Tagebuch




Free Beer, Wine & Chicken Wings …

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Jürgen bei der "happy hour" im La Fuente Motel Yuma, AZ

Da sitzen wir um 17:00 Uhr im Aufenthaltsraum des „La Fuente“ in Yuma, Arizona und lassen uns Wein, Bier vom Fass und Chicken Wings und salty Popcorn schmecken - das gibt’s nämlich als Service des Hauses „for free“ zur happy hour. Klasse!

Weniger „happy“ sind die Nachrichten, die da über den omnipräsenten Fernseher flimmern: da hat doch so ein Irrer gestern Abend in Las Vegas aus seinem Zimmer im Mandala Bay Hotel am Strip auf ein Open-Air-Country Konzert (Jason Aldeen - ein auch von uns geschätzter Musiker) geschossen und ein blutiges Massaker angerichtet. Ich hatte das heute Nacht schon auf dem iPhone gesehen. Traurige Bilanz bis jetzt: 59 Tote und 527 Verwunderte. Gerade interviewen sie den Bruder des Täters - bei uns sicher nicht denkbar. Traurige Welt mit irren Typen - aber wie soll man so was sicher verhindern?? Klar: mehr Sicherheitsvorkehrungen; aber damit geht ein ganzes Stück von dem verloren, was wir alle so lieben: leben in einer freien, möglichst unkomplizierten Welt.

Anderes Thema - aber gar nicht so weit weg: eigentlich hätte dieser Tag auch „Wir sind im Knast!“ überschrieben sein können - denn das waren wir wirklich. Erschien mir aber nicht passend, denn auch dieser sehr interessante Museumsbesuch hatte seine „da müssen wir mal schlucken“-Momente. Fangen wir vorne an:

Vor und nach dem Frühstück in Tucson kümmern wir uns um Fotos und Tagebuch. Das war gestern Abend einfach nicht mehr möglich, denn wir waren nach der Hitzeschlacht echt „auf“.

Der Weg nach Yuma ist einfach und in 3,5 Stunden erledigt. Tempomat rein und los. Erst gut 80 km, dann abbiegen, nochmal 280 km und dann sind wir da. Zwischendrin nur ein kurzer Stop an einer „Tankstelle“ - Kaffee fassen und Restroom nutzen - mitten im nirgendwo an der Interstate 8, hier ist die Welt scheinbar zu Ende. Ab und zu fegt ein roter Sandsturm über die Bahn - sonst nur Weite, Leere, Saguaros und ab und zu eine intensiv bewirtschaftete Farm.

Immerhin stimmt die Musik. Unser 4 Monate alter Nissan ist in ausgezeichneter Form und eines seiner besten Ausstattungsmerkmale ist „Sirius-Radio“. Das ist Digitalradioempfang, den man normaler Weise bezahlen muss. Und da hören wir täglich diverse Countrysender. Aktuell scheinen Hits zu sein, in denen „Whisky“ vorkommt. Ganz vorne: „Whisky’s fine“ (finde ich auch) und „If my name were Whisky“. darauf lässt sich aber auch klasse reimen: „kiss me“, „with me“, „miss me“! Die Titel laufen bestimmt 1x pro Stunde hintereinander.

Um 14:00 Uhr sind wir im Motel und bekommen überraschend ein kostenloses Upgrade auf eine Suite. Fein: Wohnraum mit Küche und Fernseher, Schlafraum mit weiterem Fernseher, Bad. Die Anlage ist wirklich sehr schön mit grünem Innenpark und Pool. Un dann noch der Service mit der happy hour - das gefällt uns.

Wir skypen mit Birgit, die noch wach ist - morgen ist Feiertag in Germany.

Dann fahren wir 5 Minuten mit dem Auto zum „Prison Hill“. Hier befindet sich der „Yuma Territorial Prison State Historic Park“ - ein Gefängnismuseum in den Überresten eines ehemaligen Gefängnisses für Schwerverbrecher. „Hell Hole“ wurde die 1875 eröffnete (sagt man so?) Anstalt auch genannt. Das Höllenloch hatte seine ganz speziellen Schrecken: mitten in der Wüste gelegen und damit ganz sicher „höllisch heiß“. Ein Aufenthalt hier war ganz sicher eine Qual. Zumal sich in der Regel 6 Gefangene eine enge Zelle teilen mussten. Aber auch das Entkommen - also jede Flucht, von denen nicht viele gelangen - endete in der heißen Wüste. Überlebenschance: null!

Das Museum ist wirklich sehr zu empfehlen, da es alle Facetten zeigt und das sehr informativ. Auch hier hängt (wie überall wegen Las Vegas) die Flagge auf Halbmast. Wir schauen uns einen kurzen Film über die Geschichte der Anlage an und besichtigen dann die diversen Ausstellungsstücke sowie die Anlage. Alles sehr anschaulich, gut beschrieben und informativ. Aber auch: gruselig. Neben den an sich schon heftigen Aufenthaltsbedingungen gab es nur 2 „Bestrafungen“ für ungebührliches Verhalten: die Kugel am Bein und die „Dark Cell“. Kugel am Bein kann sich jeder vorstellen.

Die „Dunkelhaft“ wurde in einer finsteren Zelle vollstreckt. Dort drinnen befand sich ein Käfig (heute gibt es einen Nachbau dessen draussen), in dem der Häftling alleine oder mit mehreren für einen Monat eingesperrt wurde. Kein Licht, keine Latrine, ein Mal am Tag Wasser und Brot. Das wars. Ach nein: hin und wieder machten sich die Aufseher einen „Spaß“ und schmissen einen Skorpion oder eine Schlange in das dunkle Loch. Wir müssen heute nur darauf achten, die Fledermäuse nicht zu erschrecken, die die finstere Höhle zu ihrem Lebensraum gemacht haben.

Es gab auch eine Gefängnisband und weibliche Inhaftierte. Eine hat hier sogar ein Kind zur Welt gebracht. Kein optimaler Start ins Leben. Der ein oder andere wurde hier auch gehenkt. Anschaulich wird die Prozedur beschrieben, inklusive Seil.

Uns die Gefängniskluft anzuziehen und ein „Aufnahmefoto“ inkl. Gefangenennummer zu machen, ersparen wir uns - zu makaber, wie wir finden.

Andererseits: was die Leute (und insbesondere auch die Frauen) teilweise verbrochen hatten, geht auch auf keine Kuhhaut. Zumindest von den beispielhaft im Museum aufgeführten Fällen kann man sagen, dass sie zu Recht eine Gefängnisstrafe verbüßten. ich habe bei den Fotos einige Beschreibungen eingefügt, wer die Nerven hat, kann ja mal übersetzen. Hier erspare ich euch das.

Das Gefängnis wurde jedenfalls kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben, weil die neue und heute unübersehbare Eisenbahnbrücke über den Colorado Platz beanspruchte. Witzige Anekdote am Rande: immer wenn du hier auf dem Highway eine „aktive“ Strafanstalt passierst, wird davor gewarnt, Anhalter mitzunehmen („to pick up Hitchhiker“). So viel zum Vertrauen in die eigenen Gefängnisse.

Anschließend fahren wir noch zur „Historic Downtown“ von Yuma. Die ist gut zu finden und die Mainstreet ist eine überschaubare, breite Straße mit genügend freien Parkplätzen. Unser Vorsatz: eine Straßenseite hin, andere zurück. Gesagt - getan!

