Tagebuch




Der weite Himmel …

20170925_070832_BAE0577
Gabi & Jürgen mit Pilot David im Balloon, Albuquerque, NM

… war quasi Leitmotiv unseres Tages. Zunächst waren wir bei unserer allerersten Ballonfahrt dem Himmel sehr nah. Dann ging es im „Very Large Array“ um die Erforschung des Weltalls und beim Sunset im White Sands NM stand neben der weißen Wüste auch der blaue Himmel ganz schön im Rampenlicht.

Um Viertel vor Fünf klingelt der Wecker. Aua! Aber das hat ja seinen Grund. Das Auto haben wir gestern Abend schon soweit möglich gerichtet, der Rest ist schnell eingepackt und voll nach Plan starten wir um 05:15 Uhr Richtung Süden. Die Straßen sind leer und nach exakt einer Stunde erreichen wir den Startplatz, draußen am Coors Boulevard in einer Art Gewerbegebiet von Albuquerque. Schnell noch einen Coffee to go gefangen, da kommen im allerersten Morgenlicht auch schon Kirk und David von Sweet Escape Ballooning Albuquerque angefahren. David ist heute unser Pilot und hoch erfreut stellen wir fest dass wir drei unter uns sein werden.

Der Korb, den die beiden da auspacken, erscheint mir auf den ersten Blick aber recht klein und die „Brüstung“ ist auch mal gerade so hüfthoch (wenn ich mich auf Zehenspitzen stelle). Auch als die beiden die Ballonhülle nur mit drei Knebeln befestigen, frage ich mich, ob das „High Tech“ ist?Mulmig, oder?

Nein, das ist eher die konventionelle Methode, erklärt Kirk. So wird das klassisch gemacht. Heute nehmen viele Karabiner, aber die Holzknebel haben noch nie versagt. Ok, er ist der Boss, er kennt sich aus! Schnell noch den Papierkram erledigen: ein Formular, eng beschrieben, sollen wir kurz unterschreiben, klar! Ob er mir schnell sagen kann, was kurz gefasst drinsteht, frage ich Kirk, dann muss ich nicht alles lesen. Nun, das ist schnell erklärt, sagt er. Dort steht, dass sie uns umbringen können und wir dann nichts gegen sie unternehmen können. Damit habe ich gerechnet; ist ja immer so bei den Haftungsausschlüssen. Also her mit dem Kuli, lasst uns den Ballon in die Luft bekommen.

Der Aufbau des Korbes, das Anschließen der Gasflaschen, Ausrollen der Ballonhülle, belüften und erhitzen der Luft geht sehr professionell von der Hand. Wir dürfen mit anpacken, Kirk macht ebenso Fotos wie ich, das wirkt alles sehr gekonnt und sicher. nebenan auf dem Feld macht ein Freund von Kirk zwei weitere Ballons in „Stars and Strips“ startklar. Wir sind vor ihnen in der Luft und ich muss sagen, dass das Ballonfahren eine sehr ruhige und gelassene Angelegenheit ist.

Eng ist es im Korb, aber Platz für meinen Fotorucksack war vorhanden. David fliegt (in den USA fliegt man einen Ballon, in Europa „fährt“ man ihn) am Anfang recht flach über die Hallen und Häuser. Bald erreichen wir Wald und fast können wir die Baumwipfel berühren. Kriegt er ihn nicht hoch, frage ich mich? Da erklärt David schon, dass er zum Rio Grande möchte, dass ist die schönste und sehenswerteste Route. Und dorthin kommt man nur, wenn man anfangs sehr flach bleibt. Hätte er schnell an Höhe gewonnen, wären wir einfach so abgetrieben. Junge, Junge, der hat es drauf!

Die Fahrt ist wunderschön und sechs andere Ballons folgen uns nach und nach, ebenfalls mit dem Ziel, zunächst über den Fluss zu fahren. Wildgänse ziehen unter uns vorbei, das Morgenlicht ist einfach spektakulär. Später erreichen wir Wohn- und Gewerbegebiete, auch die Highways ziehen unter uns hinweg. Menschen winken, Hunde bellen und wir machen unsere Bilder. nach einer Stunde ist ein geeigneter Landeplatz in Sicht und Kirk steht auch schon unten mit seinem Anhänger. Zielsicher uns sanft landet David den Ballon - ein klasse Pilot!

