! Wir kaufen ein paar Souvenirs und verabschieden uns von dem lieben John. Er hat mächtig Spaß, dass wir so einen Spaß hatten. Um wenigstens ein Kayakbild zu haben, geselle ich mich zu der Gruppe, die heute den Fluss erobert. Das Zimmer ist geräumt, wir können aufbrechen. Ich schlage die Überdecke vom Fußende über mein Bett, um es halbwegs zuzudecken, da krabbelt eine kleine schwarze Spinne hervor. Gut, dass ich ich die nicht eher gesehen habe, dann wäre das nix geworden mit 10 Stunden Nachtruhe …

Die Fahrt durch die Apache Mountains ist fantastisch. Irre Streckenführung, wie eine Achterbahn. Anfangs beherrschen noch tausende Saguaro-Kakteen die Szenerie, dann dichter Kiefernwald und je höher wir kommen dann zunehmend Buschland. Zwischendurch schnappen wir uns an der Tankstelle einen großen Coffee to go. So erreichen wir das Colorado-Plateau und damit eine Höhenlage über 2.000 Meter. Dafür muss man im Allgäu Gondel fahren. Das ist für mich immer wieder unbegreiflich: dass wir hier größtenteils tagelang in Höhenlagen unterwegs sind, die bei uns nur auf Berggipfeln zu finden sind.

Am Eingang zum Petrified Forest NP kaufen wir unseren Jahrespass für 80 Dollar. Damit haben wir nun wieder 13 Monate lang „Eintritt frei“ in allen Nationalparks, National Monuments etc. Zu Beginn besuchen wir das Visitor Center und schauen uns den neuen, 20 minütigen Film über die Geschichte des Parks und die Entstehung der versteinerten Bäume an. Vor 225 Millionen Jahren kippten hier die Bäume um, wurden von den Flüssen fortgetragen und mit Sand und Schlamm bedeckt. Quarzite drangen ein, die Bäume versteinerten unter Druck und entwickelten ihre Regenbogenfarben. Durch Erosion später wieder freigelegt zeigen sie sich heute den geneigten Besuchern des Parks. Was hier noch alles verborgen liegen mag? Nicht nur versteinerte Bäume, auch Fossilien und Dinosaurierskelette werden hier immer wieder gefunden.

Nach und nach wandern wir verschiedene Trails ab: zunächst ist da der „Long Logs Trail“ mit 2,5 km Länge und vielen noch ziemlich gut erhaltenen, langen Baumstämmen. Es folgt der Crystal Forest (1,2 km) und dann der Jasper Forest. Dort ist der Trail unbefestigt und nach Abstieg vom „rim“ so schwierig zu finden, dass wir umkehren. Unser Motto lautet: kalkuliertes Risiko ja, Experimente, die nachher in Orientierungslosigkeit münden - definitiv nein, erst recht nicht in der Wüste.

Zwischendurch treffen wir doch tatsächlich diesen Raben, von dem Ingrid uns geschrieben hatte letzte Tage und den sie bei ihrem letzten Besuch hier lieb gewonnen hatte. Wir taufen ihn natürlich „Ingrid“ und stellen ein Portrait von ihm mit Grüßen zurück in die Fotogalerie.

An einem verrosteten automobilen Zeitzeugen, der zum Gedenken an die früher hier verlaufende „Route 66“ am Wegesrand steht, treffen wir ein älteres amerikanisches Paar aus Michigan. Wir fotografieren uns gegenseitig und sie kippen fast aus den Schuhen, als ich ihnen berichte, dass wir bereits zum dritten Mal hier sind. In Kalifornien waren sie auch noch nicht, das steht nächstes Jahr auf dem Programm. Gerne geben wir ihnen einige Urlaubstips. Uns wird wieder mal bewusst, wie privilegiert wir sind, das alles so erleben zu dürfen. Wir haben das heute morgen auf der Ranch schon einmal gehört von anderen Gästen - dass wir bereits viel, viel mehr gesehen haben von diesem riesigen Land als die meisten „Native Americans“.