Das schaut eigentlich alles ganz nett aus: sauber und hier sind viele ansprechende Geschäfte. Aber: wo sind andere Menschen? Fehlanzeige! Nichts, niemand! Da: draussen vor einem Restaurant sitzen vier Leute - aber sind die echt? Links ab: „Historic Main Street“ ,mit schnuckeligen Geschäften. Aber auch hier: niemand. Gut, die Öffnungszeiten sind sehr überschaubar: von 11 bis 16 Uhr, also gerade mal 5 Stunden pro Tag. Die Arbeitszeiten kann man sich gefallen lassen. Weiter: vielleicht sind alle in diesem riesigen Kino? Who knows?

Oder ist es denen draussen nur zu warm? Also gehen wir in so eine klimatisierte Shoppingzeile. Wiederum sehr schöne Läden, aber: keine Leute. Öffnungszeiten laut Aushang 10 bis 16 Uhr, sonntags und montags geschlossen. Ah - heute ist Montag! Aber es sind doch Geschäfte geöffnet, nur ist niemand drin. Vielleicht sind die alle eingesperrt - der Gefängnisbesuch wirkt nach. Immerhin gibt es hier eine „Prison Hill Mikro Brewery“.

Ich glaube ich habe die Lösung: die sind bestimmt alle in den Kneipen und „Wine Cellars“ - das sind die einzigen Orte, in die wir nicht reingeguckt haben.

Da bei uns im Motel gleich die happy hour anfängt, reisen wir ab. Schön war es dennoch. So heute passiert nicht mehr viel. Habe gerade wieder ein frisches Bud vom Fass bekommen und belohne mich gleich noch mit weiteren Chicken Wings. Auf dem Zimmer haben wir noch Nachos und Salsa, die fahren wir schon seit Palm Springs spazieren und so langsam müssen wir da mal drangehen, denn mit in den Flieger können wir die nicht nehmen. Zwischen uns beiden ist das schon ein „running gag“: HEUTE essen wir aber mal Nachos & Salsa.

Vielleicht klappt das ja wirklich und evtl. springe ich noch in den Pool gleich. Morgen fahren wir nach San Diego und lassen den Urlaub am Pazifik ausklingen. Bis dann: feel free - nicht unterkriegen lassen von den Idioten, die die Welt immer wieder für eine Zeit aus den Angeln heben wollen und Familien für immer ins Unglück stürzen.

Tagesetappe: 389 Kilometer
Übernachtung: La Fuente Inn & Suites Yuma, AZ

Eine stachelige Sache

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Jürgen am Gates Pass, Sonora Desert, Arizona

Beim Frühstück verabschieden wir uns von Pat und Ricky; wir genießen noch einmal die köstliche und herzhafte Auswahl. Neben uns sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern aus Tucson; Mama hat heute Geburtstag und gleich machen die kleinen und großen Cowboys ihren ersten Ausritt. Aufregung! Bereist vor dem Frühstück hat sich tiny litte bear im Bullenreiten geübt.

Wir packen zusammen, das war ein super schöner Aufenthalt hier. Bevor wir losfahren, schauen wir dem Start des Morgenausrittes zu. Das Foto vom Sonnenuntergang, das ich gestern bei Facebook gepostet habe, findet sehr viel Zuspruch was mich natürlich sehr freut.

Der Transfer nach Tucson ist kurz und so kommen wir am Sonora Desert Museum an, dass wir schon vom Aufenthalt 2012 kennen. Es ist hier noch deutlich heißer als in Tombstone; im Laufe des Tages klettert das Thermometer auf über 38 Grad.

Daher schlendern wir mit gebremster Geschwindigkeit durch den Garten. Ein „Museum“ im herkömmlichen Sinne ist dies hier nämlich nicht. Das meiste findet draussen statt; es ist mehr eine Kombination von botanischem Garten und Zoo in natürlicher Umgebung. Viele der Tiere haben sich bei der Hitze in den Schatten verzogen, selbst die Kolibris machen sich rar. Es gibt aber mehr als genug zu sehen und wir genießen die Ruhe der Wüste.

Lehrreich ist wieder der Vortrag von Rangern zu giftigen Tieren der Wüste. Neben dem Gila-Monster darf natürlich die Klapperschlange nicht fehlen. Sehr anschaulicher und lebendiger Vortrag inklusive Verhaltenstipps. In der Ausstellung befinden sich hinterer alleine 8 der hier lebenden Arten von Klapperschlangen und es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die gefärbt sind. Kein Wunder, dass wir die nicht zu Gesicht bekommen; im Wüstensand, zwischen den Steinen und unter den Büschen sind sie bestimmt nur sehr schwer auszumachen.

Bei den Geiern zeigt Gabi mal kurz, welche Spannweite die Tiere so aufweisen. An manchen Stellen ist die Wüste sehr bunt; ein wahrer Wüstengarten. Stachelig ist es aber allemal, mann muss immer aufpassen, sich nicht zu pieken. Und auch die Stacheln des Ocatillo-Kaktus beeindrucken uns. Gestern noch sind wir beim Ausritt diesen Stacheln sehr nahe gekommen. Nur durch geschicktes Manöver und wegducken war zu vermeiden, dass uns der Cowboyhut vom Kopf gezogen wurde.

Wir gönne uns ein Eis, trinken viel und machen uns dann noch auf den Weg zum wenige Kilometer entfernten Saguaro NP. Nach dem Besuch im Visitor Center drehen wir eine schnelle Runde über den Javelina Wash Trail; auch hier immer bei jedem Schritt darauf achtend, was auf dem Weg und rechts/links so liegen könnte. 2 Klapperschlangensichtungen gab es hier heute schon.

Letzter Trail des Tages: der Desert Discovery Nature Trail mit tollen Aussichten auf die Berge und den Kakteenwald. ganz schön riesig, diese Saguaros. Die Sonne geht schon bald unter und so machen wir uns über den Gates Pass auf den Rückweg nach Tucson, nicht ohne an 2 Aussichtspunkten anzuhalten.

Wir sind total platt; die Hitze saugt einem echt die Energie aus den Knochen. ich kann die App „around me“ sehr empfehlen - die zeigt einem alles an, was sich so um einen herum befindet. So ist schnell rausgefunden, dass es eine „Papa John Pizzabude“ in der Nähe gibt. ich fahre schnell hin und ordere eine mittlere Pizza, die für zwei Leute absolut ausreichend ist. Kostet 17 Dollar, die Nummer größer (large) gibt es heute für 14 Dollar. Irre, da müssen wir eben etwas mehr Energie nachschieben.

Bilder aussortieren und Tagebuch schreiben geht einfach nicht mehr. Wir schauen noch kurz etwas fern und machen die Augen zu - tatsächlich schlafen wir über 10 Stunden; der Körper bekommt, was er braucht. So entstand dieser Beitrag auch erst am nächsten Morgen.

Tagesetappe: 177 Kilometer
Übernachtung: Country Inn & Suites by Carlson Tucson City Center, AZ

Cowboy-Frühstück mit Arizona Bill

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Gabi beim Cowboy Breakfast, Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Der Tag beginnt mit einem Highlight: Cowboy-Frühstück mit Arizona Bill! Wer das ist? Was das ist? Und was man isst? Ok - hier kommt die Auflösung:

Arizona Bill ist hier auf der Ranch und in der gesamten Umgebung so etwas wie eine Institution. Und er hat viel zu erzählen; eines seiner Statements von heute Morgen: „Ich arbeite 7 Tage die Woche; gerade wenn du älter wirst, ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben - das hält dich fit und gesund.“ Gute Einstellung!

Das Cowboy-Frühstück beginnt um 07:30 Uhr an der Feuerstelle hinter dem Chuckwagon. Das Feuer brennt, der Kaffee ist fertig. In der Feuerstelle glimmen drei Feuer: eines in der Mitte für den frischen Kaffee, zwei am Rand zum warmhalten der fertigen Kannen und später der Speisen. Arizona Bill erzählt Geschichten, wir grüßen ihn ganz lieb von Alphons und Yvonne, was ihn riesig freut. Die Wrangler machen im Hintergrund schon die Pferde fertig für den ersten Ausritt - der startet um 09:00 Uhr.

