Tagebuch




Sunny California - Sunset-Pizza on the roof!

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Gabi bei Sunset auf der Dachterrasse, Ocean Surf Inn & Suites, Huntington Beach, CA

Ich knüpfe noch einmal an den letzten Satz von gestern an: wir mögen San Diego wirklich sehr. Die Stadt hat viel zu bieten und liegt sehr hügelig am Pazifik. Shelter Island ist natürlich etwas abgelegen von Downtown etc. - wir würden aber immer wieder hierher zurück kommen wollen, denn die Lage ist wunderschön inmitten all der Marinas. Man weiß gar nicht, wie viele Boote hier liegen …

Und so nehmen wir auch unseren ersten Kaffee heute morgen wieder auf dem Balkon mit Blick auf die vielen Segelbötchen und Yachten. Wir skypen mit Mutter, die heute Geburtstag hat und dann checken wir aus.

Unserer erstes Ziel für heute ist das mondäne „La Jolla“ - ein Strandabschnitt nördlich von San Diego mit Geschäften und Restaurants, die angeblich dem Rodeo Drive in LA Konkurrenz machen sollen.

Wir fahren gleich in ein Parkhaus an der „La Jolla Cove“ und gehen ein Stück den „Coast Walk Trail“ entlang. Seehunde liegen unten und plantschen umher, Möwen gesellen sich dazu. Ein Boot hat Schnorchler gebracht, die sich in Gruppen den Seehunden nähern. 2 Stand-up-Paddler und ein Kajakfahrer gesellen sich dazu. Sonne, Meer, blauer Himmel, bunte Blumen, Wärme - South California at it’s best!

Da wir noch nicht so richtig gefrühstückt haben schauen wir uns um und finden das „Deli-icious“, die aktuell zur Nr. 1 der Sandwich-Schmieden in La Jolla gekürt wurden - zu Recht! Sehr frisch, sehr lecker! Kaffee dazu, wir haben Zeit.

Über die Interstate 5 geht es schnell nach Norden, den Hwy.#101 haben wir vor einigen Jahren schon mal befahren. Das ist auch schön, aber nicht zu vergleichen mit dem Hwy.#1 zwischen LA und San Francisco. Zusätzlich dauert die Fahrt über diese Alternativroute deutlich länger. So sind wir um 13:30 Uhr in Huntington Beach. Unser Zimmer ist noch nicht ganz fertig aber 30 Minuten später ziehen wir ins Ocean Surf Inn & Suites ein.

Einrichten, Mails checken, Fußballergebnis? Deutschland hat sich qualifiziert gegen Nordirland und ist nun definitiv bei der nächsten WM dabei. Heiner bestätigt das per WhatsApp - sehr schön, da stehen hoffentlich wieder schöne gemeinsame Fußballabende ins Haus - darauf freue ich mich jetzt schon.

Was macht man in einem Ort, der den „Strand“ schon im Namen trägt? Richtig, es sind nur 2 Minuten bis zur Beach. Der Strand ist breit und menschenleer. Es lässt sich wunderbar laufen barfuß am und im Wasser. Muscheln und „Sea-Dollars“ sammelnd laufen wir und laufen wir und laufen wir. Das wird uns fehlen im Winter - aber jetzt genießen wir das noch mal in vollen Zügen. Fast 9 km haben wir später hier zurückgelegt und in einer Stunde geht die Sonne schon unter.

Keine Lust mehr, Auto zu fahren aber auch Lust auf eine letzte amerikanische Pizza. Also probieren wir doch mal aus, wie das hier mit dem Pizza-Taxi geht. Per Telefon bestelle ich bei Domino’s eine Pizza Medium und einen Ceasars Salad. 30 Minuten später klopft es an der Moteltür und der Bote liefert aus. Klasse, das passt in den Zeitplan. Wir haben inzwischen geduscht und tragen die Beute mit unseren üblichen Vorräten auf die Dachterrasse.

Im Licht der untergehenden Sonne, vier Stockwerke über dem Pacific Coast Highway und mit Blick auf das Meer und die Schiffe verputzen wir zu einem Glas Wein Pizza und Salat. Welt im Döschen!

Jetzt packen wir die Koffer, machen hier die letzten Einträge und Fotos klar und dann steht morgen nachmittag der Rückflug an.

Ich melde mich morgen noch einmal - gute Nacht!

Tagesetappe: 183 Kilometer
Übernachtung: Ocean Surf Inn & Suites, Huntington Beach, CA

San Diego? Like!!

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Jürgen auf der USS Midway, San Diego, CA

Wasservögel krächzen in der Morgenluft und wecken uns auf - genau richtig, denn den Tag wollen wir ja nicht verschlafen. Schnell entschlossen verzichten wir auf ein Frühstück hier im Best Western, das ohnehin extra dazu gebucht werden müsste.

Statt dessen setzen wir uns gemütlich auf den Balkon und genießen einen Becher Kaffee aus der „Zimmermaschine“ mit einigen Müsliriegeln. Dann bereiten wir uns auf den Abmarsch vor. Mein früher Vorstoß, Fahrräder hier im Motel zu reservieren („first come, first serve“), ist daran gescheitert, dass die Räder nur für jeweils 2 Stunden zu haben sind. Da wir einen Tagesausflug in die Stadt planen, scheidet das aus.