In der Abendsonne machen wir noch Bilder von der „Painted Desert“, der bunten Wüste. Dann fahren wir die knapp 40 km nach Holbrook zurück, beziehen ein riesiges Zimmer im Lexington Inn, düsen nochmal kurz durch die Stadt auf der Suche nach einem Abendessen. Fündig werden wir bei „Tom und Suzie’s Diner“. Anstelle der hier obligatorischen Burger bestellen wir einen „Green Chile Beef Bean Cheese Burrito“ für mich (sieht ziemlich unappetitlich aus, schmeckt aber super) und „Chicken Alfredo“ für Gabi.

Wieder auf dem Zimmer machen wir unsere Hausaufgaben und nun ist Feierabend. Gute Nacht Rabe, gute Nacht Ingrid, gute Nacht Apanatschi, gute Nacht ihr in „good old Germany“; wir hören voneinander …

Tagesetappe: 380 Kilometer
Übernachtung: Lexington Inn, Holbrook, AZ

Kayaking Salt River

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Salt River im Bereich der Saguaro Lake Ranch, AZ

Uff, ist das heiß hier. Das ist wirklich die Härte. In der Mittagshitze ist quasi kaum etwas möglich. Also steht ausruhen wieder ganz oben auf der Liste. Aber sportlich waren wir zumindest vormittags auch schon.

Die Nacht begann ja schon gestern Abend um 20:00 Uhr - dann darf sie auch um 06:00 Uhr zu Ende sein. Vor dem Frühstück machen wir einen Fotospaziergang über die Ranch und zum Fluss hinunter. Das Licht morgens und abends ist einfach der Hammer hier, alles glüht! Wir treffen John, der die Grünanlagen bewässert („he’s movin’ the rain“) erzählen etwas und erfahren dabei auch, dass Wasser hier trotz Wüste kein Problem ist. Etwas oberhalb der Ranch ist ein Stausee und der Salt River liefert Wasser satt.

Das Frühstück ist außergewöhnlich und frisch zubereitet für jeden Gast. Ein Schälchen Obstsalat zum Auftakt, dann Eier nach Wahl, Hashbrowns und knuspriger Bacon (beides mit Nachschlag) sowie einige Scheiben French Bananatoast, mehr als wir essen können. O-Saft und Kaffee dazu, klasse!

So gestärkt starten wir ins nächste Abenteuer: Kayaking auf dem Salt River. Josh erklärt uns und den übrigen 4 Gästen, wie es geht und auf was wir achten sollen - ein solides Briefing. Nach 5,5 Meilen und knapp 2 Stunden Fahrtzeit wird er uns am Foxtail-Exit erwarten. Gut, dass wir uns sorgfältig eingecremt haben. Schon um 09:00 Uhr beim Start ist es lecker warm.

Die Fahrt ist unbeschreiblich schön. Wir gewöhnen uns schnell an die Boote und die Manöver, Gabi fühlt sich wie Apanatschi und das Ganze hat wirklich etwas surreales: wir sind allein auf dem Fluss, die Landschaft ist atemberaubend schön: rote Felsen ragen hoch in den Himmel, saftiges Schilfgras am Ufer, darüber die mächtigen Saguaro-Kakteen. Über dem Wasser flittert und flattert es: Libellen, Vögel und leider auch Mosquitos. Die Ruhe und massenweise blue herons (große Vögel wie Fischreiher, schaut mal bei den Florida-Bildern, da habe ich einen fotografiert). Als Höhepunkt lassen wir uns behutsam mehrfach an Mustangs vorbei treiben, die im Wasser stehen und saufen oder am Ufer warten, um den Fluss zu queren.

1.800 wilde Mustangs gibt es hier derzeit erfahren wir später von Josh. Die haben sogar eine eigene Facebookgruppe mit über 200.000 Followern. Sachen gibt es, die gibt es gar nicht …

Mit dem Boot kommen wir echt gut zurecht und das werden wir ab jetzt bestimmt häufiger mal machen. Es ist sehr angenehm, dass sich hier ruhige Abschnitte und leichte Stromschnellen (rapids) abwechseln. So können wir entspannt paddeln und haben zwischendrin immer wieder den Nervenkitzel, wenn es zügiger abgeht und Wasser ins Boot schwappt. Super toll! Das einzige Manko: es gibt kein einziges Foto davon, sorry! Aber das war absehbar einfach zu nass für die Nikons.