Gegen 08:00 Uhr kommt das „Handfeste“ dazu und das kann sich sehen lassen: Cowboy-Beans (super lecker), krosser Bacon, Rührei, die in diesem Urlaub schon häufiger genossenen Hackröllchen, hashbrowns, tacos - alles mit Soßen, O-Saft, noch mehr Kaffee etc.

Wir schmausen opulent, der Tag kann kommen. Nun heißt es umziehen zum Ausritt und schon sitzen wir auf unseren nun schon bekannten und lieb gewonnenen vierbeinigen Freunden. Die Gruppe ist größer heute morgen, deshalb begleiten uns viele Wrangler. Ich glaube, es waren 10 Gäste und 7 Begleiter/-innen. Der Ausritt ist wieder wunderschön und die Strecke ist deutlich anspruchsvoller als gestern. Da geht es so einige Male sehr eng steil auf und ab, die Pferde beherrschen das aber mühelos und wir helfen, so gut wir können.

Anschließend haben wir einige Stunden „frei“ und wir haben uns ganz bewußt für heute nichts weiteres vorgenommen; das Auto bleibt stehen und wir genießen den Tag auf der Terrasse, beim Herumstrolchen über die Ranch und mit den Fotos von gestern, die noch gesichtet und für den Upload vorbereitet werden wollen.

Um 12:00 Uhr gibt es schon wieder was zu essen: Taco-Wraps in 4 verschiedenen Geschmacksrichtungen, ich entscheide mich für Schinken und Turkey; dazu passt es sehr leckeres Zitronen-Erbsen-Couscouss - Fritten zusätzlich: nein danke, wir platzen jetzt schon. Wie schon beim Frühstück unterhalten wir uns ausgiebig mit Pat und Ricky.

Bald ist es 14:00 Uhr und unser letzter Slow Ride für dieses Jahr steht an. Zu sechst plus Begleitungen brechen wir auf; Pat und Ricky sind wieder dabei. Und nochmal geht es über Stock und Stein. Mein Eindruck: die Strecken werden von Ritt zu Ritt anspruchsvoller. Es ist mir ein Rätsel, wie die Pferde im Geröll, tiefen Sand und vor allem bei extrem steilen Stücken bergauf oder bergab so trittsicher sein können. Ich habe volles Vertrauen in Pablo - nicht auszudenken, wenn wir stürzen würden.

Einen einzigen heiklen Moment gibt es, als die drei Pferde vor mir scheuen und leicht hochgehen; Gabi genau vor mir. Auch Pablo macht einen Satz. Mein erster Gedanke: Klapperschlange auf dem Weg. Aber es ist „nur“ ein Mule Deer, dass sich sicher genau so erschreckt hat wie wir und nun hastig in die Büsche flüchtet. Schnell kommen alle zur Ruhe und weiter geht es.

Kurz darauf machen wir eine Pause - das hatten wir auch noch nicht. Es gibt Bier und Nachos, auf dem Foto mit Gabi, Pat und Ricky kann man sehen, welchen Spaß wir hatten. Es gibt sogar eine zweite Dose und dann sitzen wir wieder auf; ganz ohne Steighilfe.

Zurück auf der Ranch bearbeite ich die Fotos von gestern und heute; ein Hochzeitspaar macht Fotos vor unserer Tür, zwei Harleyfahrer mit mächtig aufgemotzen Maschinen kommen an. Gabi fängt zwischendurch noch einen Stier mit dem Lasso (klappt auf Anhieb; sie ist ein Naturtalent). Es ist immer was los. Zum Abendessen setzen wir uns wieder zu Pat & Ricky; es gibt Salat, Spare-Ribs (juhu!), Maiskolben und Kartoffelgratin; zum Nachtisch Erdbeerkuchen.

Die beiden laden uns in aller Ernsthaftigkeit ein, sie in Alabama besuchen zu kommen, wann immer wir Lust haben. Fotos von ihrem Anwesen direkt am See lassen keinen Zweifel aufkommen, dass Platz genug da ist (allein im Erdgeschoss 3 derzeit ungenutzte Badezimmer).

Wir wechseln in den Saloon, wo heute ein Cowboy recht gut singt. Ich überspiele Pat und Ricky die besten Fotos der letzten beiden Tage und auch einige, die ich von ihnen geschossen habe, auf einen Stick. Dann möchten die beiden unsere Hawaii-Bilder von 2015 sehen und wir schauen tatsächlich unsere Topfotos von damals alle an. Darüber vergeht die Zeit, der Cowboy unterhält uns immer noch und irgendwann sind wir wieder auf dem Zimmer. Jetzt ist der Bericht fertig geschrieben und ich muss nur noch hoffen, dass das Wifi sich wieder gefangen hat. Eben ging nix in Sachen upload. Morgen leider keine Ausritte mehr, dafür der kurze Wechsel nach Tucson mit neuen Erlebnissen.

Gladbach hat gewonnen (so gerade noch) und ein wunderbarer Tag geht zu Ende. Ob wir wieder hierher kommen, hat Pat eben gefragt. „Ich denke ja!“ habe ich geantwortet; wenn wir gesund bleiben …

Tagesetappe: 0 Kilometer
Übernachtung: Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Cowboy Feeling ...

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Gabi und Jürgen nach einem "slow ride", Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Die Nacht war irgendwie zu kurz. Hatte lange am Mac gesessen und war dann auch immer wieder aufgewacht. Der Kühlschrank brummt, als würde er jeden Moment explodieren. Stecker raus!

Unser Tag startet dann aber sehr erfreulich mit einem Rundgang über die Ranch und einem ausgezeichneten Cowboy-Frühstück mit allem, was das Herz begehrt. Herzhaft, fruchtig, lecker! Alle hier sind super nett und die Wrangler, die sich eben schon um die Pferde gekümmert haben, frühstücken mit uns.

Dann machen wir uns fertig für unseren ersten Ausritt. Gabi hat schlauerweise unsere Radfahrhosen eingepackt, die wir nun „drunter“ tragen. Lange Hosen und auch Hemden mit langem Arm waren dringend empfohlen. Hatte ich nicht verstanden, jetzt weiß ich, warum. Gabi hat ihre Cowboystiefel von zu Hause mitgebracht, ich versuche das mal mit den Trekkingschuhen. Geht gut, aber vielleicht schnappe ich mir morgen mal ein Paar Cowboyboots aus dem Stable.

Um 09:00 Uhr geht es los: ein einstündiger „slow ride“ steht auf dem Programm und wir sind mit Cowboy David alleine unterwegs. Das ist natürlich Luxus pur. Er gibt uns eine kurze Einweisung ins Sportgerät: Zehen etwas nach oben, Zügel immer festhalten und NIE loslassen, Zügel immer vor dem Sattelknauf halten, Hand nach links - Pferd nach links, Hand nach rechts - Pferd nach rechts. Zügel hinter den Sattelknauf - Pferd stoppt, Zügel stärker nach hinten ziehen - Rückwärtsgang. Klingt einfach, ist es auch! Ach ja: da die Klapperschlangen um diese Jahreszeit sehr aktiv sind, sollen wir unseren Pferden nicht erlauben, unterwegs zu fressen. Gerade in den Büschen, an denen die Vierbeiner so gerne knabbern, verstecken sich die Reptilien und wenn die dem Pferd in die Nase beißen, schwillt die zu und es bekommt keine Luft mehr. Das will ja keiner!

