Tagebuch




Kayaking Salt River

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Salt River im Bereich der Saguaro Lake Ranch, AZ

Uff, ist das heiß hier. Das ist wirklich die Härte. In der Mittagshitze ist quasi kaum etwas möglich. Also steht ausruhen wieder ganz oben auf der Liste. Aber sportlich waren wir zumindest vormittags auch schon.

Die Nacht begann ja schon gestern Abend um 20:00 Uhr - dann darf sie auch um 06:00 Uhr zu Ende sein. Vor dem Frühstück machen wir einen Fotospaziergang über die Ranch und zum Fluss hinunter. Das Licht morgens und abends ist einfach der Hammer hier, alles glüht! Wir treffen John, der die Grünanlagen bewässert („he’s movin’ the rain“) erzählen etwas und erfahren dabei auch, dass Wasser hier trotz Wüste kein Problem ist. Etwas oberhalb der Ranch ist ein Stausee und der Salt River liefert Wasser satt.

Das Frühstück ist außergewöhnlich und frisch zubereitet für jeden Gast. Ein Schälchen Obstsalat zum Auftakt, dann Eier nach Wahl, Hashbrowns und knuspriger Bacon (beides mit Nachschlag) sowie einige Scheiben French Bananatoast, mehr als wir essen können. O-Saft und Kaffee dazu, klasse!

So gestärkt starten wir ins nächste Abenteuer: Kayaking auf dem Salt River. Josh erklärt uns und den übrigen 4 Gästen, wie es geht und auf was wir achten sollen - ein solides Briefing. Nach 5,5 Meilen und knapp 2 Stunden Fahrtzeit wird er uns am Foxtail-Exit erwarten. Gut, dass wir uns sorgfältig eingecremt haben. Schon um 09:00 Uhr beim Start ist es lecker warm.

Die Fahrt ist unbeschreiblich schön. Wir gewöhnen uns schnell an die Boote und die Manöver, Gabi fühlt sich wie Apanatschi und das Ganze hat wirklich etwas surreales: wir sind allein auf dem Fluss, die Landschaft ist atemberaubend schön: rote Felsen ragen hoch in den Himmel, saftiges Schilfgras am Ufer, darüber die mächtigen Saguaro-Kakteen. Über dem Wasser flittert und flattert es: Libellen, Vögel und leider auch Mosquitos. Die Ruhe und massenweise blue herons (große Vögel wie Fischreiher, schaut mal bei den Florida-Bildern, da habe ich einen fotografiert). Als Höhepunkt lassen wir uns behutsam mehrfach an Mustangs vorbei treiben, die im Wasser stehen und saufen oder am Ufer warten, um den Fluss zu queren.

1.800 wilde Mustangs gibt es hier derzeit erfahren wir später von Josh. Die haben sogar eine eigene Facebookgruppe mit über 200.000 Followern. Sachen gibt es, die gibt es gar nicht …

Mit dem Boot kommen wir echt gut zurecht und das werden wir ab jetzt bestimmt häufiger mal machen. Es ist sehr angenehm, dass sich hier ruhige Abschnitte und leichte Stromschnellen (rapids) abwechseln. So können wir entspannt paddeln und haben zwischendrin immer wieder den Nervenkitzel, wenn es zügiger abgeht und Wasser ins Boot schwappt. Super toll! Das einzige Manko: es gibt kein einziges Foto davon, sorry! Aber das war absehbar einfach zu nass für die Nikons.

Gabi schlägt anschließend vor, nach Phoenix zu fahren, eine gopro zu kaufen und die Tour morgen früh zu wiederholen. Naja - lieber ein anderes mal …

Josh holt uns am Exit mit dem Transporter ab und bringt uns zur Ranch zurück. Dort hüpfen wir in den Pool und anschließend ins Zimmer - zu heiß draussen. Wir bearbeiten Bilder, skypen mit Birgit und den Eltern und ruhen uns aus.

Gegen 15:00 Uhr fahren wir etwas rum, u.a. zum Lake Saguaro und später dann die 37 km bis Fountain Hills. Die Stadt ist größer als vermutet und wirkt auf uns sehr synthetisch. Alles ist perfekt, zu perfekt. Die Häuser wie geleckt, der Park mit einer der größten Wasserfontänen der USA riesig und steril sauber. Selbst die ausschließlich sehr jungen Joggerinnen und Jogger wirken wie aus dem Werbefilm. Dabei frage ich mich gerade, wie man in der Hitze überhaupt joggen kann.

Wir steuern eines der von John empfohlenen Restaurants an. Es ist italienisch, der Eigner Italiener und die Lebensmittel sämtlich importiert - aus Italien. Sehr leckere Pizza und auch der Salat ist knackig frisch - perfekt eben.

Zurück an der Ranch machen wir noch einen Rundgang im Abendlicht; weit hinter den Kakteen beherrschen die "Four Peak Mountains" das Landschaftsbild. Dann gönnen wir uns etwas Wein und kümmern uns um Fotos, Tagebuch und Website. Jetzt ist es 20:30 Uhr, Gabi schläft schon wieder und ich werde das gleich auch tun. Werden wir tatsächlich älter? Oder haben wir den Schlaf so nötig? Völlig egal, denn die Hauptsache ist, dass wir es uns so einrichten können, wie es uns gut tut.

Morgen fahren wir in den Petrified Forest NP. Den kennen wir schon und deshalb freuen wir uns ganz besonders. Die Fahrt dorthin durch die Apache Mountains ist hingegen neu und passt super in den Reiseverlauf. Hoffentlich ist Apanatschi dann wieder wach …

Gute Nacht Deutschland! Wir schön, das Gladbach mal wieder 3 Punkte geholt hat!