Gemeinsam packen wir alles wieder ein, dann fahren wir zum Startplatz zurück, wo ja auch noch unser Auto steht. Die beiden packen einen Tisch (mit Ballontischdecke) aus, stellen Sektgläser drauf; es gibt Sekt, O-Saft und Donuts, dazu eine Urkunde, Anstecknadeln und einen USB-Stick mit Kirks Fotos dazu. David erzählt die Geschichte von den ersten Ballonfahrern, warum heute anschließend immer Sekt getrunken wird und spricht das irische Ballonfahrergebet, dann stoßen wir auf den gelungen Morgen an. Super! Können wir nur weiter empfehlen!

Ab auf die I-25 South, wir fahren zum Very Large Array, der Radioteleskopanlage der Superlative. 28 Antennen stehen hier, alle können entlang eines Y verschoben werden, je nach Bedarf. Die Dinger sind riesig und ihre Leistung technisch „High End“. Dahinter hängt ein Computer mit gigantischer Rechenleistung (wenn alle 6 Milliarden Menschen pro Sekunde eine Rechenaufgabe lösen benötigen sie 1 Monat, um das zu berechnen, was das Ding in einer Sekunde macht). Und das tolle ist: jeder Wissenschaftler weltweit kann die Anlage benutzen; er muss nur rechtzeitig sein seriöses Interesse und den Bedarf begründen.

Der Gift-Shop, in dem üblicherweise die Eintrittskarten verkauft werden, hat heute Inventur und so sparen wir 2 x 6 $ Eintritt. Ein kurzer Film informiert über die Funktionsweise der Anlage, dann gehen wir mit einem Flyer ausgestattet auf die „self-guided Tour“. Toll! Was wir alles zu sehen bekommen. Ich erspare mir hier weitere Erklärungen. Habe gestern verlinkt auf den Wikipedia-Eintrag und wenn man googelt, dann gibt es noch viel mehr zu sehen inkl. eines Filmes über die Anlage (mit Jodie Foster als Sprecherin).

Damit ist die Anlage u.a. übrigens auch bekannt geworden: mit dem Film „Contact“ (Hauptrolle Jodie Foster), mit anderen Filmen wie Terminator 3 oder Independence Day, dem Cover eines Dire Straits Albums u.v.m.

Klar, es sind mal eben 80 km vom der I-25 bis zur Anlage mitten in der Gebirgswüste und die 80 km muss man auch wieder zurück - es lohnt sich aber auf jeden Fall, dort vorbei zu fahren, wenn man in der Gegend ist. Die weiteren 300 km in 3 Stunden sind reine Fleißarbeit. Auf der Fahrt trinken wir wie immer Kaffee und Wasser, essen Obst und „salty snacks“. Zwischendrin machen wir einen Stopp an der „Valley of Fire RA“ und vertreten uns dort die Beine auf dem Malpais Nature Trail, der sich durch die Lavalandschaft windet, die hier vor erst 1.500 - 2.000 Jahren entstanden ist. Damit ist dies hier der jüngste Lavaflow der kontinentalen USA.

Um kurz nach 17 Uhr erreichen wir Alamogordo; Gabi hat die letzten 100 km mal das Steuer übernommen, ich war platt. Wir packen die Koffer aufs Zimmer und starten nochmal durch zum White Sands NM. Die Sonnenuntergänge dort sind nämlich besonders spektakulär. Und so verbringen wir dort noch ein ausgelassenes Fotoshooting. Morgen früh werden wir noch mal durchfahren und etwas wandern dort.

Zurück im Ort fange ich eine Pizza bei „Papa John“. Bekannte Kette, super Qualität. Als ich bestelle, fragt mich das Mädel ernsthaft, ob ich „Military“ sei (hier in der Gegend ist nun mal viel US-Militär), dann gäbe es einen Extra-Rabatt. So weit ist es gekommen, denke ich mir und wundere mich. Die Pizza war super; wir haben sie auf dem Zimmer gegessen. Gabi schläft nun schon länger und ich bin nun auch fertig.

Hoffe, der Upload klappt, dann habt ihr Bilder in 2 Fotoalben zu gucken und was zu lesen. Gute Nacht!

Tagesetappe: 700 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites Alamogordo, NM
© 2017 Gabi & Jürgen