Gabi schlägt anschließend vor, nach Phoenix zu fahren, eine gopro zu kaufen und die Tour morgen früh zu wiederholen. Naja - lieber ein anderes mal …

Josh holt uns am Exit mit dem Transporter ab und bringt uns zur Ranch zurück. Dort hüpfen wir in den Pool und anschließend ins Zimmer - zu heiß draussen. Wir bearbeiten Bilder, skypen mit Birgit und den Eltern und ruhen uns aus.

Gegen 15:00 Uhr fahren wir etwas rum, u.a. zum Lake Saguaro und später dann die 37 km bis Fountain Hills. Die Stadt ist größer als vermutet und wirkt auf uns sehr synthetisch. Alles ist perfekt, zu perfekt. Die Häuser wie geleckt, der Park mit einer der größten Wasserfontänen der USA riesig und steril sauber. Selbst die ausschließlich sehr jungen Joggerinnen und Jogger wirken wie aus dem Werbefilm. Dabei frage ich mich gerade, wie man in der Hitze überhaupt joggen kann.

Wir steuern eines der von John empfohlenen Restaurants an. Es ist italienisch, der Eigner Italiener und die Lebensmittel sämtlich importiert - aus Italien. Sehr leckere Pizza und auch der Salat ist knackig frisch - perfekt eben.

Zurück an der Ranch machen wir noch einen Rundgang im Abendlicht; weit hinter den Kakteen beherrschen die "Four Peak Mountains" das Landschaftsbild. Dann gönnen wir uns etwas Wein und kümmern uns um Fotos, Tagebuch und Website. Jetzt ist es 20:30 Uhr, Gabi schläft schon wieder und ich werde das gleich auch tun. Werden wir tatsächlich älter? Oder haben wir den Schlaf so nötig? Völlig egal, denn die Hauptsache ist, dass wir es uns so einrichten können, wie es uns gut tut.

Morgen fahren wir in den Petrified Forest NP. Den kennen wir schon und deshalb freuen wir uns ganz besonders. Die Fahrt dorthin durch die Apache Mountains ist hingegen neu und passt super in den Reiseverlauf. Hoffentlich ist Apanatschi dann wieder wach …

Gute Nacht Deutschland! Wir schön, das Gladbach mal wieder 3 Punkte geholt hat!

Tagesetappe: 87 Kilometer
Übernachtung: Saguaro Lake Ranch, Fountain Hills, AZ

Über Scottsdale zur Saguaro Lake Ranch

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Jürgen in der Hitze von Scottsdale Old Town, AZ

Der Tag ist schnell erzählt: wieder eine sehr gute und lange Nacht mit ganz viel Schlaf. Und nochmal das hervorragende Frühstück im Best Western Palm Springs genießen. Um halb neun sind wir bereits unterwegs. Über Rancho Mirrage fahren wir in 20 Minuten nach Palm Desert. Sehr schöne Städte, keine Hochhäuser und offensichtlich viel Geld, insbesondere für die Bewässerung des ganzen Grüns. Gabi kauft bei Walgreens einen Sonnenbrillenaufsatz für ihre neue Brille; die sind hier extrem günstig und der aus Florida hat sich bestens bewährt.

Die nächsten Stunden rollen wir gen Osten. In Kalifornien mit 65 oder 70 mph, später in Arizona geht es mit 75 mph etwas schneller. Es ist halt eine Strecke zu fahren; das klappt ausgeruht aber sehr gut. Auch die deutlich verkehrsreicheren, sechsspurigen Freeways in Phoenix mit diversen schnellen Wechseln gehen gut von der Hand. So erreichen wir die Old Town von Scottsdale, das Thermometer zeigt inzwischen 102 Grad Fahrenheit; das sind mal eben 39 Grad im Schatten.

Viel ist nicht drin bei der Hitze. Wir spazieren durch den historischen Ortskern von Scottsdale und bummeln etwas herum. Dann fahren wir zu unserer ersten Ranch für diesen Urlaub, weit draußen vor den Toren von Mesa und Fountain Hill. 20 km geht es durch die Wüste ab dem Hwy. #202. Saguaro Kakteen stehen am Wegesrand und Schilder: „Watch for horses“ - auf Pferde sollen wir achten, bestimmt sind hier viele Reiter unterwegs.