Wir reiten durch „unsere“ Westernstadt und das ist schon cool. David vorne weg, Gabi hinterher, ich mache den Schluss. Dann geht es raus ins freie Gelände und das ist sehr abwechslungsreich: Steppengras, Kakteen, Büsche, enge Wege, die ich zu Fuß kaum passieren würde, Stock und Stein, rauf und runter, hohe Büsche, durch die sich die Pferde durchzwängen (dafür sind die langen Sachen Gold Wert, ich habe eine Ahnung, wie meine Beine und Arme jetzt aussehen würden, wenn ich sie nicht geschützt hätte), sehr tiefer Sand und die Perspektive aus dem Sattel ist sehr speziell.

Was mich am meisten wundert: alles geht so easy! Klar, dass sind liebe Tiere - aber mein Brauner macht genau, was ich will (oder lässt er mich nur glauben, dass das so ist und lacht sich innerlich scheckig?). Lässig sitze ich im Sattel, eine Hand am Zügel, die andere baumelt herunter. Festhalten ist nicht nötig. Und Pablo macht genau, was ich will. Kleiner Busch - links vorbei, Zügel einen Hauch nach links. Dicker Stein - rechts vorbei, Zügeln etwas nach rechts. So mäandern wir durch die Landschaft und es unbeschreiblich relaxed. Das Ganze hat tatsächlich so etwas wie einen „Flow“ - super coole Sache. Unterwegs habe ich den Eindruck, dass die Veranstaltung nachhaltig auf meine Oberschenkel einwirken wird, aber sehen wir mal. Dafür, dass das Pferd läuft, bin ich sicher, dass ich sportlich beteiligt bin.

Es ist auch definitiv so, dass ich spüre, wie ich Pablo die Arbeit erleichtern kann: geht es steil hinauf, lehne ich mich instinktiv nach vorne - steil bergab: Rückenlage. Das scheint ihm zu gefallen. Ich kann immer wieder nur sagen: lest eueren Karl May!

Als Gabis Pferd mal etwas zu langsam wird, ruft David ihr zu: „Kick him like you kick your husband!“ Ich stelle mich taub, aber auch das hilft mir sehr: trödelt Pablo mal, kriegt er einen leichten „Kick“ meiner Fersen und schon geht es vorwärts.

Eine gute Stunde später sind wir zurück und ein Paar, das wir beim Frühstück angesprochen hatten, filmt uns, als wir in die „Straße“ einreiten. Auch am Anfang hatten sie zwei Fotos gemacht. Sie haben extra ihre Abreise um eine Stunde verschoben, um uns die Bilder und Videos zu überspielen - wer würde das bei uns machen? Auch ich hatte mich nach der Hälfte des Weges getraut, das iPhone auszupacken und einige Bilder und auch ein Video zu machen. So gibt es tatsächlich Fotos von uns beiden im Sattel.

Zum Mittagessen gibt es Fish & Chips für uns. Dazu bedienen wir uns am Wasserspender, der viel Wasser, Eiskugeln und Gurkenscheiben (hallo Heiner, das wäre was für dich!) sowie Erdbeeren enthält. Kurios, aber erfrischend!

Anschließend fahren wir für 2,5 Stunden ins nahe Tombstone (Übersetzung: Grabstein). Fahrtzeit: 5 Minuten über die Gravel-Road, wenn man fix fährt. Die Geschichte der Stadt habe ich 2012 glaube ich ziemlich ausführlich beschrieben, oder? Schaut euch den gleichnamigen Film mit Kurt Russel & Val Kilmer an. Wyatt Earp, seine beiden Brüder und Doc Holliday erschießen 3 Leute (den 19-jährigen Clanton zwei Mc Laurys) am OK Coral und die Welt diskutiert (zumindest in Insiderkreisen) noch heute, ob es „Law and Order“ (mein Fachgebiet) oder Mord war.

Die „Town to tough to die“ ist zweimal von heftigen Bränden heimgesucht und wieder aufgebaut worden. Hier tobte in den 1880ern das pralle Leben. Silbermienen, Glücksspiel, Prostitution auf höchstem Niveau. Und die Flagge halten sie heute noch hoch. Big Nose Kate’s Saloon, der OK Coral, die „Epitaph“-Druckerei und natürlich das „Bird Cage Theatre“ sind echte Sehenswürdigkeiten, von der Mainstreet mal ganz abgesehen.

Wir kaufen diesmal tatsächlich Karten für die „Shoot out Show“ um 14:00 Uhr (täglich erschießen die Gesetzeshüter mehrfach die 3 „Schurken“ an der Originalstädte. Im Eintritt von 10,00 $ inbegriffen: Ausgaben der „Epitaph“ vom Tag danach (erhältlich in der Druckerei) und ein „Historama“ (eine Mischung aus Augsburger Puppenkiste und Dokumentarfilm zur Geschichte Tombstones). Check - alles gesehen und abgeholt.

Zwischendurch gehen wir noch ins „Bird Cage Theatre“ und unternehmen einen Zeitsprung in die 1880er: Kurz gesagt war das „der“ Puff der wilden Westernzeit und er war über die Grenzen Tombstones hinaus bekannt. Die New York Times bezeichnete es als den wildesten Ort zwischen 1881 und 1889. In den neun Jahren seiner Öffnungszeiten hatte es nie (!) auch nur eine Stunde geschlossen. 16 Schießereien innerhalb des Gebäudes, 140 Kugellöcher unterschiedlicher Kaliber in Wänden und Möbeln (einige von ihnen haben wir gesehen). Der Name kommt von den 14 Separees (Vogelkäfigen), die über der Spielhalle/Tanzfläche hingen und in denen die „Ladies of the night“ ihrer Profession nachgingen. Dazu gab es CanCan-Vorführungen auf der Bühne. Untendrunter: Weinkeller und Pokerräume. Hier ist das längste Pokerspiel der gesamten Westernzeit verzeichnet: 8 Jahre, 5 Monate und 3 Tage. Pokertisch und Karten stehen noch heute so, wie sie damals verlassen wurden, inklusive der Stühle auf dem dreckigen Boden. Wyatt Earp traf seine dritte Frau, Sadie Marcus, hier im „Bird Cage“ - auch sie war „vom Fach“.

Als Tomstones Stern mit dem Minenverfall unterging, wurde das Bird Cage Theatre geschlossen und stand unberührt fast 50 Jahre dort, inklusive des gesamten Inhalts. 1934 wurde es eine „Historic Landmark of the American West“ und für die Öffentlichkeit geöffnet - unverändert bis heute. Lediglich im Eingangsbereich ist eine Zwischenwand eingezogen worden, um Souvenirs verkaufen zu können und manche Räume sind als Museum mit Relikten der alten Zeit gefüllt worden.

Das war wirklich ein besonderer Moment, durch die Räume zu streifen und das Gefühl zu haben, Doc Holiday, Wyatt Earp und all die anderen seien gestern erst hier gewesen. Ich habe Fotos gemacht. Der absolute Oberhammer war die Ecke des Bestatters mit dem sehenswerten Leichenwagen (gebogene Scheiben, 24-Karat Gold und Sterling Silber). Da hängt neben Särgen, dem Leichenwagen etc. doch glatt eine original Werbeanzeige aus dieser Zeit; Slogan: „Warum halbtot rumlaufen, wenn wir sie für nur 22 $ beerdigen können?“ Ergänzend werden beste Kiefernsärge und der neue Leichenwagen angepriesen. Wer kann da schon nein sagen? Wer will dann noch weiter leben? S - a - g - e- n - h - a -f -t !

Die Schießerei im OK Coral ist eine Show, ziemlicher Klamauk, gehört aber dazu.

