Tagebuch




Das Restaurant am Ende des Universums

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Jürgen mit Margaritha im "Las Casuelas", Downtown Palm Springs, CA

„Summerday in Palm Springs“ war bis gerade eben die Überschrift des heutigen Tages; der neue Titel resultiert aus dem Restaurantbesuch heute Abend, but let’s start from the very beginning:

Gestern Abend waren um 19:30 Uhr die Augen zu. Klar, dass man dann nachts zwischendurch wach wird. Aber insgesamt war die erste Nacht nicht schlecht. 10 Stunden Schlaf tun auch mal gut. Als ich gegen 06:30 mal an der Rezeption vorbei schaue, sind unsere Koffer vor 5 Minuten angekommen. Alles in Ordnung! Im ersten Morgenlicht gehen wir mal bis an die Straße, den „Palm Canyon Drive“, und machen erste Fotos.

Noch besser ist das Frühstück am Pool - sehr reichhaltig und neben Bagels, Frischkäse, Rührei und Cevapcici lassen wir auch Gesundes an uns ran wie O-Saft, Müsli, Obst, Walnüsse und Joghurt.

Um viertel vor neun starten wir zu den Indian Canyons. 10 Minuten später sind wir da. Und dass hier gerade „summer“ ist, merken wir nicht nur am reduzierten Eintritt in das Reservat (5$ p.P. statt 9$). Es ist um diese Zeit bereits „lecker warm“! Der Andreas Loop Trail, den wir uns zunächst vornehmen, ist eine Meile lang und mäßig hügelig. Dafür gibt es viel Schatten unter den Palmen und am Wasser. Eine knappe Stunde treiben wir uns hier rum.

Dann fahren wir zur „Trading Post“ am Palm Canyon. Hier erwischen wir unsere ersten Kolibris für dieses Jahr und diverse Hinweise darauf, das wir uns wieder mal im Lebensraum von Klapperschlangen und Berglöwen tummeln. Also: Augen auf! Ein kurzes Gespräch mit dem Ranger, was wir uns bei bis zu 37 Grad im Schatten und sengender Wüstensonne noch zumuten wollen und können - dann starten wir auf den Palm Canyon Trail, dem wir eine Meile folgen. Umkehren, oder doch ein kleines Stück den Victor Trail hinaufgehen, der sich schattenlos den Berg hinauf windet? Gute Blicke „von oben“ auf den palmenbestandenen Canyon hatte der Ranger versprochen. Unsere Wasservorräte geben es noch her - also auf auf …

Und dieser weitere 2 Meilen weite, heiße und beschwerliche Weg lohnt sich wirklich. Viele Kakteen aller Art und atemberaubende Ausblicke warten auf uns. Gefährliche Tierchen halten sich fern. Knapp zwei Stunden verbringen wir hier und dann geht es erst mal unter die Dusche. Unsere Klamotten sind pitschnass und der Staub muss runter. Anruf bei „Onkel Jupp“, der im benachbarten Palm Desert wohnt: niemand zu Hause derzeit. Draußen ist es heiß und wir haben Urlaub. Also schon mal die ersten Bilder entwickeln und eine kurze Mittagspause genießen. Gleich geht es auf jeden Fall noch in die Stadt bummeln …

Fast 2 Stunden fest geschlafen; der Körper scheint es zu brauchen. Soll er haben. 2. Anruf bei Jupp, niemand zu Hause; ich spreche Grüße aus der Heimat auf den AB. Nun aber auf in die Stadt. Wir wandern den langen Palm Canyon Drive bis Downtown; später zurück im Motel stehen 9,8 km auf der Uhr.

Zunächst gibt es außer schönem Licht nicht viel zu sehen. Die Sonne verschwindet früh (17 Uhr) hinter den Bergen; es bleibt aber weitere 2 Stunden hell. In der Nähe der Plaza laute Musik. Eine open-air-Kneipe ist proppevoll. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt. Das wäre was für unseren Kegelklub, denke ich gerade, als Gabi mich darauf hinweist, dass hier aber viele Männer sind, trinken und tanzen. Ähm - ausschließlich Männer. Und auch auf der Straße: auffallend viele Männerpaare. Easy living.

An guten Restaurants scheint es hier ebenfalls nicht zu mangeln. Die Entscheidung fällt zunächst schwer; vieles sieht sehr gut aus. Die Entscheidung fällt schließlich zugunsten des Restaurants Las Casuelas. Einerseits können wir hier in der lauen Abendluft draussen sitzen; zudem spielt hier offensichtlich eine Liveband und mexikanisches Abendessen passt hervorragend als Auftakt zu unserer Route für die kommenden 3 Wochen. Die Entscheidung ist genau die richtige, denn hier wird echt was geboten.

Da sind zunächst die „classic Margarithas“ in der „large“-Ausgabe. Die können was, uiuiui! Zu Nachos und Salsa suchen wir das Abendessen aus: Fish-Tacos für Gabi, Shrimp-Enchilladas für mich. Das Publikum ist sehenswert und ausgelassen. Kurze Kleidchen, knappe Büxkes, bei so manchem Outfit halten wir die Luft an. Eine füllige blonde Schwarze (!) trinkt eine „Creamy Margaritha“, die hieß in der Karte „Batita de Margaritha“, wenn ich mich nicht täusche. So manche Dame, die an uns vorbei zum Restroom geht, torkelt bedenklich. So langsam fragen wir uns, was passiert, wenn wir das Halbe-Liter-Glas aushaben, das gerade vor uns steht.

Auch der Gitarrist schwankt beträchtlich, als er an uns vorbei geht und später schätze ich den Promillegehalt der vierköpfigen Band auf 13,8. Der Drummer spielt wie der Duracelhase und irgendwie scheinen hier alle Geburtstag zu haben. Im Ernst: nach jedem Lied kommt 2x „happy birthday“. Die Tanzfläche ist ebenfalls voll und wir können die Augen nicht von drei Damen lassen, die sich gegenseitig beim tanzen festhalten, was auch nötig ist. Eine von ihnen hat wohl auch Geburtstag und dazu einen durchtrainierten Körper - Schwimmerin, schätzt Gabi. Sie kann aber nun wirklich nicht mehr alleine stehen und als Höhepunkt des Abend fällt sie stocksteif vom Stuhl. Das hindert sie aber nicht daran, etwas später sitzend zu tanzen (kann sie, oh ja - hoffentlich fällt sie nicht nochmal runter) und kurz darauf ist sie mit ihren Freundinnen wieder auf der Tanzfläche. Voller Einsatz - sagenhaft!

Das Essen ist prima und wir sind uns einig: mehr als diese eine Margaritha ist nicht machbar. Wahrscheinlich haben wir gerade locker die gestern verpasste Whiskyfair kompensiert, zumindest was den Alkoholgehalt angeht. Gabi ist gleich zu Bett gegangen und sofort eingeschlafen. Davon werden wir lange erzählen: vom Besuch im Restaurant am Ende des Universums; was für ein toller Sommertag!

Tagesetappe: 19 Kilometer
Übernachtung:
Best Western Inn, Palm Springs, CA
© 2017 Gabi & Jürgen