Am Ende der Straße liegt die Ranch, sehr idyllisch am Fluß vor den in der warmen Abendsonne leuchtenden Felsen. John empfängt uns; wir bekommen Hütte 9. Alles recht einfach; abschalten ist hier Programm, weshalb es auch keine Fernseher in den Hütten gibt. Unser Cottage ist wirklich sehr hübsch. John empfiehlt uns, unbedingt im letzten Tageslicht noch etwas herum zu spazieren. Machen wir.

Zuvor frage ich ihn, ob wir auf etwas zu achten hätten, insbesondere bzgl. giftiger Viecher. Ja klar, es folgt die übliche Warnung vor den Klapperschlangen - gute Chance, bei der Hitze hier mal eine zu sehen, meint er. Dann soll einer die Schlange fixieren (mit den Augen!) und der andere loslaufen, ihn zu holen, damit er die fangen kann. Tja, und auch auf Spinnen (schwarze Witwe etc.) und Skorpione sollen wir achten; hier gäbe es das volle Wüstenprogramm. Im Zimmer alles möglichst hoch hängen, nichts auf dem Boden liegen lassen, Schuhe vor dem anziehen ausschütteln - nur zur Sicherheit. Er würde sich bemühen, die Cottages frei von „Critters“ zu halten. Ach ja: Stinktieren bitte nicht nähern, den Gestank bekommt man überhaupt nicht mehr weg. Tipp für morgen: Tubbing oder Kayaking auf dem Salt River, Start direkt vor der Haustüre.

Unser erster Spaziergang führt zum Fluss, wir machen einige Bilder im letzten Abendlicht. Dann fahren wir zurück nach Mesa (20 km, 20 Minuten), schauen uns bei den Restaurants um und ordern dann 2 Burger bei „Smash“. Gut!!

Die Rückfahrt ist im Dunkeln nicht schwierig, aber spannend. Plötzlich stehen 2 Pferde am Straßenrand. Nicht überfahren! Die Warnschilder betreffen tatsächlich Mustangs, nicht Reiter. Und kurz vor unserer Hütte, schon auf dem Grundstück der Ranch, ruft Gabi: „Achtung Tier, nicht überfahren!“ Jap, da kreuzt doch tatsächlich ein Skunk die Fahrbahn und nimmt Kurs auf unsere Hüttenzeile. Haben ihn aber nicht wieder gesehen. Dafür tue ich mit der Spinne im Badezimmer das, was mir John geraten hat: drauftreten!

Wir setzen uns mit einem Wein auf unsere Terrasse und schauen in den Sternenhimmel. Schön - wenn man nicht ständig angeflogen würde von irgendwelchen Mücken etc. Kein Licht ist sowieso angesagt. Schon das iPhone führt zu größeren Attacken. Da gehe ich doch lieber rein und schreibe Tagebuch. Fertig! Ich denke nicht, dass wir heute Nacht nach der Milchstraße schauen; ich bin schon wieder müde. Gute Nacht!

Gerade beim Aufschlagen des wirklich sehr sauberen Bettes hab ich noch eine Spinne getötet. War wieder eine sehr zarte größere; gefährlich sind wohl nur die kleinen schwarzen …


Tagesetappe: 560 Kilometer
Übernachtung:
Saguaro Lake Ranch, Fountain Hills, AZ

Das Restaurant am Ende des Universums

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Jürgen mit Margaritha im "Las Casuelas", Downtown Palm Springs, CA

„Summerday in Palm Springs“ war bis gerade eben die Überschrift des heutigen Tages; der neue Titel resultiert aus dem Restaurantbesuch heute Abend, but let’s start from the very beginning:

Gestern Abend waren um 19:30 Uhr die Augen zu. Klar, dass man dann nachts zwischendurch wach wird. Aber insgesamt war die erste Nacht nicht schlecht. 10 Stunden Schlaf tun auch mal gut. Als ich gegen 06:30 mal an der Rezeption vorbei schaue, sind unsere Koffer vor 5 Minuten angekommen. Alles in Ordnung! Im ersten Morgenlicht gehen wir mal bis an die Straße, den „Palm Canyon Drive“, und machen erste Fotos.

Noch besser ist das Frühstück am Pool - sehr reichhaltig und neben Bagels, Frischkäse, Rührei und Cevapcici lassen wir auch Gesundes an uns ran wie O-Saft, Müsli, Obst, Walnüsse und Joghurt.

