Tagebuch




San Diego? Like!!

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Jürgen auf der USS Midway, San Diego, CA

Wasservögel krächzen in der Morgenluft und wecken uns auf - genau richtig, denn den Tag wollen wir ja nicht verschlafen. Schnell entschlossen verzichten wir auf ein Frühstück hier im Best Western, das ohnehin extra dazu gebucht werden müsste.

Statt dessen setzen wir uns gemütlich auf den Balkon und genießen einen Becher Kaffee aus der „Zimmermaschine“ mit einigen Müsliriegeln. Dann bereiten wir uns auf den Abmarsch vor. Mein früher Vorstoß, Fahrräder hier im Motel zu reservieren („first come, first serve“), ist daran gescheitert, dass die Räder nur für jeweils 2 Stunden zu haben sind. Da wir einen Tagesausflug in die Stadt planen, scheidet das aus.

Also schnell die Karten-App auf dem iPhone geöffnet, die USS Midway als Ziel eingegeben und mal geschaut, was geht: Zu Fuß über 10 km eine Strecke. Machbar, aber vielleicht doch ambitioniert, wenn man bedenkt, was auch in der Stadt noch so an Strecke hinzukommet. Auf „ÖPNV“ wechseln und siehe da: gut 2 km bis zur Bushaltestelle, dann Direktverbindung.

Der Weg ist mit der App leicht zu finden (der Hubschrauber von gestern kreist schon wieder), das Tagesticket kosten 7$ und so sind wir wenig später an der „Star of India“, einem alten Segelschiff, das heute als Museumsschiff herhalten muss. In Sichtweite: die USS Midway - ein Museumsflugzeugträger mit viel Geschichte.

Als wir um 10:20 dort eintreffen, ist es noch nicht so voll. Sehr gut! Wir bekommen einen Audio-Guide auf deutsch um den Hals gehängt - das macht das Verständnis vieler Zusammenhänge viel einfacher. 66 Stationen kann man besuchen auf dem riesigen Schiff - die meisten laufen wir an und hören, was es dazu zu wissen gibt.

Natürlich ist das alles sehr militärisch ausgerichtet, schließlich ist der Flugzeugträger ja der Stolz der US-Navy. Benannt nach der Schlacht um Midway wurde sie wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Dienst gestellt und nahm am Vietnam- und am Zweiten Golfkrieg teil.

Interessant sind aber vor allem die Zusammenhänge, die Frage, wie sich eine solche Stadt im Wasser technisch und organisatorisch beherrschen lässt - mal ganz losgelöst vom kriegerischen Aspekt. Und natürlich beeindruckt die unglaubliche Größe dieses Teils. „Heilige Makrele!“ (Zitat Audio-Guide!), so was haben wir noch nie gesehen. Das Zwischendeck mit den Flugzeugen als geschlossene Halle und natürlich das „Flight Deck“ mit 2 Start- und Landebahnen, wo heute unzählige Flugzeuge und Hubschrauber ausgestellt sind.

Schön wie so oft bei amerikanischen Museen: Man darf vieles anfassen, probesitzen (Pilotensessel mit Schleudersitz, Kapitänsplatz, Briefingräume etc.) oder - liegen (Schlafkojen) und insgesamt bekommen wir einen sehr guten Eindruck, wie man sich das Leben auf so einem Schiff vorzustellen hat. Viele Veteranen stehen bereit, gefragtes und ungefragtes zu erläutern; deren Eifer ist zu bewundern! 4.500 Mann Besatzung wurden hier versorgt. Natürlich kommen daher auch Dinge wir die diversen Schiffsküchen (für jeden Mannschaftsgrad eine), Wäschereien, Poststellen, Maschinenräume, der Ankerkettenaufzug, das Schiffsgefängnis (upps, schon wieder eins) etc. nicht zu kurz. Es ist ein riesiger Irrgarten aus Gängen, Leitern, Siegen und verschachtelten Räumen. Gegen Ende nehmen wir noch an einer englischsprachigen Führung über die Brücke und die Kommandoräume (in diesem gigantischen „Turm“ auf dem Flight Deck) teil, dann sind wir bestens bedient, aber nach gut 3 Stunden mit unserer Aufnahmefähigkeit am Ende. man könnte den ganzen Tag hier verbringen. Wer mehr wissen möchte, googelt einfach mal - es gibt viel nachzulesen!

Nun machen wir noch einen Abstecher ins Seaport Village und machen uns dann auf den Weg über breite Zufahrtsstraßen Richtung Gaslamp Quarter in Downtown. Hunger haben wir nämlich inzwischen und dort gibt es unzählige gute Restaurants und Kneipen. Schnell sind wir fündig und in der Rockin’ Baja Lobster Bar & Grill werden wir fündig und so was von satt! Ich hatte einen Burrito, gefüllt mit allerlei Seafood (Lobster, Shrimps, Crabs) und Käse - dazu Zitronenreis und schwarze Bohnen. Das ist so was wie eine Pizza Calzone mit dünnem Teig, aber pfundiger Füllung. Ich bin jetzt noch genudelt. Großes „Scorpion“-Beer dazu, Gabi hat zur Margarita einen Lobster-Burger. Ebenfalls dekadent, aber saulecker.

Als Verdauungsspaziergang laufen wir die ganze 5. Straße hinunter, kaufen die Trump-Socken nicht (!) und gehen auch noch mal kurz durch die Horton-Plaza. Dann sind die Systeme auf Null. An der Santa Fe Railroad-Station ist eine Bushaltestelle und ab hier fahren wir zurück. Letzter Fußweg zum Motel - der Hubschrauber … (ok, lassen wir das).

Wieder haben wir den tollen Blick auf die Skyline im Abendlicht und wir beschließen, noch einen letzten Absacker auf dem Fishing-Pier im „Fathom“ zu trinken. Die Amis schrecken vor nichts zurück - Gabi bekommt ihren Weißwein aus einer dicken tönernen Teetasse.

Jetzt kann ich wirklich nicht mehr - 2 Stunden „Spätmittagsschlaf“ von 18 Uhr bis 20 Uhr; alles Systeme auf Null!

Danach habe ich richtig Durst, wir haben zu wenig Wasser getrunken heute bei der Hitze und fast 19 km zu Fuß auf der Uhr. Unsere Vorräte sind nicht mehr üppig und bevor ich heute Nacht verdurste schaue ich mal, was die Automaten hier so hergeben. Zu teuer - ich steige kurz entschlossen ins Auto und hole im nahen (3 km entfernten) „Ralphs“ Wasser und Diet Coke (16 Pullen zum Preis von zweien im Automaten).

Jetzt müssen die Fotos noch bearbeitet werden; das Tagebuch ist fertig. Gute Nacht - es war ein anstrengender, aber super schöner Tag. Wir mögen San Diego!

Tagesetappe: 0 Kilometer mit dem Auto, 18,8 km zu Fuß
Übernachtung: Best Western Plus Islands Palms & Marina, San Diego, CA
© 2017 Gabi & Jürgen