Zurück auf der Ranch folgt unser zweiter slow ride - genau so entspannt und klasse wie der erste. Mark führt uns, Tom (mit dem wir gestern Abend gepokert haben und der einer der Eigner der Ranch ist) macht den Schluss. Amber und David aus Tucson sind auch dabei. Mein Brauner braucht einige „Kicks“ - etwas schläfrig der Gute! Mit Tom unterhalte ich mich unterwegs darüber, wie schön das doch hier ist: nur das Hufgetrappel zu hören und die Grashüpfer, die umhersurren. Ansonsten: totale Stille. Ich finde es einfach super entspannend - Tom hat noch ein besseres Wort: „peaceful“! Dem ist nichts hinzuzufügen!!

Nun haben wir 2 Stunden auf der Terrasse gesessen und ich habe diesen Artikel bis hierher verfasst - wie die Zeit vergeht! Immerhin gab es ein Glas Wein dazu und ein paar Chips. Und jetzt ruft das Abendessen (es soll Steak geben!?) und anschließend Live-Musik im Saloon. Ob ich gleich noch dazu komme, den Rest zu schreiben und Fotos auszusortieren? Wer weiß?

Das Abendessen war wieder super in Gesellschaft von Pat und Ricky. Spinatsalat mit Orangen und Cranberrys, Steak mit Pilzen, Zwiebeln, grünem Spargel, Ofenkartoffel und Frischkäse sowie zum Abschluss Applepie mit Eis.

Im Saloon baut die „Livemusik“ auf. Gabi kann die Truppe sehen und sie äußert berechtigte Befürchtungen, dass die Band den zweiten Refrain noch erlebt. Hochbetagt, sage ich da nur. Den Herrn mit dem weißen Bart und der Gitarre haben wir bereits heute Mittag im OK Coral kennen gelernt; freitags macht er hier Musik. Unverstärkt, aber laut geben die beiden Countrysongs der 60er und 70er Jahre zum Besten.

Wir unterhalten uns mit Pat und Ricky, später kommt noch Karin Collins dazu, eine Deutsche, deren Mann bei der Army war und so ist sie in die Staaten gekommen (liebe Grüße an Yvonne und Alphons!).

In einer Pause greift ein über 80-jähriger zum Saxofon und intoniert „Summertime“ und ähnliche Stücke. Ich geselle mich zwischendurch zu Tom an die Theke - ich muss doch mal diesen Rye-Whisky aus Kentucky probieren, den er hier in größeren Mengen zu sich nimmt. Wir fachsimpeln über schottische Single Malts (danke Micha und Tim aus der Whiskybotschaft für ein erstes Grundwissen, damit kann ich hier mithalten) und plötzlich habe ich einen Colt in der Hand, kleines Kaliber, aber ist der geladen?

So ist das hier, alle lachen und ich werde das Ding wieder los. Großer Spaß, die Ritte für morgen sind gebucht und dazu gibt es bereits in der Frühe Cowboy-Frühstück am Lagerfeuer mit Geschichten von Arizona-Bill.

Noch ein gemütlicher Tag kommt uns gerade recht und der Rücken der Pferde darf gerne wieder für das echte „Cowboy-Feeling“ sorgen!

Tagesetappe: 8 Kilometer
Übernachtung: Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Fort Bowie und die Apachen

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Jürgen auf dem Trail zum Fort Bowie, Apache Pass, AZ

Auch heute morgen hole ich vor und nach dem Frühstück zunächst mal den Tagebucheintrag von gestern nach. Dabei habe ich unterschlagen, dass wir gestern Abend in der Little Toad Brewery ja auch noch zwei Schnäpse hatten. Schließlich ist das dort nicht nur eine Brauerei, sondern auch eine Destille. Gabi nimmt den einzigen Whisky, der auch noch „gealtert“ sein soll. Mal ehrlich: sie haben irgendetwas destilliert, das die Farbe von Whisky angenommen hat und dann so getauft. Selbst der Mekong-Whisky aus Thailand war besser, und das will was heißen. Mein Green Chili Vodka hält, was er verspricht: scharf!

Das Wetter ist hier weiterhin sehr bedeckt und es sieht verdächtig nach Regen aus. Für den Apache Pass, den man nur bei Trockenheit befahren kann und damit auch Fort Bowie sieht es nicht gut aus. Na, fahren wir doch erst mal los; es ist ja eine ganze Strecke.

Und siehe da, als wir Arizona erreichen, lacht uns blauer Himmel entgegen und die Wolken sind flauschig weiß. Also biegen wir von der I-10 ab und nehmen die unbefestigte Straße des Apache Pass zum Trailhead der Fort Bowie National Historic Site unter die Räder.

Fort Bowie ist so etwas wie ein „hike in Park“. Ohne eine Wanderung von 3,5 Meilen ist der Park nicht zu erforschen. Es ist mächtig heiß und ich komme gut ins Schwitzen. Auf dem Friedhof des Forts sehen wir, dass man damals nicht sehr alt wurde. Selbst Kinder sind hier begraben, u.a. ein Sohn des Apachen Geronimo.

Die Hitze schlägt mir auf den Magen und ich bin heilfroh, als wir das Visitor Center mit den besten Restrooms der Welt erreichen. Gabi lernt inzwischen Rangerin Amy kennen, die gerade auf dem Weg ist, zwei neuen Freiwilligen eine Ersteinweisung in die Geschichte des Fort Bowie zu geben. Wir dürfen uns anschließen und bekommen einen Geschichtsvortrag der Extraklasse. Amy ist redegewandt, hat amerikanische Geschichte studiert und ihre Vorfahren waren hier mit Fort Bowie verbunden. Richtig gut!

Das Fort war Mitte des 19. Jahrhunderts richtig groß und das Leben hier bestimmt kein Zuckerschlecken, auch wenn man einiges tat, es den hier stationierten Truppen und ihren Familien schön zu machen. Kneipe, Sanitäranlagen, gute hygienische Verhältnisse, eine Schule für Erwachsene und Kinder, Tennisplätze (!) - sogar eine Eismaschine hatten sie hier.

Aber wie gesagt: das Leben war gefährlich hier und insbesondere die Geschichte rund um den Chiricahua-Apachen Cochise und seine Familie schlägt auf den Magen. Zum Verhandeln war er mit seiner Familie hierher gekommen, wurde gefangen genommen, konnte alleine fliehen und seine Familie blieb als Geiseln zurück. Wie das so ist mit der Gewaltspirale: er nahm auch welche, und die Geschichte endete böse. Die Geiseln auf beiden Seiten wurden umgebracht und es entwickelte sich ein 11-jähriger Krieg zwischen den Apachen und den Truppen, der das Leben hier noch ungemütlicher machte.

Wir hingegen wandern frohgemut zurück zum Auto. Gut drei Stunden haben wir hier verbracht und knapp 8 km zurückgelegt in den heißen Bergen. Über den Apache Pass geht es weiter, tolle Offroad-Strecke!

Dann überlegen wir, ob wir überhaupt noch wie geplant zum Chricahua NM fahren sollen, denn obwohl wir heute mit der Ankunft in Arizona wieder eine Stunde „gewinnen“ wollen wir nicht zu spät auf der Ranch sein. Na gut, einen Abstecher machen wir, zumal der Park auf dem Weg liegt.

Nach dem obligatorischen Besuch im Visitor Center fahren wir den Bonita Canyon Drive bis zum höchsten Punkt auf rd. 2.300 m. Dort drehen wir eine kurze Runde über den Massai Nature Trail und wandern anschließend auch noch ein Stück des Echo Canyon Trail, der uns mitten hinein bringt in die zerborstene Felsenlandschaft.