Also schnell die Karten-App auf dem iPhone geöffnet, die USS Midway als Ziel eingegeben und mal geschaut, was geht: Zu Fuß über 10 km eine Strecke. Machbar, aber vielleicht doch ambitioniert, wenn man bedenkt, was auch in der Stadt noch so an Strecke hinzukommet. Auf „ÖPNV“ wechseln und siehe da: gut 2 km bis zur Bushaltestelle, dann Direktverbindung.

Der Weg ist mit der App leicht zu finden (der Hubschrauber von gestern kreist schon wieder), das Tagesticket kosten 7$ und so sind wir wenig später an der „Star of India“, einem alten Segelschiff, das heute als Museumsschiff herhalten muss. In Sichtweite: die USS Midway - ein Museumsflugzeugträger mit viel Geschichte.

Als wir um 10:20 dort eintreffen, ist es noch nicht so voll. Sehr gut! Wir bekommen einen Audio-Guide auf deutsch um den Hals gehängt - das macht das Verständnis vieler Zusammenhänge viel einfacher. 66 Stationen kann man besuchen auf dem riesigen Schiff - die meisten laufen wir an und hören, was es dazu zu wissen gibt.

Natürlich ist das alles sehr militärisch ausgerichtet, schließlich ist der Flugzeugträger ja der Stolz der US-Navy. Benannt nach der Schlacht um Midway wurde sie wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Dienst gestellt und nahm am Vietnam- und am Zweiten Golfkrieg teil.

Interessant sind aber vor allem die Zusammenhänge, die Frage, wie sich eine solche Stadt im Wasser technisch und organisatorisch beherrschen lässt - mal ganz losgelöst vom kriegerischen Aspekt. Und natürlich beeindruckt die unglaubliche Größe dieses Teils. „Heilige Makrele!“ (Zitat Audio-Guide!), so was haben wir noch nie gesehen. Das Zwischendeck mit den Flugzeugen als geschlossene Halle und natürlich das „Flight Deck“ mit 2 Start- und Landebahnen, wo heute unzählige Flugzeuge und Hubschrauber ausgestellt sind.

Schön wie so oft bei amerikanischen Museen: Man darf vieles anfassen, probesitzen (Pilotensessel mit Schleudersitz, Kapitänsplatz, Briefingräume etc.) oder - liegen (Schlafkojen) und insgesamt bekommen wir einen sehr guten Eindruck, wie man sich das Leben auf so einem Schiff vorzustellen hat. Viele Veteranen stehen bereit, gefragtes und ungefragtes zu erläutern; deren Eifer ist zu bewundern! 4.500 Mann Besatzung wurden hier versorgt. Natürlich kommen daher auch Dinge wir die diversen Schiffsküchen (für jeden Mannschaftsgrad eine), Wäschereien, Poststellen, Maschinenräume, der Ankerkettenaufzug, das Schiffsgefängnis (upps, schon wieder eins) etc. nicht zu kurz. Es ist ein riesiger Irrgarten aus Gängen, Leitern, Siegen und verschachtelten Räumen. Gegen Ende nehmen wir noch an einer englischsprachigen Führung über die Brücke und die Kommandoräume (in diesem gigantischen „Turm“ auf dem Flight Deck) teil, dann sind wir bestens bedient, aber nach gut 3 Stunden mit unserer Aufnahmefähigkeit am Ende. man könnte den ganzen Tag hier verbringen. Wer mehr wissen möchte, googelt einfach mal - es gibt viel nachzulesen!

Nun machen wir noch einen Abstecher ins Seaport Village und machen uns dann auf den Weg über breite Zufahrtsstraßen Richtung Gaslamp Quarter in Downtown. Hunger haben wir nämlich inzwischen und dort gibt es unzählige gute Restaurants und Kneipen. Schnell sind wir fündig und in der Rockin’ Baja Lobster Bar & Grill werden wir fündig und so was von satt! Ich hatte einen Burrito, gefüllt mit allerlei Seafood (Lobster, Shrimps, Crabs) und Käse - dazu Zitronenreis und schwarze Bohnen. Das ist so was wie eine Pizza Calzone mit dünnem Teig, aber pfundiger Füllung. Ich bin jetzt noch genudelt. Großes „Scorpion“-Beer dazu, Gabi hat zur Margarita einen Lobster-Burger. Ebenfalls dekadent, aber saulecker.

Als Verdauungsspaziergang laufen wir die ganze 5. Straße hinunter, kaufen die Trump-Socken nicht (!) und gehen auch noch mal kurz durch die Horton-Plaza. Dann sind die Systeme auf Null. An der Santa Fe Railroad-Station ist eine Bushaltestelle und ab hier fahren wir zurück. Letzter Fußweg zum Motel - der Hubschrauber … (ok, lassen wir das).

Wieder haben wir den tollen Blick auf die Skyline im Abendlicht und wir beschließen, noch einen letzten Absacker auf dem Fishing-Pier im „Fathom“ zu trinken. Die Amis schrecken vor nichts zurück - Gabi bekommt ihren Weißwein aus einer dicken tönernen Teetasse.

Jetzt kann ich wirklich nicht mehr - 2 Stunden „Spätmittagsschlaf“ von 18 Uhr bis 20 Uhr; alles Systeme auf Null!

