Tagebuch




White Sand meets black sky ...

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Gabi mit "withe sand & black sky" im White Sands NM, NM

Die Frühstücksauswahl im Quality Inn & Suites Alamogordo kann sich sehen lassen. Heute bastel ich mir gleich zwei mal einen kleinen Frühstücks-Burger aus den Aufbackbrötchen, Burger-Patties und scharfer Soße. Dazu Rührei, O-Saft, Kaffee und zum Nachtisch einen Joghurt. Der Tag kann kommen.

Wir haben Zeit und daher freuen wir uns auf das White Sands NM. Auf der Anfahrt Richtung Süden gibt es zwei verschiedene Wetter: links der Straße (also im Osten) beherrscht schwarzer Himmel die Szenerie, hin und wieder blitzt es. Rechts (im White Sands NM) scheint die Sonne - blauer Himmel.

Im Visitor Center bestätigt man uns, dass wir mit „Thunderstorm & Lightning“ zu rechnen haben; eine besondere Gefahrenlage ergibt sich nicht, sofern das Auto erreichbar bleibt. Günstiger Nebeneffekt der Wetterlage: es ist nicht so unsäglich heiß wie sonst. Der weiße Sand reflektiert die Sonne und verstärkt die Gefahr der Austrocknung, des Sonnenbrandes und eines Sonnenstichs oder Hitzschlages. Heute Vormittag zunächst nicht!

Unser erstes Ziel: der White Dunes Nature Trail. Wir stellen das Auto ab und nehmen den großen Rucksack mit, damit zumindest die Kamera bei einem Regenguss trocken bleiben kann. Der Sand ist angenehm kühl und die schwarzen Wolken vor uns kann man nur mit spektakulär bezeichnen. Wir sind recht zügig unterwegs, denn wir trauen dem Braten nicht. Und richtig: es fallen einige Regentropfen. Nun ist es hier wirklich so, dass im Wüstenbereich das meiste Wasser bereits in der Luft verdampft, was die Wolkenbilder noch eindrucksvoller macht.

Tatsächlich stellen wir später am Visitor Center fest, dass es dort wohl richtig kräftig gegossen hat. Wir bekommen etwas ab, werden aber nicht wirklich nass. Es entstehen eindrucksvolle Fotos, wie ich meine - schaut mal unter „White Sands NM“, dort habe ich die Sonnenuntergangsbilder vom Vorabend entsprechend ergänzt.

Weiter geht es zum Interdunes Boardwalk. Ein ganz kurzer Trail, rollstuhlgeeignet und schnell bewältigt. Auf dem Rückweg kommen uns zwei Busladungen Amerikaner und Japaner entgegen. Die dürfen hier aussteigen, weil man sich ja hier keine sandigen Füße holt.

Wir fahren den Loop Drive weiter ab und bald besteht auch die Straße nur noch aus weißem Sand. Mit Schneeschiebern und Bulldozern schiebend sie den Sand hier an die Seite, damit die Autos zu den Trailheads fahren können.

Das Wetter spielt verrückt. je nachdem, wo du hinschaust, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Hinter uns „hummelt“ es weiter, wobei die Hummel mindestens die Größe eines 40-Tonner-Diesels haben muss. Vor uns: blauer Himmel. Wir tollen durch die Dünen abseits der Trails und machen Fotos. Die Sonne kommt raus und die Farben verändern sich rapide.

Nun liegt aber wieder eine längere Autofahrt vor uns: Durch die Wüste und vorbei an unzähligen Luftwaffenstützpunkten geht es zunächst Richtung Süden, dann immer nach Westen. Hier ist die Airforce zu Hause. Schon zu Zeiten des 2. Weltkrieges hat man hier geübt und Truppen ausgebildet. An der Trinity-Side nur 60 Meilen von hier fanden die Tests für die Atombombe statt, die anschließend bei den Angriffen auf Japan eingesetzt wurde. Heute jagen hier Kampfjets der Nato durch die Gegen; auch die Bundeswehr trainiert hier im Niemandsland ihre Piloten.

Auf der Interstate 10 westwärts müssen alle Autos plötzlich rechts raus: „Border-Patrol“ (Grenzkontrolle)! Dabei ist hier gar keine Grenze doch die mexikanische Grenze ist gar nicht so weit entfernt. Und da will man wissen, wer sich hier so rumtreibt. Großer Aufwand - das bringt aber bestimmt was. Alle werden in den Autos automatisch fotografiert (funktioniert quasi wie multiples blitzen). Und ich muss kurz aussteigen, um unsere Pässe aus dem Rucksack zu kramen. Auch die sensible Hundenase, die an jedem Auto schnüffelt, findet bei uns nichts bedenkliches. Weiter geht’s.