Um 17:30 Uhr erreichen wir die Tombstone Monument Guest Ranch und werden herzlich empfangen. Kurze Einweisung ins Ranchleben, dann bekommen wir unserer riesiges Zimmer mit Terrasse und Blick auf die Berge. Sehr schön! Die ganze Anlage ist sagenhaft - ich muss morgen mal Bilder machen und ein eigenes Album nur für die Ranch erstellen. Sie ist aufgebaut wie die Hauptstraße des historischen Tombstone und vermittelt echtes Westernfeeling. Dazu die Geräusche der Grillen etc - unbeschreiblich! Yvonne und Alphons vom Ranchhouse Cafe in Eyll haben hier einige Jahre gelebt und gearbeitet.

Abendessen ist hier inklusive und so begeben wir uns um 18:00 Uhr in den Saloon, treffen auf Ricky und Pat aus Alabama und essen gemeinsam mit ihnen griechischen Salat, Chicken Alfredo und einen Pie mit Erdnussbutter zum Nachtisch. Dazu frisch gezapftes Bier und Margarita - die gibt es hier sogar „on tap“, also vom Faß und Zapfhahn.

Gegen Ende des Essens geht die Tür auf und Wyatt Earp steht leibhaftig an unserem Tisch. Er hat jahrelang in der Show zum Shootout am Ok-Coral mitgespielt und teilt uns mit, dass er uns heute Abend das Pokern beibringen wird. Und schon sitzen wir 4 mit ihm am Pokertisch, später kommt noch Tom von der Ranch hinzu. Als erstes bekommen wir alle Western-Namen. Gabi heißt am Pokertisch nur noch "Bad Baetzi" und ich werde "Texas Jack Vermillion" getauft. Zum piepen!

Wyatt erklärt unglaublich gut und wir spielen um Chips - einfach nur zum Spass. Dabei geht er mit uns im Laufe des Abends verschiedene Spielvarianten durch; als Ricks und Pat später zu Bett gehen, drehen alle mächtig auf, insbesondere Gabi, die völlig ausgelassen ist, auch unterstützt durch die Margaritas. Wir erzählen von unseren Reisen, natürlich auch die Story von den unzählbaren Bierflaschen am Vorabend. Uns allen laufen die Tränen über die Wangen und so endet ein unerwartet authentischer „Western-Abend“ mit viel „Spiel“-Witz, neuen Bekanntschaften und dem Gefühl, im Wilden Westen der 1880er angekommen zu sein.

Das wird sich morgen noch verstärken, denn wir haben uns für 09:00 Uhr und 15:00 zu einstündigen „slow-rides“ in die Umgebung angemeldet. Da wird das Cowboyfeeling noch präsenter werden. Wir freuen uns drauf.

Tagesetappe: 354 Kilometer
Übernachtung: Tombstone Monument Guest Ranch, AZ

Willkommen in New Mexico

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Gabi on Hwy. #53, Border AZ to NM

Ich muss es heute sehr kurz machen, wir haben uns mit unseren lieben Gastgebern verquatscht und es ist spät genug.

Auch im Lexington Inn Holbrook gibt es ein überraschend gutes und üppiges Frühstück. Es scheint sich etwas zu verändern hier dann nicht nur die Frühstücksauswahl wird deutlich besser; auch die Frühstückskultur nähert sich der unseren an. Weniger Wegwerfartikel, mehr wiederverwendbare Tassen, Gläser etc. Sehr schön!

Obwohl unser Auto noch halbvoll ist, tanken wir nach. Dann geht es auf die schnurgerade Interstate 40 Eastbound. Die ersten Meilen verfliegen nur so. Dann biegen wir ab auf die +191 und später auf die #61, die in New Mexico zur #53 wird. Diese Strecke ist super schön zu fahren, uns begegnet kein einziges Auto und die Straße windet sich durch eine wunderschöne Landschaft.

An der Grenze von Arizona zu New Mexico geht Gabi vor lauter Vorfreude in die Luft. Ein Pass führt uns über 2.500 m hoch hinaus. Bald erreichen wir El Morro NM und machen einen Trail zu den Felsen und dem Pool, in dessen Schilf ein netter kleiner Vogel auf uns wartet. Unten im Schilf windet sich eine kleine Schlange, nichts Aufregendes.

An den Felsen befinden sich Inschriften der frühen Einwohner; Apachenland! Auch hier lässt sich trotz Hinwiesen der Ranger und vielen Warntafeln keine Klapperschlange sehen. Bestimmt gibt es gar keine und das alles ist nur eine Legende?

Meilen weiter stoppen wir am El Malpais NM und gehen ein Stück des El Calderon Trail. Überall Lava und die besonderen Höhepunkte sind hier die Lava-Tubes (Röhren), die sich zu Höhlen ausgebildet haben, die man sogar besichtigen könnte. Da man dafür eine Erlaubnis benötigt, die wir nicht haben, gehen wir nur nahe ran. Enorme Kälte strömt heraus, innen ist es so kalt, dass die Höhlen ganzjährig vereist sind.

Die Besuche in den Visitor Center runden das Erlebte ab und später fahren wir noch ein Stückchen über die historische Route 66, die z.T. noch parallel zur I-40 verläuft. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir die Casa Acoma, ein B&B, das wir für zwei Nächte gebucht haben. Voller Herzlichkeit empfangen uns Daniel und Christiane. Das Haus ist sagenhaft und die Lage samt Aussicht einzigartig. Davon werden wir morgen mal Bilder machen.

Kurzer Abstecher zum Supermarkt, Sandwiches kaufen, die wir dann in Gesellschaft von Christine draussen verspeisen. Dabei unterhalten wir uns sehr nett, berichten von unseren reisen und zu Hause und schmieden neue Pläne für die nächsten Tage. Später kommt Daniel dazu und wir schauen noch einige Bilder am MacBook. Das ist einer der sehr netten Abende, die wir nie vergessen werden.

Und jetzt ist auch die Hausaufgabe erledigt, so dass ich etwas die Augen zu machen kann. Was morgen und in den nächsten Tagen passiert? Ganz klar ist das noch nicht - sicher ist aber, dass es bestimmt sehr schön wird hier. Gute Nacht!

Tagesetappe: 447 Kilometer
Übernachtung: Casa Acoma, Placitas, NM

Von bunten Wüsten und steinernen Bäumen

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Gabi auf dem "Blue Mesa Trail", Petrified Forest NP, AZ

Schon wieder über 10 Stunden geschlafen. Raus aus den Federn, letzter Rundgang über die Ranch, natürlich mit Kamera. Schaut bitte immer wieder mal nach den Fotos, wir ergänzen hin und wieder auch die Vortage, da wir diesmal thematisch sortieren und nicht für jeden Tag ein Album machen. So finden sich unter der Saguaro Lake Ranch nun Bilder von 3 Tagen.

U.a. ist auch eines von der Tarantel dabei, die Gabi auf dem Weg gefunden hat. Sah nicht mehr so ganz lebendig aus, lange hinüber war die aber sicher nicht. Hat sich vielleicht erschreckt, uns zu sehen?

Das Frühstück ist wieder der Hammer! Frisches Obst, knuspriger Bacon, Hashbrowns, Eier nach Wahl (diesmal „sunny side up“) Zimtwaffeln und mehr - leider passt mehr einfach nicht rein. Hatte ich bereits erzählt, dass mitten im Frühstücksraum ein „Skelett“ eines Saguaro-Kaktus steht? Die haben innen drin ein hölzernes Gerippe, das habe ich so auch noch nicht gesehen! Wir kaufen ein paar Souvenirs und verabschieden uns von dem lieben John. Er hat mächtig Spaß, dass wir so einen Spaß hatten. Um wenigstens ein Kayakbild zu haben, geselle ich mich zu der Gruppe, die heute den Fluss erobert. Das Zimmer ist geräumt, wir können aufbrechen. Ich schlage die Überdecke vom Fußende über mein Bett, um es halbwegs zuzudecken, da krabbelt eine kleine schwarze Spinne hervor. Gut, dass ich ich die nicht eher gesehen habe, dann wäre das nix geworden mit 10 Stunden Nachtruhe …

Die Fahrt durch die Apache Mountains ist fantastisch. Irre Streckenführung, wie eine Achterbahn. Anfangs beherrschen noch tausende Saguaro-Kakteen die Szenerie, dann dichter Kiefernwald und je höher wir kommen dann zunehmend Buschland. Zwischendurch schnappen wir uns an der Tankstelle einen großen Coffee to go. So erreichen wir das Colorado-Plateau und damit eine Höhenlage über 2.000 Meter. Dafür muss man im Allgäu Gondel fahren. Das ist für mich immer wieder unbegreiflich: dass wir hier größtenteils tagelang in Höhenlagen unterwegs sind, die bei uns nur auf Berggipfeln zu finden sind.