Danach habe ich richtig Durst, wir haben zu wenig Wasser getrunken heute bei der Hitze und fast 19 km zu Fuß auf der Uhr. Unsere Vorräte sind nicht mehr üppig und bevor ich heute Nacht verdurste schaue ich mal, was die Automaten hier so hergeben. Zu teuer - ich steige kurz entschlossen ins Auto und hole im nahen (3 km entfernten) „Ralphs“ Wasser und Diet Coke (16 Pullen zum Preis von zweien im Automaten).

Jetzt müssen die Fotos noch bearbeitet werden; das Tagebuch ist fertig. Gute Nacht - es war ein anstrengender, aber super schöner Tag. Wir mögen San Diego!

Tagesetappe: 0 Kilometer mit dem Auto, 18,8 km zu Fuß
Übernachtung: Best Western Plus Islands Palms & Marina, San Diego, CA

Magic Moments

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Gabi am Fathom Bistro, Fishing-Pier, Shelter Isnad, San Diego, CA

Tatsächlich sind wir gestern Abend noch im Dunkeln in den schön beleuchteten Pool gehüpft und haben dort ein paar Runden gedreht. 3 Damen saßen am Rand und tranken offensichtlich ein Gläschen Wein; kurzer Wortwechsel.

Zurück aufs Zimmer, kurz abduschen und dann wieder runter an den Pool, diesmal mit Nachos, Salsa und unserem gekühlten Sack Weißwein (5 Liter). Die drei Damen stehen jetzt nebenan an der Grillstation und scheinen sich ihr Abendessen zu grillen. Wir brauchen nichts mehr, denn die Chicken Wings eben waren ausreichend und zusammen mit den noch folgenden Nachos sind wir „fine“ for this evening.

Nun muss ich aber doch mal gucken, was die da auf dem Grill haben, also schlendere ich rüber und spreche die drei noch mal an. Sie kommen aus Kanada und wohnen hier für ein paar Tage. Sie sind nicht zum ersten Mal hier und aktuell auf „Zahn-Urlaub“. Ich habe wohl etwas komisch aus der Wäsche geguckt bei dieser Feststellung, deshalb erklären sie es mir: In Kanada sind Zahnersatz und vor allem gute Inlays teuer und qualitativ nicht so hochwertig, wie in manchen Kliniken in Mexico, wo alles zudem noch viel, viel günstiger ist. Nun, die Grenze ist 10 Minuten entfernt und die drei waren heute in Mexiko, um sich tolle Inlays machen zu lassen. Guck mal, smile!

Dabei haben sie gleich Salat und vor allem riesige frische Riesengarnelen auf Eis gekauft, die sie nun auf den Grill werfen wollen. Dumm nur, dass sie keine Gewürze haben. Da kommt Gabi um die Ecke, um zu schauen, wo ich bleibe. Gewürze? Kein Problem, wir haben einiges auf dem Zimmer. Dan präsentiert sie den dreien unseren Weinsack und nach großem Hallo und Gelächter sind wir beste Freunde. Gabi holt die Gewürze, wir grillen das gesamte Zeug, setzen uns zusammen, lassen uns gegenseitig unseren Wein probieren und quatschen. Dabei teilen wir natürlich auch unsere Lebensmittel und reden über Gott und die Welt, was wir so machen, wie unser Urlaub ist etc. Die drei sind schon pensioniert (mit 52!) und sie wundern sich, dass wir bis 67 arbeiten müssen. Fotos werden getauscht und Lieblingslieder vom iPhone vorgespielt. Ein super lustiger Abend in netter Gesellschaft und in einer wirklich für Motelverhältnisse traumhaften Anlage.

Jetzt sind wir vom Frühstück zurück - dieses Motel müssen wir uns merken. Es gab sogar Omelettes. Das Navi ist programmiert und gleich starten wir nach San Diego.

Auch diese Fahrt ist zügig erledigt dank Tempomat. Die Imperial Sand Dunes dienten den Star Wars Filmemachern als Kulisse, wir passieren die riesigen Sanddünen auf der I-8 und achten auf die sandigen Winde, die die Bahn queren. Zwischendurch fangen wir einen Coffee to go. Hier an der Chevron Tankstelle im Nirgendwo gibt es tatsächlich essbare Käfer zu erwerben, gleich an der Theke wie bei uns die Ferrero Küsschen. Daneben befindet sich ein Tütchen mit der Aufschrift: Klapperschlangen-Eier. Ich dürfte mal reingucken, meint der freundliche Tankwart. Tu ich - raus fliegt ein klapperndes Etwas - Scherzartikel! Wir beide reagieren erwartungsgemäß und jedes weitere Aufputschmittel wäre nun unnötig - wir sind hellwach!

Die I-8 wird in Kalifornien flankiert von erneuerbaren Energien: unendliche Felder mit Solarstrompanelen (ok, die Sonne ist hier ein zuverlässiger Partner) und später weite Flächen mit unzähligen Windkraftanlagen. Der Wind fällt hier offensichtlich von der vor uns aufragenden Bergkette herunter - von heftigen Winden wird gewarnt und die merke ich auch am Steuer deutlich.

Die Interstate zieht sich von Meeresspiegelhöhe (jap- die „high desert“ liegt hinter uns) auf über 1.300 Meter hoch. Empfehlung: Klimaanlage ausschalten, um Überhitzung zu vermeiden. Am Straßenrand befinden sich alle paar hundert Meter Wasserbehälter zum Auffüllen evtl. überhitzter Kühlsysteme - vorbildlich!