Schon um 14:30 Uhr erreichen wir Silver City; schön, dass wir es heute und morgen etwas ruhiger angehen lassen können. Wir skypen lange mit Birgit, die noch wach ist und gehen denn zu Fuß Richtung Downtown. Das macht hier keiner und in dementsprechenden Zustand sind die Bürgersteige, die z.T. nur mit Phantasie diesen Namen verdienen. Dafür sind die Straßen und Plätze wieder mächtig breit und großzügig angelegt.

Die Karte, die wir im Motel bekommen haben (eigentlich ist es eine schlechte Kopie einer Karte), hilft nicht wirklich weiter. Neben der Hauptstraße gibt es nicht viel, aber wir wissen nicht, ob wir noch weiter müssen oder schon zu weit sind. Ich schaue auf diese Kartenkopie, da kommt ein Mann auf mich zu und fragt, ob wir uns „verloren“ hätten („Are you lost?“). Nö, aber wo ist Downtown, bitte schön? Am besten geht ihr durch dieses Loch im Zaun da, dann über die Brücke und immer an diesem Graben entlang. Das ist „The Big Ditch“, das Markenzeichen von Silver City: vor Jahren ist hier nach einem Unwetter mal die Straße 15 Meter weit abgesackt. Es entstand ein Graben, der sich längs entlang der Hauptstraße zieht und heute die größte „Sehenswürdigkeit“ von Silver City darstellt.

Downtown an sich ist unspektakulär. Einige bunte Häuschen, verlassene Geschäft und kleine Ausstellungen von „Künstlern“. Nichts besonderes. Und dann finden wir, dass wir unsere kleine Wanderung (immerhin einige Meilen) mal mit einem Gläschen belohnen sollten.

„The Fryhouse“ sieht aus wie ein Saloon - wir setzen uns an die Theke, Gabi bestellt eine Strawberry-Margarita und ich ein gezapftes Bier. Da habe ich die Auswahl zwischen bestimmt 15 Sorten. „Goose IPA“ ist meine erste Wahl und die Kellnerin zapft das tatsächlich aus einem Zapfhahn, der als Gänsehals ausgebildet ist. Schaut mal auf das Foto - das ist zu erkennen.

Für 5 $ ist die Margarita ganz schön kräftig und auch mein Bier „kann was“. Da probiere ich doch noch ein „Landshark“ (übersetzt: Landhai - und auch dieser Zapfhahn hat die passende Haifischflosse). Das ist deutlich dünner, aber auch gut. Im Fryhouse gibt es natürlich eine Speisekarte mit viel Frittiertem. Essen wollten wir hier eigentlich nichts, aber zu den Getränken muss jetzt was her: 10 Chickenwings („naked or breaded“ - nackt oder paniert?). Gabi bestellt „breaded“ und wir entscheiden und für „spicy BBQ“-Soße, in der die Hühnerteile anschließend geschwenkt werden. Sau lecker - wie wohl die anderen 20 Soßen geschmeckt hätten?

James neben uns stellt sich vor; er ist häufiger hier (und trinkt auch gerne Bier). Wir quatschen, was das Zeug hält, berichten von unseren Erlebnissen, er will wissen, was wir in Deutschland so arbeiten und zum Stichwort „Rettungsdienst“ hat er prompt einige Geschichten aus der Region auf Lager. Er gibt mir ein Bier aus und der Gänsehals darf nochmal nicken. Gabi legt noch eine Mango-Margarita nach und so langsam werden wir etwas „tipsy“. Reißleine!

James fragt noch, wie viel Alkohol man denn in Deutschland trinken darf, wenn man Auto fährt. Ich sage es ihm und er bestätigt, hier sei das ganz genau so. Seine versteckte Frage, ob ich denn nun wirklich noch fahren will beantworte ich natürlich auch: „Wir sind übrigens zu Fuß hier!“ Kann er nicht glauben, wer macht denn so was? Ich möchte wetten, er ist noch gefahren …

Auf dem Heimweg gibt es wieder diese kontrastreichen Wolken, von denen eine so aussieht wie ein Pudel (meint Gabi). Bei „Domino’s“ gehen wir rein, suchen eine Pizza aus und Gabi geht schon mal zum Zimmer, um dort alles zu richten. Als die Pizza fertig ist und ich noch 2-3 Tütchen „Red Peppers“ (Chiliflocken) haben möchte, fragt mich der Pizzabäcker, wie ich Amerika finde? Übliche Antwort: „We love it!“ (übertreiben ist hier immer gut). Die 25 Tütchen Red Peppers, die ich zur Belohnung zugeworfen bekomme, sind fast schwerer zu tragen als die Pizza - die übrigens auch lecker war.

Heute geht nix mehr. Da wir morgen alle Zeit der Welt haben, verschieben wir Fotos und Tagebuch auf morgen früh, schauen fern (The Voice) und schlafen ein …

Tagesetappe: 323 Kilometer
Übernachtung: Econo Lodge Silver City, NM
© 2017 Gabi & Jürgen