Am Eingang zum Petrified Forest NP kaufen wir unseren Jahrespass für 80 Dollar. Damit haben wir nun wieder 13 Monate lang „Eintritt frei“ in allen Nationalparks, National Monuments etc. Zu Beginn besuchen wir das Visitor Center und schauen uns den neuen, 20 minütigen Film über die Geschichte des Parks und die Entstehung der versteinerten Bäume an. Vor 225 Millionen Jahren kippten hier die Bäume um, wurden von den Flüssen fortgetragen und mit Sand und Schlamm bedeckt. Quarzite drangen ein, die Bäume versteinerten unter Druck und entwickelten ihre Regenbogenfarben. Durch Erosion später wieder freigelegt zeigen sie sich heute den geneigten Besuchern des Parks. Was hier noch alles verborgen liegen mag? Nicht nur versteinerte Bäume, auch Fossilien und Dinosaurierskelette werden hier immer wieder gefunden.

Nach und nach wandern wir verschiedene Trails ab: zunächst ist da der „Long Logs Trail“ mit 2,5 km Länge und vielen noch ziemlich gut erhaltenen, langen Baumstämmen. Es folgt der Crystal Forest (1,2 km) und dann der Jasper Forest. Dort ist der Trail unbefestigt und nach Abstieg vom „rim“ so schwierig zu finden, dass wir umkehren. Unser Motto lautet: kalkuliertes Risiko ja, Experimente, die nachher in Orientierungslosigkeit münden - definitiv nein, erst recht nicht in der Wüste.

Zwischendurch treffen wir doch tatsächlich diesen Raben, von dem Ingrid uns geschrieben hatte letzte Tage und den sie bei ihrem letzten Besuch hier lieb gewonnen hatte. Wir taufen ihn natürlich „Ingrid“ und stellen ein Portrait von ihm mit Grüßen zurück in die Fotogalerie.

An einem verrosteten automobilen Zeitzeugen, der zum Gedenken an die früher hier verlaufende „Route 66“ am Wegesrand steht, treffen wir ein älteres amerikanisches Paar aus Michigan. Wir fotografieren uns gegenseitig und sie kippen fast aus den Schuhen, als ich ihnen berichte, dass wir bereits zum dritten Mal hier sind. In Kalifornien waren sie auch noch nicht, das steht nächstes Jahr auf dem Programm. Gerne geben wir ihnen einige Urlaubstips. Uns wird wieder mal bewusst, wie privilegiert wir sind, das alles so erleben zu dürfen. Wir haben das heute morgen auf der Ranch schon einmal gehört von anderen Gästen - dass wir bereits viel, viel mehr gesehen haben von diesem riesigen Land als die meisten „Native Americans“.

In der Abendsonne machen wir noch Bilder von der „Painted Desert“, der bunten Wüste. Dann fahren wir die knapp 40 km nach Holbrook zurück, beziehen ein riesiges Zimmer im Lexington Inn, düsen nochmal kurz durch die Stadt auf der Suche nach einem Abendessen. Fündig werden wir bei „Tom und Suzie’s Diner“. Anstelle der hier obligatorischen Burger bestellen wir einen „Green Chile Beef Bean Cheese Burrito“ für mich (sieht ziemlich unappetitlich aus, schmeckt aber super) und „Chicken Alfredo“ für Gabi.

Wieder auf dem Zimmer machen wir unsere Hausaufgaben und nun ist Feierabend. Gute Nacht Rabe, gute Nacht Ingrid, gute Nacht Apanatschi, gute Nacht ihr in „good old Germany“; wir hören voneinander …

Tagesetappe: 380 Kilometer
Übernachtung: Lexington Inn, Holbrook, AZ

Kayaking Salt River

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Salt River im Bereich der Saguaro Lake Ranch, AZ

Uff, ist das heiß hier. Das ist wirklich die Härte. In der Mittagshitze ist quasi kaum etwas möglich. Also steht ausruhen wieder ganz oben auf der Liste. Aber sportlich waren wir zumindest vormittags auch schon.

Die Nacht begann ja schon gestern Abend um 20:00 Uhr - dann darf sie auch um 06:00 Uhr zu Ende sein. Vor dem Frühstück machen wir einen Fotospaziergang über die Ranch und zum Fluss hinunter. Das Licht morgens und abends ist einfach der Hammer hier, alles glüht! Wir treffen John, der die Grünanlagen bewässert („he’s movin’ the rain“) erzählen etwas und erfahren dabei auch, dass Wasser hier trotz Wüste kein Problem ist. Etwas oberhalb der Ranch ist ein Stausee und der Salt River liefert Wasser satt.

Das Frühstück ist außergewöhnlich und frisch zubereitet für jeden Gast. Ein Schälchen Obstsalat zum Auftakt, dann Eier nach Wahl, Hashbrowns und knuspriger Bacon (beides mit Nachschlag) sowie einige Scheiben French Bananatoast, mehr als wir essen können. O-Saft und Kaffee dazu, klasse!

So gestärkt starten wir ins nächste Abenteuer: Kayaking auf dem Salt River. Josh erklärt uns und den übrigen 4 Gästen, wie es geht und auf was wir achten sollen - ein solides Briefing. Nach 5,5 Meilen und knapp 2 Stunden Fahrtzeit wird er uns am Foxtail-Exit erwarten. Gut, dass wir uns sorgfältig eingecremt haben. Schon um 09:00 Uhr beim Start ist es lecker warm.

Die Fahrt ist unbeschreiblich schön. Wir gewöhnen uns schnell an die Boote und die Manöver, Gabi fühlt sich wie Apanatschi und das Ganze hat wirklich etwas surreales: wir sind allein auf dem Fluss, die Landschaft ist atemberaubend schön: rote Felsen ragen hoch in den Himmel, saftiges Schilfgras am Ufer, darüber die mächtigen Saguaro-Kakteen. Über dem Wasser flittert und flattert es: Libellen, Vögel und leider auch Mosquitos. Die Ruhe und massenweise blue herons (große Vögel wie Fischreiher, schaut mal bei den Florida-Bildern, da habe ich einen fotografiert). Als Höhepunkt lassen wir uns behutsam mehrfach an Mustangs vorbei treiben, die im Wasser stehen und saufen oder am Ufer warten, um den Fluss zu queren.

1.800 wilde Mustangs gibt es hier derzeit erfahren wir später von Josh. Die haben sogar eine eigene Facebookgruppe mit über 200.000 Followern. Sachen gibt es, die gibt es gar nicht …

Mit dem Boot kommen wir echt gut zurecht und das werden wir ab jetzt bestimmt häufiger mal machen. Es ist sehr angenehm, dass sich hier ruhige Abschnitte und leichte Stromschnellen (rapids) abwechseln. So können wir entspannt paddeln und haben zwischendrin immer wieder den Nervenkitzel, wenn es zügiger abgeht und Wasser ins Boot schwappt. Super toll! Das einzige Manko: es gibt kein einziges Foto davon, sorry! Aber das war absehbar einfach zu nass für die Nikons.