Um viertel vor neun starten wir zu den Indian Canyons. 10 Minuten später sind wir da. Und dass hier gerade „summer“ ist, merken wir nicht nur am reduzierten Eintritt in das Reservat (5$ p.P. statt 9$). Es ist um diese Zeit bereits „lecker warm“! Der Andreas Loop Trail, den wir uns zunächst vornehmen, ist eine Meile lang und mäßig hügelig. Dafür gibt es viel Schatten unter den Palmen und am Wasser. Eine knappe Stunde treiben wir uns hier rum.

Dann fahren wir zur „Trading Post“ am Palm Canyon. Hier erwischen wir unsere ersten Kolibris für dieses Jahr und diverse Hinweise darauf, das wir uns wieder mal im Lebensraum von Klapperschlangen und Berglöwen tummeln. Also: Augen auf! Ein kurzes Gespräch mit dem Ranger, was wir uns bei bis zu 37 Grad im Schatten und sengender Wüstensonne noch zumuten wollen und können - dann starten wir auf den Palm Canyon Trail, dem wir eine Meile folgen. Umkehren, oder doch ein kleines Stück den Victor Trail hinaufgehen, der sich schattenlos den Berg hinauf windet? Gute Blicke „von oben“ auf den palmenbestandenen Canyon hatte der Ranger versprochen. Unsere Wasservorräte geben es noch her - also auf auf …

Und dieser weitere 2 Meilen weite, heiße und beschwerliche Weg lohnt sich wirklich. Viele Kakteen aller Art und atemberaubende Ausblicke warten auf uns. Gefährliche Tierchen halten sich fern. Knapp zwei Stunden verbringen wir hier und dann geht es erst mal unter die Dusche. Unsere Klamotten sind pitschnass und der Staub muss runter. Anruf bei „Onkel Jupp“, der im benachbarten Palm Desert wohnt: niemand zu Hause derzeit. Draußen ist es heiß und wir haben Urlaub. Also schon mal die ersten Bilder entwickeln und eine kurze Mittagspause genießen. Gleich geht es auf jeden Fall noch in die Stadt bummeln …

Fast 2 Stunden fest geschlafen; der Körper scheint es zu brauchen. Soll er haben. 2. Anruf bei Jupp, niemand zu Hause; ich spreche Grüße aus der Heimat auf den AB. Nun aber auf in die Stadt. Wir wandern den langen Palm Canyon Drive bis Downtown; später zurück im Motel stehen 9,8 km auf der Uhr.

Zunächst gibt es außer schönem Licht nicht viel zu sehen. Die Sonne verschwindet früh (17 Uhr) hinter den Bergen; es bleibt aber weitere 2 Stunden hell. In der Nähe der Plaza laute Musik. Eine open-air-Kneipe ist proppevoll. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt. Das wäre was für unseren Kegelklub, denke ich gerade, als Gabi mich darauf hinweist, dass hier aber viele Männer sind, trinken und tanzen. Ähm - ausschließlich Männer. Und auch auf der Straße: auffallend viele Männerpaare. Easy living.

An guten Restaurants scheint es hier ebenfalls nicht zu mangeln. Die Entscheidung fällt zunächst schwer; vieles sieht sehr gut aus. Die Entscheidung fällt schließlich zugunsten des Restaurants Las Casuelas. Einerseits können wir hier in der lauen Abendluft draussen sitzen; zudem spielt hier offensichtlich eine Liveband und mexikanisches Abendessen passt hervorragend als Auftakt zu unserer Route für die kommenden 3 Wochen. Die Entscheidung ist genau die richtige, denn hier wird echt was geboten.

Da sind zunächst die „classic Margarithas“ in der „large“-Ausgabe. Die können was, uiuiui! Zu Nachos und Salsa suchen wir das Abendessen aus: Fish-Tacos für Gabi, Shrimp-Enchilladas für mich. Das Publikum ist sehenswert und ausgelassen. Kurze Kleidchen, knappe Büxkes, bei so manchem Outfit halten wir die Luft an. Eine füllige blonde Schwarze (!) trinkt eine „Creamy Margaritha“, die hieß in der Karte „Batita de Margaritha“, wenn ich mich nicht täusche. So manche Dame, die an uns vorbei zum Restroom geht, torkelt bedenklich. So langsam fragen wir uns, was passiert, wenn wir das Halbe-Liter-Glas aushaben, das gerade vor uns steht.

