Tagebuch




Von bunten Wüsten und steinernen Bäumen

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Gabi auf dem "Blue Mesa Trail", Petrified Forest NP, AZ

Schon wieder über 10 Stunden geschlafen. Raus aus den Federn, letzter Rundgang über die Ranch, natürlich mit Kamera. Schaut bitte immer wieder mal nach den Fotos, wir ergänzen hin und wieder auch die Vortage, da wir diesmal thematisch sortieren und nicht für jeden Tag ein Album machen. So finden sich unter der Saguaro Lake Ranch nun Bilder von 3 Tagen.

U.a. ist auch eines von der Tarantel dabei, die Gabi auf dem Weg gefunden hat. Sah nicht mehr so ganz lebendig aus, lange hinüber war die aber sicher nicht. Hat sich vielleicht erschreckt, uns zu sehen?

Das Frühstück ist wieder der Hammer! Frisches Obst, knuspriger Bacon, Hashbrowns, Eier nach Wahl (diesmal „sunny side up“) Zimtwaffeln und mehr - leider passt mehr einfach nicht rein. Hatte ich bereits erzählt, dass mitten im Frühstücksraum ein „Skelett“ eines Saguaro-Kaktus steht? Die haben innen drin ein hölzernes Gerippe, das habe ich so auch noch nicht gesehen! Wir kaufen ein paar Souvenirs und verabschieden uns von dem lieben John. Er hat mächtig Spaß, dass wir so einen Spaß hatten. Um wenigstens ein Kayakbild zu haben, geselle ich mich zu der Gruppe, die heute den Fluss erobert. Das Zimmer ist geräumt, wir können aufbrechen. Ich schlage die Überdecke vom Fußende über mein Bett, um es halbwegs zuzudecken, da krabbelt eine kleine schwarze Spinne hervor. Gut, dass ich ich die nicht eher gesehen habe, dann wäre das nix geworden mit 10 Stunden Nachtruhe …

Die Fahrt durch die Apache Mountains ist fantastisch. Irre Streckenführung, wie eine Achterbahn. Anfangs beherrschen noch tausende Saguaro-Kakteen die Szenerie, dann dichter Kiefernwald und je höher wir kommen dann zunehmend Buschland. Zwischendurch schnappen wir uns an der Tankstelle einen großen Coffee to go. So erreichen wir das Colorado-Plateau und damit eine Höhenlage über 2.000 Meter. Dafür muss man im Allgäu Gondel fahren. Das ist für mich immer wieder unbegreiflich: dass wir hier größtenteils tagelang in Höhenlagen unterwegs sind, die bei uns nur auf Berggipfeln zu finden sind.

Am Eingang zum Petrified Forest NP kaufen wir unseren Jahrespass für 80 Dollar. Damit haben wir nun wieder 13 Monate lang „Eintritt frei“ in allen Nationalparks, National Monuments etc. Zu Beginn besuchen wir das Visitor Center und schauen uns den neuen, 20 minütigen Film über die Geschichte des Parks und die Entstehung der versteinerten Bäume an. Vor 225 Millionen Jahren kippten hier die Bäume um, wurden von den Flüssen fortgetragen und mit Sand und Schlamm bedeckt. Quarzite drangen ein, die Bäume versteinerten unter Druck und entwickelten ihre Regenbogenfarben. Durch Erosion später wieder freigelegt zeigen sie sich heute den geneigten Besuchern des Parks. Was hier noch alles verborgen liegen mag? Nicht nur versteinerte Bäume, auch Fossilien und Dinosaurierskelette werden hier immer wieder gefunden.

Nach und nach wandern wir verschiedene Trails ab: zunächst ist da der „Long Logs Trail“ mit 2,5 km Länge und vielen noch ziemlich gut erhaltenen, langen Baumstämmen. Es folgt der Crystal Forest (1,2 km) und dann der Jasper Forest. Dort ist der Trail unbefestigt und nach Abstieg vom „rim“ so schwierig zu finden, dass wir umkehren. Unser Motto lautet: kalkuliertes Risiko ja, Experimente, die nachher in Orientierungslosigkeit münden - definitiv nein, erst recht nicht in der Wüste.

Zwischendurch treffen wir doch tatsächlich diesen Raben, von dem Ingrid uns geschrieben hatte letzte Tage und den sie bei ihrem letzten Besuch hier lieb gewonnen hatte. Wir taufen ihn natürlich „Ingrid“ und stellen ein Portrait von ihm mit Grüßen zurück in die Fotogalerie.

An einem verrosteten automobilen Zeitzeugen, der zum Gedenken an die früher hier verlaufende „Route 66“ am Wegesrand steht, treffen wir ein älteres amerikanisches Paar aus Michigan. Wir fotografieren uns gegenseitig und sie kippen fast aus den Schuhen, als ich ihnen berichte, dass wir bereits zum dritten Mal hier sind. In Kalifornien waren sie auch noch nicht, das steht nächstes Jahr auf dem Programm. Gerne geben wir ihnen einige Urlaubstips. Uns wird wieder mal bewusst, wie privilegiert wir sind, das alles so erleben zu dürfen. Wir haben das heute morgen auf der Ranch schon einmal gehört von anderen Gästen - dass wir bereits viel, viel mehr gesehen haben von diesem riesigen Land als die meisten „Native Americans“.

In der Abendsonne machen wir noch Bilder von der „Painted Desert“, der bunten Wüste. Dann fahren wir die knapp 40 km nach Holbrook zurück, beziehen ein riesiges Zimmer im Lexington Inn, düsen nochmal kurz durch die Stadt auf der Suche nach einem Abendessen. Fündig werden wir bei „Tom und Suzie’s Diner“. Anstelle der hier obligatorischen Burger bestellen wir einen „Green Chile Beef Bean Cheese Burrito“ für mich (sieht ziemlich unappetitlich aus, schmeckt aber super) und „Chicken Alfredo“ für Gabi.

Wieder auf dem Zimmer machen wir unsere Hausaufgaben und nun ist Feierabend. Gute Nacht Rabe, gute Nacht Ingrid, gute Nacht Apanatschi, gute Nacht ihr in „good old Germany“; wir hören voneinander …

Tagesetappe: 380 Kilometer
Übernachtung: Lexington Inn, Holbrook, AZ
© 2017 Gabi & Jürgen