Wir kommen gut durch und erreichen gegen 12:30 Uhr Das Best Western auf Shelter Island in San Diego. Der Mann am Check in ist freundlich und reagiert positiv auf meine „Best Western-Mitgliedskarte“. Es verspricht uns ein schönes und ruhiges Zimmer mit netter Aussicht. Versprechen gehalten: wir haben einen sehr großen Raum mit den üblichen zwei Riesenbetten und der Balkon gewährt Aussicht auf den Yachthafen. Sehr schön!

Da packen wir doch gleich Nachos und Salsa aus, gießen uns ein Glas Wein ein, skypen mit Birgit und Vater und lassen es uns gut gehen. Super ruhig ist es hier auf Shelter Island, wenig Verkehr, nur die Boote dümpeln im Wasser.

Dann machen wir noch einen Spaziergang rund um Shelter Island. Boote beherrschen hier das Bild; Yachthäfen überall. Gegenüber ist der US-Army-Stützpunkt, die „Naval Air Station North Island“ und es gibt einen schönen Blick auf die Skyline von San Diego. Ein Militär-Hubschrauber kreist immer die gleiche Runde, landet, startet, dreht dir Runde.

Wir gehen noch ein Stück Richtung Festland und kehren im „Harbor Town Pub“ ein, auch weil wir mal dringend einen Restroom benötigen. Hier gibt es zur happy hour für mich zwei „Resident Chasing Citra IPA“ vom Fass. Junge, Junge, das Bier ist „hoppy“ - viel Hopfen, dementsprechend bitter und alkoholreich (alle local Beers haben zwischen 5 und 8,5 %) ohnehin. Wir genehmigen uns zwei Tacos (happy-hour Preis 2 $ und einen Basket Fries - sehr crispy! - gibts gratis dazu) und fühlen uns richtig gut.

Dann zurück zum Motel, da läuft ein riesiges Schiff in den Hafen ein; ich brauche dringend einen Mittagsschlaf. Die Temperaturen sind angenehm warm, aber nicht mehr so heiß wie in der Wüste, vom Meer weht ein leichter Wind. Also mache ich für eine gute Stunde die Augen zu, Gabi genießt derweil die Aussicht vom Balkon.

Um 18:00 Uhr statten wir dem Motel-eigenen Restaurant einen Besuch ab. Auf der Terrasse zum Sonnenuntergang gibt es wieder Weißwein für Gabi und zwei neue Biere für mich: ein „Blood Orange IPA“ und ein „San Diego Pale Ale“. Dazu ein kleiner, aber sehr feiner Snack - großen Hunger haben wir nicht mehr: Hawaiian Shrimps für Gabi und Lachs-Tacos für mich. Kleine Portion, aber selten lecker und fein abgeschmeckt! Etwas kühler wird es hier abends und wir ziehen mal unsere Jacken an, die wir bisher nur beim Ballonfahren benötigten.

Das war es für heute - oder? Am Wasser entlang spazieren wir in Richtung unseres Zimmers. Die Anlage ist groß. Der Hubschrauber dreht noch immer seine Runden, auch jetzt im Dunkeln. Drill-Ausbildung - was anderes kann das nicht sein - seit Stunden geht das so. Nutzt bestimmt.

Da ist der Fishing-Pier und wir beschließen, noch kurz darauf weiter zu spazieren. Oh - ein Bistro für die Angler - mit lokalen Bieren vom Fass! Ein aufmunterndes Schild: „Wohlerzogene Kinder willkommen - andere werden zu Wurst verarbeitet!“. Wir kehren ein und ich fühle mich so nach Urlaub, dass ein weiteres Bier der lokalen Brauereien getestet werden muss, das „Russian River Pliny The Elder IPA“. Großer Name, großer Geschmack - ebenfalls „very hoppy“. Gabi hat ein Apple Cider vom Fass und wir setzen und nach draussen, um den Fischern zuzusehen.

Schön ruhig, schön warm, schön gemütlich! Und am Nebentisch sitz ein älterer Amerikaner. Da kommt ein Schwarzer mit seiner chinesischen Partnerin und fragt, ob sie sich dazu setzen können - obwohl einige andere Tische frei wären? Sie werden mit Handschlag begrüßt und willkommen geheißen: „Hi, I’m Fred - how are you?“ Ich sehe und höre den dreien 10 Minuten lang zu und ich kann euch sagen: das war für mich einer dieser „magic moments“, wie ich sie nur selten erlebe. Ich hatte das mal am Ende einer schönen Reise am Santa Monica Pier in LA. Das ist so ein Moment, in dem du den Eindruck hast, die Welt sei vollkommen im Gleichgewicht. Alles gut, aber richtig gut!

Jetzt ist es wieder so. Das gäbe es bei uns nicht. Wie oft kommt man mit Leuten aus dem eigenen Ort zusammen und spricht nicht miteinander? Jeder immer nur für sich. Und hier: drei Kulturen herzlich vereint, ohne Zwang, ohne Not, aber selbstverständlich. Ich mache noch ein Bild von Gabi und lasse die drei absichtlich unscharf im Hintergrund. Später verabschieden sich die drei wieder herzlich mit Handschlag. THIS made my day! Und das ist in etwa so wie gestern Abend mit den drei Mädels aus Kanada: wildfremde Menschen finden zusammen, weil es so natürlich und schön ist!