Auch der Gitarrist schwankt beträchtlich, als er an uns vorbei geht und später schätze ich den Promillegehalt der vierköpfigen Band auf 13,8. Der Drummer spielt wie der Duracelhase und irgendwie scheinen hier alle Geburtstag zu haben. Im Ernst: nach jedem Lied kommt 2x „happy birthday“. Die Tanzfläche ist ebenfalls voll und wir können die Augen nicht von drei Damen lassen, die sich gegenseitig beim tanzen festhalten, was auch nötig ist. Eine von ihnen hat wohl auch Geburtstag und dazu einen durchtrainierten Körper - Schwimmerin, schätzt Gabi. Sie kann aber nun wirklich nicht mehr alleine stehen und als Höhepunkt des Abend fällt sie stocksteif vom Stuhl. Das hindert sie aber nicht daran, etwas später sitzend zu tanzen (kann sie, oh ja - hoffentlich fällt sie nicht nochmal runter) und kurz darauf ist sie mit ihren Freundinnen wieder auf der Tanzfläche. Voller Einsatz - sagenhaft!

Das Essen ist prima und wir sind uns einig: mehr als diese eine Margaritha ist nicht machbar. Wahrscheinlich haben wir gerade locker die gestern verpasste Whiskyfair kompensiert, zumindest was den Alkoholgehalt angeht. Gabi ist gleich zu Bett gegangen und sofort eingeschlafen. Davon werden wir lange erzählen: vom Besuch im Restaurant am Ende des Universums; was für ein toller Sommertag!

Tagesetappe: 19 Kilometer
Übernachtung:
Best Western Inn, Palm Springs, CA

Schlangen, Nebel, Staus und endlich Urlaub!

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Gabi im Best Western Palm Springs, CA

Mensch, ist das voll hier. So viel Betrieb haben wir am Flughafen Düsseldorf noch nicht erlebt. Da ist einmal die Krise rund um Air Berlin, die zu hunderte Metern Schlangen führt. Und dann noch die massive Unterbesetzung der Fa. Kötters bei der Sicherheitsabfertigung, die ebenfalls lange, lange Schlangen vor der Abfertigung erzeugt. Das setzt sich am Gate fort. Um einen Kaffee zu bekommen, stehen die Leute (und auch wir) 30 Minuten an. Nun ja - Zeit genug haben wir ja. „Da sind wir in der Mensa am Berufskolleg schneller“ bemerkt Gabi. Aber: nicht mehr an die Arbeit denken, es liegen drei Wochen Urlaub vor uns.

Wir freuen uns auf den „Wilden Westen“. Mal schauen, was uns erwartet. Hurrikan „Irma“ hat letzte Tage die Keys und Florida verwüstet, „Harvey“ einige Tage vorher Texas und Louisiana. Unser Reiseziel ist diesbezüglich glücklicherweise sicher.

Schon gestern Abend haben wir unsere Koffer zum Airport gebracht.Online eingecheckt waren wir da schon und die Koffer sind wir in 5 Minuten los geworden. Eine freundliche Dame am Lufthansaschalter bestätigt aber die Medienberichte: wir sollen uns auf totales Chaos einstellen - es sei ein Albtraum.

So lassen wir uns heute bereits um 04:30 Uhr zum Airport fahren. Um 05:00 Uhr sind wir da und richtig: da sind die unübersehbar langen Schlangen. Aber: alles ist perfekt organisiert, selbst die sicher mega gestressten Leute der Fa. Kötters sind super freundlich. Für diese Menschenmassen sind wir wirklich zügig „durch“; das hat schon mal geklappt. Milchkaffee und gemütliche Polster, wir warten aufs Boarding. Irgendwie bin ich anders als die Männer hier ringsum, denn alle trinken schon Bier. Wenn der Flieger gleich bitte nur pünktlich ist - in Frankfurt haben wir zwischen Landung und Start planmäßig nur 60 Minuten, um den Flieger zu wechseln.