Gabi schlägt anschließend vor, nach Phoenix zu fahren, eine gopro zu kaufen und die Tour morgen früh zu wiederholen. Naja - lieber ein anderes mal …

Josh holt uns am Exit mit dem Transporter ab und bringt uns zur Ranch zurück. Dort hüpfen wir in den Pool und anschließend ins Zimmer - zu heiß draussen. Wir bearbeiten Bilder, skypen mit Birgit und den Eltern und ruhen uns aus.

Gegen 15:00 Uhr fahren wir etwas rum, u.a. zum Lake Saguaro und später dann die 37 km bis Fountain Hills. Die Stadt ist größer als vermutet und wirkt auf uns sehr synthetisch. Alles ist perfekt, zu perfekt. Die Häuser wie geleckt, der Park mit einer der größten Wasserfontänen der USA riesig und steril sauber. Selbst die ausschließlich sehr jungen Joggerinnen und Jogger wirken wie aus dem Werbefilm. Dabei frage ich mich gerade, wie man in der Hitze überhaupt joggen kann.

Wir steuern eines der von John empfohlenen Restaurants an. Es ist italienisch, der Eigner Italiener und die Lebensmittel sämtlich importiert - aus Italien. Sehr leckere Pizza und auch der Salat ist knackig frisch - perfekt eben.

Zurück an der Ranch machen wir noch einen Rundgang im Abendlicht; weit hinter den Kakteen beherrschen die "Four Peak Mountains" das Landschaftsbild. Dann gönnen wir uns etwas Wein und kümmern uns um Fotos, Tagebuch und Website. Jetzt ist es 20:30 Uhr, Gabi schläft schon wieder und ich werde das gleich auch tun. Werden wir tatsächlich älter? Oder haben wir den Schlaf so nötig? Völlig egal, denn die Hauptsache ist, dass wir es uns so einrichten können, wie es uns gut tut.

Morgen fahren wir in den Petrified Forest NP. Den kennen wir schon und deshalb freuen wir uns ganz besonders. Die Fahrt dorthin durch die Apache Mountains ist hingegen neu und passt super in den Reiseverlauf. Hoffentlich ist Apanatschi dann wieder wach …

Gute Nacht Deutschland! Wir schön, das Gladbach mal wieder 3 Punkte geholt hat!

Tagesetappe: 87 Kilometer
Übernachtung: Saguaro Lake Ranch, Fountain Hills, AZ

Über Scottsdale zur Saguaro Lake Ranch

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Jürgen in der Hitze von Scottsdale Old Town, AZ

Der Tag ist schnell erzählt: wieder eine sehr gute und lange Nacht mit ganz viel Schlaf. Und nochmal das hervorragende Frühstück im Best Western Palm Springs genießen. Um halb neun sind wir bereits unterwegs. Über Rancho Mirrage fahren wir in 20 Minuten nach Palm Desert. Sehr schöne Städte, keine Hochhäuser und offensichtlich viel Geld, insbesondere für die Bewässerung des ganzen Grüns. Gabi kauft bei Walgreens einen Sonnenbrillenaufsatz für ihre neue Brille; die sind hier extrem günstig und der aus Florida hat sich bestens bewährt.

Die nächsten Stunden rollen wir gen Osten. In Kalifornien mit 65 oder 70 mph, später in Arizona geht es mit 75 mph etwas schneller. Es ist halt eine Strecke zu fahren; das klappt ausgeruht aber sehr gut. Auch die deutlich verkehrsreicheren, sechsspurigen Freeways in Phoenix mit diversen schnellen Wechseln gehen gut von der Hand. So erreichen wir die Old Town von Scottsdale, das Thermometer zeigt inzwischen 102 Grad Fahrenheit; das sind mal eben 39 Grad im Schatten.

Viel ist nicht drin bei der Hitze. Wir spazieren durch den historischen Ortskern von Scottsdale und bummeln etwas herum. Dann fahren wir zu unserer ersten Ranch für diesen Urlaub, weit draußen vor den Toren von Mesa und Fountain Hill. 20 km geht es durch die Wüste ab dem Hwy. #202. Saguaro Kakteen stehen am Wegesrand und Schilder: „Watch for horses“ - auf Pferde sollen wir achten, bestimmt sind hier viele Reiter unterwegs.

Am Ende der Straße liegt die Ranch, sehr idyllisch am Fluß vor den in der warmen Abendsonne leuchtenden Felsen. John empfängt uns; wir bekommen Hütte 9. Alles recht einfach; abschalten ist hier Programm, weshalb es auch keine Fernseher in den Hütten gibt. Unser Cottage ist wirklich sehr hübsch. John empfiehlt uns, unbedingt im letzten Tageslicht noch etwas herum zu spazieren. Machen wir.

Zuvor frage ich ihn, ob wir auf etwas zu achten hätten, insbesondere bzgl. giftiger Viecher. Ja klar, es folgt die übliche Warnung vor den Klapperschlangen - gute Chance, bei der Hitze hier mal eine zu sehen, meint er. Dann soll einer die Schlange fixieren (mit den Augen!) und der andere loslaufen, ihn zu holen, damit er die fangen kann. Tja, und auch auf Spinnen (schwarze Witwe etc.) und Skorpione sollen wir achten; hier gäbe es das volle Wüstenprogramm. Im Zimmer alles möglichst hoch hängen, nichts auf dem Boden liegen lassen, Schuhe vor dem anziehen ausschütteln - nur zur Sicherheit. Er würde sich bemühen, die Cottages frei von „Critters“ zu halten. Ach ja: Stinktieren bitte nicht nähern, den Gestank bekommt man überhaupt nicht mehr weg. Tipp für morgen: Tubbing oder Kayaking auf dem Salt River, Start direkt vor der Haustüre.

Unser erster Spaziergang führt zum Fluss, wir machen einige Bilder im letzten Abendlicht. Dann fahren wir zurück nach Mesa (20 km, 20 Minuten), schauen uns bei den Restaurants um und ordern dann 2 Burger bei „Smash“. Gut!!

Die Rückfahrt ist im Dunkeln nicht schwierig, aber spannend. Plötzlich stehen 2 Pferde am Straßenrand. Nicht überfahren! Die Warnschilder betreffen tatsächlich Mustangs, nicht Reiter. Und kurz vor unserer Hütte, schon auf dem Grundstück der Ranch, ruft Gabi: „Achtung Tier, nicht überfahren!“ Jap, da kreuzt doch tatsächlich ein Skunk die Fahrbahn und nimmt Kurs auf unsere Hüttenzeile. Haben ihn aber nicht wieder gesehen. Dafür tue ich mit der Spinne im Badezimmer das, was mir John geraten hat: drauftreten!

Wir setzen uns mit einem Wein auf unsere Terrasse und schauen in den Sternenhimmel. Schön - wenn man nicht ständig angeflogen würde von irgendwelchen Mücken etc. Kein Licht ist sowieso angesagt. Schon das iPhone führt zu größeren Attacken. Da gehe ich doch lieber rein und schreibe Tagebuch. Fertig! Ich denke nicht, dass wir heute Nacht nach der Milchstraße schauen; ich bin schon wieder müde. Gute Nacht!

Gerade beim Aufschlagen des wirklich sehr sauberen Bettes hab ich noch eine Spinne getötet. War wieder eine sehr zarte größere; gefährlich sind wohl nur die kleinen schwarzen …


Tagesetappe: 560 Kilometer
Übernachtung:
Saguaro Lake Ranch, Fountain Hills, AZ
© 2017 Gabi & Jürgen