Zum Abschluss gehen wir noch ein Stück über den Pier, schauen den Anglern zu, reden mit ihnen. Ich schieße einige Bilder aus der Hüfte; es ist ja rabenschwarze Nacht. Eine Anglerin gibt mir „high five“ als ich ein Bild von ihren Octopus-Ködern mache und sie scherzhaft 5 $ fürs Bild haben möchte. Herrlich! Das ist Kalifornien, hier fühle ich mich wohl!

Mehr ist heute nicht zu sagen - gute Nacht!

Tagesetappe: 291 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Islands Palms & Marina, San Diego, CA

Free Beer, Wine & Chicken Wings …

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Jürgen bei der "happy hour" im La Fuente Motel Yuma, AZ

Da sitzen wir um 17:00 Uhr im Aufenthaltsraum des „La Fuente“ in Yuma, Arizona und lassen uns Wein, Bier vom Fass und Chicken Wings und salty Popcorn schmecken - das gibt’s nämlich als Service des Hauses „for free“ zur happy hour. Klasse!

Weniger „happy“ sind die Nachrichten, die da über den omnipräsenten Fernseher flimmern: da hat doch so ein Irrer gestern Abend in Las Vegas aus seinem Zimmer im Mandala Bay Hotel am Strip auf ein Open-Air-Country Konzert (Jason Aldeen - ein auch von uns geschätzter Musiker) geschossen und ein blutiges Massaker angerichtet. Ich hatte das heute Nacht schon auf dem iPhone gesehen. Traurige Bilanz bis jetzt: 59 Tote und 527 Verwunderte. Gerade interviewen sie den Bruder des Täters - bei uns sicher nicht denkbar. Traurige Welt mit irren Typen - aber wie soll man so was sicher verhindern?? Klar: mehr Sicherheitsvorkehrungen; aber damit geht ein ganzes Stück von dem verloren, was wir alle so lieben: leben in einer freien, möglichst unkomplizierten Welt.

Anderes Thema - aber gar nicht so weit weg: eigentlich hätte dieser Tag auch „Wir sind im Knast!“ überschrieben sein können - denn das waren wir wirklich. Erschien mir aber nicht passend, denn auch dieser sehr interessante Museumsbesuch hatte seine „da müssen wir mal schlucken“-Momente. Fangen wir vorne an:

Vor und nach dem Frühstück in Tucson kümmern wir uns um Fotos und Tagebuch. Das war gestern Abend einfach nicht mehr möglich, denn wir waren nach der Hitzeschlacht echt „auf“.

Der Weg nach Yuma ist einfach und in 3,5 Stunden erledigt. Tempomat rein und los. Erst gut 80 km, dann abbiegen, nochmal 280 km und dann sind wir da. Zwischendrin nur ein kurzer Stop an einer „Tankstelle“ - Kaffee fassen und Restroom nutzen - mitten im nirgendwo an der Interstate 8, hier ist die Welt scheinbar zu Ende. Ab und zu fegt ein roter Sandsturm über die Bahn - sonst nur Weite, Leere, Saguaros und ab und zu eine intensiv bewirtschaftete Farm.

Immerhin stimmt die Musik. Unser 4 Monate alter Nissan ist in ausgezeichneter Form und eines seiner besten Ausstattungsmerkmale ist „Sirius-Radio“. Das ist Digitalradioempfang, den man normaler Weise bezahlen muss. Und da hören wir täglich diverse Countrysender. Aktuell scheinen Hits zu sein, in denen „Whisky“ vorkommt. Ganz vorne: „Whisky’s fine“ (finde ich auch) und „If my name were Whisky“. darauf lässt sich aber auch klasse reimen: „kiss me“, „with me“, „miss me“! Die Titel laufen bestimmt 1x pro Stunde hintereinander.

Um 14:00 Uhr sind wir im Motel und bekommen überraschend ein kostenloses Upgrade auf eine Suite. Fein: Wohnraum mit Küche und Fernseher, Schlafraum mit weiterem Fernseher, Bad. Die Anlage ist wirklich sehr schön mit grünem Innenpark und Pool. Un dann noch der Service mit der happy hour - das gefällt uns.

Wir skypen mit Birgit, die noch wach ist - morgen ist Feiertag in Germany.

Dann fahren wir 5 Minuten mit dem Auto zum „Prison Hill“. Hier befindet sich der „Yuma Territorial Prison State Historic Park“ - ein Gefängnismuseum in den Überresten eines ehemaligen Gefängnisses für Schwerverbrecher. „Hell Hole“ wurde die 1875 eröffnete (sagt man so?) Anstalt auch genannt. Das Höllenloch hatte seine ganz speziellen Schrecken: mitten in der Wüste gelegen und damit ganz sicher „höllisch heiß“. Ein Aufenthalt hier war ganz sicher eine Qual. Zumal sich in der Regel 6 Gefangene eine enge Zelle teilen mussten. Aber auch das Entkommen - also jede Flucht, von denen nicht viele gelangen - endete in der heißen Wüste. Überlebenschance: null!

Das Museum ist wirklich sehr zu empfehlen, da es alle Facetten zeigt und das sehr informativ. Auch hier hängt (wie überall wegen Las Vegas) die Flagge auf Halbmast. Wir schauen uns einen kurzen Film über die Geschichte der Anlage an und besichtigen dann die diversen Ausstellungsstücke sowie die Anlage. Alles sehr anschaulich, gut beschrieben und informativ. Aber auch: gruselig. Neben den an sich schon heftigen Aufenthaltsbedingungen gab es nur 2 „Bestrafungen“ für ungebührliches Verhalten: die Kugel am Bein und die „Dark Cell“. Kugel am Bein kann sich jeder vorstellen.