Tagesetappe: 87 Kilometer
Übernachtung: Saguaro Lake Ranch, Fountain Hills, AZ

Über Scottsdale zur Saguaro Lake Ranch

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Jürgen in der Hitze von Scottsdale Old Town, AZ

Der Tag ist schnell erzählt: wieder eine sehr gute und lange Nacht mit ganz viel Schlaf. Und nochmal das hervorragende Frühstück im Best Western Palm Springs genießen. Um halb neun sind wir bereits unterwegs. Über Rancho Mirrage fahren wir in 20 Minuten nach Palm Desert. Sehr schöne Städte, keine Hochhäuser und offensichtlich viel Geld, insbesondere für die Bewässerung des ganzen Grüns. Gabi kauft bei Walgreens einen Sonnenbrillenaufsatz für ihre neue Brille; die sind hier extrem günstig und der aus Florida hat sich bestens bewährt.

Die nächsten Stunden rollen wir gen Osten. In Kalifornien mit 65 oder 70 mph, später in Arizona geht es mit 75 mph etwas schneller. Es ist halt eine Strecke zu fahren; das klappt ausgeruht aber sehr gut. Auch die deutlich verkehrsreicheren, sechsspurigen Freeways in Phoenix mit diversen schnellen Wechseln gehen gut von der Hand. So erreichen wir die Old Town von Scottsdale, das Thermometer zeigt inzwischen 102 Grad Fahrenheit; das sind mal eben 39 Grad im Schatten.

Viel ist nicht drin bei der Hitze. Wir spazieren durch den historischen Ortskern von Scottsdale und bummeln etwas herum. Dann fahren wir zu unserer ersten Ranch für diesen Urlaub, weit draußen vor den Toren von Mesa und Fountain Hill. 20 km geht es durch die Wüste ab dem Hwy. #202. Saguaro Kakteen stehen am Wegesrand und Schilder: „Watch for horses“ - auf Pferde sollen wir achten, bestimmt sind hier viele Reiter unterwegs.

Am Ende der Straße liegt die Ranch, sehr idyllisch am Fluß vor den in der warmen Abendsonne leuchtenden Felsen. John empfängt uns; wir bekommen Hütte 9. Alles recht einfach; abschalten ist hier Programm, weshalb es auch keine Fernseher in den Hütten gibt. Unser Cottage ist wirklich sehr hübsch. John empfiehlt uns, unbedingt im letzten Tageslicht noch etwas herum zu spazieren. Machen wir.

Zuvor frage ich ihn, ob wir auf etwas zu achten hätten, insbesondere bzgl. giftiger Viecher. Ja klar, es folgt die übliche Warnung vor den Klapperschlangen - gute Chance, bei der Hitze hier mal eine zu sehen, meint er. Dann soll einer die Schlange fixieren (mit den Augen!) und der andere loslaufen, ihn zu holen, damit er die fangen kann. Tja, und auch auf Spinnen (schwarze Witwe etc.) und Skorpione sollen wir achten; hier gäbe es das volle Wüstenprogramm. Im Zimmer alles möglichst hoch hängen, nichts auf dem Boden liegen lassen, Schuhe vor dem anziehen ausschütteln - nur zur Sicherheit. Er würde sich bemühen, die Cottages frei von „Critters“ zu halten. Ach ja: Stinktieren bitte nicht nähern, den Gestank bekommt man überhaupt nicht mehr weg. Tipp für morgen: Tubbing oder Kayaking auf dem Salt River, Start direkt vor der Haustüre.

Unser erster Spaziergang führt zum Fluss, wir machen einige Bilder im letzten Abendlicht. Dann fahren wir zurück nach Mesa (20 km, 20 Minuten), schauen uns bei den Restaurants um und ordern dann 2 Burger bei „Smash“. Gut!!

Die Rückfahrt ist im Dunkeln nicht schwierig, aber spannend. Plötzlich stehen 2 Pferde am Straßenrand. Nicht überfahren! Die Warnschilder betreffen tatsächlich Mustangs, nicht Reiter. Und kurz vor unserer Hütte, schon auf dem Grundstück der Ranch, ruft Gabi: „Achtung Tier, nicht überfahren!“ Jap, da kreuzt doch tatsächlich ein Skunk die Fahrbahn und nimmt Kurs auf unsere Hüttenzeile. Haben ihn aber nicht wieder gesehen. Dafür tue ich mit der Spinne im Badezimmer das, was mir John geraten hat: drauftreten!

Wir setzen uns mit einem Wein auf unsere Terrasse und schauen in den Sternenhimmel. Schön - wenn man nicht ständig angeflogen würde von irgendwelchen Mücken etc. Kein Licht ist sowieso angesagt. Schon das iPhone führt zu größeren Attacken. Da gehe ich doch lieber rein und schreibe Tagebuch. Fertig! Ich denke nicht, dass wir heute Nacht nach der Milchstraße schauen; ich bin schon wieder müde. Gute Nacht!

Gerade beim Aufschlagen des wirklich sehr sauberen Bettes hab ich noch eine Spinne getötet. War wieder eine sehr zarte größere; gefährlich sind wohl nur die kleinen schwarzen …


Tagesetappe: 560 Kilometer
Übernachtung:
Saguaro Lake Ranch, Fountain Hills, AZ
© 2017 Gabi & Jürgen