Wir vertreiben uns die Zeit mit Milchkaffee und iPhone, das Boarding für den kurzen Flug nach Frankfurt beginnt bereits verspätet - das fängt ja gut an. Und es geht genau so gruselig weiter. Der Pilot erklärt uns, dass in Frankfurt dichtester Nebel ist und wir so lange nicht losfliegen können, als dass eine ordentliche Landung sicher ist. Vor 09:00 Uhr würde das nichts, unkt er. Es ist dann sogar 09:15 als wir abheben und exakt 30 Minuten später landen wir in Frankfurt. Damit sind wir aber noch nicht am Gate und von dort müssen wir noch durch die Passkontrolle und den langen Weg zum Abfluggate. Immer wieder stehen wir dumm auf dem Vorfeld rum, weil die Machine noch nicht in ihre endgültige Parkposition darf, denn die ist in dem ganzen Nebelstau noch belegt. Anderen Passagieren eröffnet der Kapitän bereits, dass sie umgebucht sind und zum Teil 12 Stunden auf die nächste Maschine warten müssen. Die Warterei ist n-e-r-v-e-n-z-e-r-f-e-t-z-e-n-d!

Um 10:15 Uhr sollte der A-380 Richtung LA abheben und genau um diese Zeit verlassen wir erst den anderen Flieger. Die Kabinencrew hat uns Hoffnung gemacht. Aus unserer Maschine sind 18 Passagiere auf diesen Weiterflug gebucht; vielleicht wartet der etwas. Und wieder Warteschlangen, bei der Bordkartenkontrolle, bei der Bundespolizei. Aber: alle haben Verständnis. Als die Pässe gesichtet sind, rennen wir los. Ich hatte vorher auf die Apple Watch geschaut und weiß anschließend, dass wir genau 1 km gerannt sind. Mit Rucksack und volle Pulle. Die Luft ist so trocken, dass wir anschließend noch 30 Minuten husten. Aber: wir haben es geschafft. Als wir zum Gate kommen, werden wir abgeklatscht und mit offenen Armen empfangen. „In 2 Minuten schließen wir die Tür zum Flieger“ hören wir noch hinter uns und rennen schon wieder, nun durch den Gang zum Flieger. Der Flugbegleiter versorgt uns erst mal mit Wasser und klar ist: das hat höchstens eine Handvoll der 18 Leute schaffen können - das wochenlange Training hat sich für uns aber gelohnt.

Der Flug geht schließlich um 11:00 Uhr raus und verläuft gewohnt blendend bei bestem Lufthansa-Service. Die Verspätung holen wir auf der langen Strecke wieder rein und nach pünktlicher Landung sind wir ruckzuck eingewandert. Das ging noch nie so schnell. Womit zu rechnen war: unsere Koffer haben es nicht geschafft in Frankfurt - Fehlanzeige. Noch eine nette Dame der Lufthansa versichert uns aber, dass beide Koffer noch heute in LA eintreffen und uns dann ins Motel nach Palm Springs (!) entweder noch heute Abend oder morgen früh frei Haus geliefert werden. Klasse!

Bei Alamo stehen wir in einer weiteren Schlange und ein Auto, das uns so richtig gut gefällt, finden wir zunächst auch nicht. Also nochmal warten und dann kommt ein frischgewaschener Nissan Rough um die Ecke. Den schnappen wir uns sofort. Super ausgestattet, 7.000 Meilen, Baujahr 2017. na also. Auf den Highways in LA: überall Staus. Für die 200 km bis Palm Springs benötigen wir 3 Stunden. Nun ist es aber genug.

Dass das Zimmer im Best Western mit den ansonsten guten Erfahrungen mit dieser Kette nicht mithalten kann, stört nicht weiter. Wir fahren noch zum nächsten Supermarkt, kaufen Wasser, Wein, Chips und Müsliriegel ein, essen im Subway nebenan noch ein Sub - dann sinken wir aufs Bett. Ich habe heute genau zwei Fotos geschossen - für mehr reichte die Zeit leider nicht.

Und ich möchte nach den anstrengenden Arbeitswochen hier diesmal nicht ganz so viel am Rechner sitzen. Mal sehen, ob das dieses Jahr klappt.

Unterm Strich: wir haben Urlaub und alles ist irgendwie doch noch gut gegangen. Wenn jetzt noch die Koffer irgendwann hier auftauchen, ist alles im Lot. Wilder Westen: wir sind wieder da! Yipiyayeah!

Tagesetappe: 9.540 Kilometer geflogen, 208 Kilometer gefahren
Übernachtung:
Best Western Inn, Palm Springs, CA
© 2017 Gabi & Jürgen