Die „Dunkelhaft“ wurde in einer finsteren Zelle vollstreckt. Dort drinnen befand sich ein Käfig (heute gibt es einen Nachbau dessen draussen), in dem der Häftling alleine oder mit mehreren für einen Monat eingesperrt wurde. Kein Licht, keine Latrine, ein Mal am Tag Wasser und Brot. Das wars. Ach nein: hin und wieder machten sich die Aufseher einen „Spaß“ und schmissen einen Skorpion oder eine Schlange in das dunkle Loch. Wir müssen heute nur darauf achten, die Fledermäuse nicht zu erschrecken, die die finstere Höhle zu ihrem Lebensraum gemacht haben.

Es gab auch eine Gefängnisband und weibliche Inhaftierte. Eine hat hier sogar ein Kind zur Welt gebracht. Kein optimaler Start ins Leben. Der ein oder andere wurde hier auch gehenkt. Anschaulich wird die Prozedur beschrieben, inklusive Seil.

Uns die Gefängniskluft anzuziehen und ein „Aufnahmefoto“ inkl. Gefangenennummer zu machen, ersparen wir uns - zu makaber, wie wir finden.

Andererseits: was die Leute (und insbesondere auch die Frauen) teilweise verbrochen hatten, geht auch auf keine Kuhhaut. Zumindest von den beispielhaft im Museum aufgeführten Fällen kann man sagen, dass sie zu Recht eine Gefängnisstrafe verbüßten. ich habe bei den Fotos einige Beschreibungen eingefügt, wer die Nerven hat, kann ja mal übersetzen. Hier erspare ich euch das.

Das Gefängnis wurde jedenfalls kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben, weil die neue und heute unübersehbare Eisenbahnbrücke über den Colorado Platz beanspruchte. Witzige Anekdote am Rande: immer wenn du hier auf dem Highway eine „aktive“ Strafanstalt passierst, wird davor gewarnt, Anhalter mitzunehmen („to pick up Hitchhiker“). So viel zum Vertrauen in die eigenen Gefängnisse.

Anschließend fahren wir noch zur „Historic Downtown“ von Yuma. Die ist gut zu finden und die Mainstreet ist eine überschaubare, breite Straße mit genügend freien Parkplätzen. Unser Vorsatz: eine Straßenseite hin, andere zurück. Gesagt - getan!

Das schaut eigentlich alles ganz nett aus: sauber und hier sind viele ansprechende Geschäfte. Aber: wo sind andere Menschen? Fehlanzeige! Nichts, niemand! Da: draussen vor einem Restaurant sitzen vier Leute - aber sind die echt? Links ab: „Historic Main Street“ ,mit schnuckeligen Geschäften. Aber auch hier: niemand. Gut, die Öffnungszeiten sind sehr überschaubar: von 11 bis 16 Uhr, also gerade mal 5 Stunden pro Tag. Die Arbeitszeiten kann man sich gefallen lassen. Weiter: vielleicht sind alle in diesem riesigen Kino? Who knows?

Oder ist es denen draussen nur zu warm? Also gehen wir in so eine klimatisierte Shoppingzeile. Wiederum sehr schöne Läden, aber: keine Leute. Öffnungszeiten laut Aushang 10 bis 16 Uhr, sonntags und montags geschlossen. Ah - heute ist Montag! Aber es sind doch Geschäfte geöffnet, nur ist niemand drin. Vielleicht sind die alle eingesperrt - der Gefängnisbesuch wirkt nach. Immerhin gibt es hier eine „Prison Hill Mikro Brewery“.

Ich glaube ich habe die Lösung: die sind bestimmt alle in den Kneipen und „Wine Cellars“ - das sind die einzigen Orte, in die wir nicht reingeguckt haben.

Da bei uns im Motel gleich die happy hour anfängt, reisen wir ab. Schön war es dennoch. So heute passiert nicht mehr viel. Habe gerade wieder ein frisches Bud vom Fass bekommen und belohne mich gleich noch mit weiteren Chicken Wings. Auf dem Zimmer haben wir noch Nachos und Salsa, die fahren wir schon seit Palm Springs spazieren und so langsam müssen wir da mal drangehen, denn mit in den Flieger können wir die nicht nehmen. Zwischen uns beiden ist das schon ein „running gag“: HEUTE essen wir aber mal Nachos & Salsa.

Vielleicht klappt das ja wirklich und evtl. springe ich noch in den Pool gleich. Morgen fahren wir nach San Diego und lassen den Urlaub am Pazifik ausklingen. Bis dann: feel free - nicht unterkriegen lassen von den Idioten, die die Welt immer wieder für eine Zeit aus den Angeln heben wollen und Familien für immer ins Unglück stürzen.

Tagesetappe: 389 Kilometer
Übernachtung: La Fuente Inn & Suites Yuma, AZ

Eine stachelige Sache

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Jürgen am Gates Pass, Sonora Desert, Arizona

Beim Frühstück verabschieden wir uns von Pat und Ricky; wir genießen noch einmal die köstliche und herzhafte Auswahl. Neben uns sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern aus Tucson; Mama hat heute Geburtstag und gleich machen die kleinen und großen Cowboys ihren ersten Ausritt. Aufregung! Bereist vor dem Frühstück hat sich tiny litte bear im Bullenreiten geübt.

Wir packen zusammen, das war ein super schöner Aufenthalt hier. Bevor wir losfahren, schauen wir dem Start des Morgenausrittes zu. Das Foto vom Sonnenuntergang, das ich gestern bei Facebook gepostet habe, findet sehr viel Zuspruch was mich natürlich sehr freut.

Der Transfer nach Tucson ist kurz und so kommen wir am Sonora Desert Museum an, dass wir schon vom Aufenthalt 2012 kennen. Es ist hier noch deutlich heißer als in Tombstone; im Laufe des Tages klettert das Thermometer auf über 38 Grad.

Daher schlendern wir mit gebremster Geschwindigkeit durch den Garten. Ein „Museum“ im herkömmlichen Sinne ist dies hier nämlich nicht. Das meiste findet draussen statt; es ist mehr eine Kombination von botanischem Garten und Zoo in natürlicher Umgebung. Viele der Tiere haben sich bei der Hitze in den Schatten verzogen, selbst die Kolibris machen sich rar. Es gibt aber mehr als genug zu sehen und wir genießen die Ruhe der Wüste.

Lehrreich ist wieder der Vortrag von Rangern zu giftigen Tieren der Wüste. Neben dem Gila-Monster darf natürlich die Klapperschlange nicht fehlen. Sehr anschaulicher und lebendiger Vortrag inklusive Verhaltenstipps. In der Ausstellung befinden sich hinterer alleine 8 der hier lebenden Arten von Klapperschlangen und es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die gefärbt sind. Kein Wunder, dass wir die nicht zu Gesicht bekommen; im Wüstensand, zwischen den Steinen und unter den Büschen sind sie bestimmt nur sehr schwer auszumachen.

Bei den Geiern zeigt Gabi mal kurz, welche Spannweite die Tiere so aufweisen. An manchen Stellen ist die Wüste sehr bunt; ein wahrer Wüstengarten. Stachelig ist es aber allemal, mann muss immer aufpassen, sich nicht zu pieken. Und auch die Stacheln des Ocatillo-Kaktus beeindrucken uns. Gestern noch sind wir beim Ausritt diesen Stacheln sehr nahe gekommen. Nur durch geschicktes Manöver und wegducken war zu vermeiden, dass uns der Cowboyhut vom Kopf gezogen wurde.

Wir gönne uns ein Eis, trinken viel und machen uns dann noch auf den Weg zum wenige Kilometer entfernten Saguaro NP. Nach dem Besuch im Visitor Center drehen wir eine schnelle Runde über den Javelina Wash Trail; auch hier immer bei jedem Schritt darauf achtend, was auf dem Weg und rechts/links so liegen könnte. 2 Klapperschlangensichtungen gab es hier heute schon.

Letzter Trail des Tages: der Desert Discovery Nature Trail mit tollen Aussichten auf die Berge und den Kakteenwald. ganz schön riesig, diese Saguaros. Die Sonne geht schon bald unter und so machen wir uns über den Gates Pass auf den Rückweg nach Tucson, nicht ohne an 2 Aussichtspunkten anzuhalten.

Wir sind total platt; die Hitze saugt einem echt die Energie aus den Knochen. ich kann die App „around me“ sehr empfehlen - die zeigt einem alles an, was sich so um einen herum befindet. So ist schnell rausgefunden, dass es eine „Papa John Pizzabude“ in der Nähe gibt. ich fahre schnell hin und ordere eine mittlere Pizza, die für zwei Leute absolut ausreichend ist. Kostet 17 Dollar, die Nummer größer (large) gibt es heute für 14 Dollar. Irre, da müssen wir eben etwas mehr Energie nachschieben.

Bilder aussortieren und Tagebuch schreiben geht einfach nicht mehr. Wir schauen noch kurz etwas fern und machen die Augen zu - tatsächlich schlafen wir über 10 Stunden; der Körper bekommt, was er braucht. So entstand dieser Beitrag auch erst am nächsten Morgen.

Tagesetappe: 177 Kilometer
Übernachtung: Country Inn & Suites by Carlson Tucson City Center, AZ

Cowboy-Frühstück mit Arizona Bill

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Gabi beim Cowboy Breakfast, Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Der Tag beginnt mit einem Highlight: Cowboy-Frühstück mit Arizona Bill! Wer das ist? Was das ist? Und was man isst? Ok - hier kommt die Auflösung:

Arizona Bill ist hier auf der Ranch und in der gesamten Umgebung so etwas wie eine Institution. Und er hat viel zu erzählen; eines seiner Statements von heute Morgen: „Ich arbeite 7 Tage die Woche; gerade wenn du älter wirst, ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben - das hält dich fit und gesund.“ Gute Einstellung!

Das Cowboy-Frühstück beginnt um 07:30 Uhr an der Feuerstelle hinter dem Chuckwagon. Das Feuer brennt, der Kaffee ist fertig. In der Feuerstelle glimmen drei Feuer: eines in der Mitte für den frischen Kaffee, zwei am Rand zum warmhalten der fertigen Kannen und später der Speisen. Arizona Bill erzählt Geschichten, wir grüßen ihn ganz lieb von Alphons und Yvonne, was ihn riesig freut. Die Wrangler machen im Hintergrund schon die Pferde fertig für den ersten Ausritt - der startet um 09:00 Uhr.

Gegen 08:00 Uhr kommt das „Handfeste“ dazu und das kann sich sehen lassen: Cowboy-Beans (super lecker), krosser Bacon, Rührei, die in diesem Urlaub schon häufiger genossenen Hackröllchen, hashbrowns, tacos - alles mit Soßen, O-Saft, noch mehr Kaffee etc.

Wir schmausen opulent, der Tag kann kommen. Nun heißt es umziehen zum Ausritt und schon sitzen wir auf unseren nun schon bekannten und lieb gewonnenen vierbeinigen Freunden. Die Gruppe ist größer heute morgen, deshalb begleiten uns viele Wrangler. Ich glaube, es waren 10 Gäste und 7 Begleiter/-innen. Der Ausritt ist wieder wunderschön und die Strecke ist deutlich anspruchsvoller als gestern. Da geht es so einige Male sehr eng steil auf und ab, die Pferde beherrschen das aber mühelos und wir helfen, so gut wir können.

Anschließend haben wir einige Stunden „frei“ und wir haben uns ganz bewußt für heute nichts weiteres vorgenommen; das Auto bleibt stehen und wir genießen den Tag auf der Terrasse, beim Herumstrolchen über die Ranch und mit den Fotos von gestern, die noch gesichtet und für den Upload vorbereitet werden wollen.

Um 12:00 Uhr gibt es schon wieder was zu essen: Taco-Wraps in 4 verschiedenen Geschmacksrichtungen, ich entscheide mich für Schinken und Turkey; dazu passt es sehr leckeres Zitronen-Erbsen-Couscouss - Fritten zusätzlich: nein danke, wir platzen jetzt schon. Wie schon beim Frühstück unterhalten wir uns ausgiebig mit Pat und Ricky.

Bald ist es 14:00 Uhr und unser letzter Slow Ride für dieses Jahr steht an. Zu sechst plus Begleitungen brechen wir auf; Pat und Ricky sind wieder dabei. Und nochmal geht es über Stock und Stein. Mein Eindruck: die Strecken werden von Ritt zu Ritt anspruchsvoller. Es ist mir ein Rätsel, wie die Pferde im Geröll, tiefen Sand und vor allem bei extrem steilen Stücken bergauf oder bergab so trittsicher sein können. Ich habe volles Vertrauen in Pablo - nicht auszudenken, wenn wir stürzen würden.

Einen einzigen heiklen Moment gibt es, als die drei Pferde vor mir scheuen und leicht hochgehen; Gabi genau vor mir. Auch Pablo macht einen Satz. Mein erster Gedanke: Klapperschlange auf dem Weg. Aber es ist „nur“ ein Mule Deer, dass sich sicher genau so erschreckt hat wie wir und nun hastig in die Büsche flüchtet. Schnell kommen alle zur Ruhe und weiter geht es.

Kurz darauf machen wir eine Pause - das hatten wir auch noch nicht. Es gibt Bier und Nachos, auf dem Foto mit Gabi, Pat und Ricky kann man sehen, welchen Spaß wir hatten. Es gibt sogar eine zweite Dose und dann sitzen wir wieder auf; ganz ohne Steighilfe.

Zurück auf der Ranch bearbeite ich die Fotos von gestern und heute; ein Hochzeitspaar macht Fotos vor unserer Tür, zwei Harleyfahrer mit mächtig aufgemotzen Maschinen kommen an. Gabi fängt zwischendurch noch einen Stier mit dem Lasso (klappt auf Anhieb; sie ist ein Naturtalent). Es ist immer was los. Zum Abendessen setzen wir uns wieder zu Pat & Ricky; es gibt Salat, Spare-Ribs (juhu!), Maiskolben und Kartoffelgratin; zum Nachtisch Erdbeerkuchen.

Die beiden laden uns in aller Ernsthaftigkeit ein, sie in Alabama besuchen zu kommen, wann immer wir Lust haben. Fotos von ihrem Anwesen direkt am See lassen keinen Zweifel aufkommen, dass Platz genug da ist (allein im Erdgeschoss 3 derzeit ungenutzte Badezimmer).

Wir wechseln in den Saloon, wo heute ein Cowboy recht gut singt. Ich überspiele Pat und Ricky die besten Fotos der letzten beiden Tage und auch einige, die ich von ihnen geschossen habe, auf einen Stick. Dann möchten die beiden unsere Hawaii-Bilder von 2015 sehen und wir schauen tatsächlich unsere Topfotos von damals alle an. Darüber vergeht die Zeit, der Cowboy unterhält uns immer noch und irgendwann sind wir wieder auf dem Zimmer. Jetzt ist der Bericht fertig geschrieben und ich muss nur noch hoffen, dass das Wifi sich wieder gefangen hat. Eben ging nix in Sachen upload. Morgen leider keine Ausritte mehr, dafür der kurze Wechsel nach Tucson mit neuen Erlebnissen.

Gladbach hat gewonnen (so gerade noch) und ein wunderbarer Tag geht zu Ende. Ob wir wieder hierher kommen, hat Pat eben gefragt. „Ich denke ja!“ habe ich geantwortet; wenn wir gesund bleiben …

Tagesetappe: 0 Kilometer
Übernachtung: Tombstone Monument Guest Ranch, AZ
© 2017 Gabi & Jürgen